Freitag, 29. Mai 2009 / 14:41:31
Was erhofft sich Obama von Sotomayor?
Es gibt mehr Menschen latein-amerikanischer Abstammung in den USA als
Spanier in Spanien.
Dies betont die kluge Politik, die Präsident Barack Obama diese Woche
mit der Nominierung einer Richterin latein-amerikanischer Herkunft
für den Obersten Gerichtshof der USA betreibt.
Es ist ein historischer Moment für die Spanisch-sprechenden
Amerikaner, die zumeist ärmer, weniger gebildet und weniger in den
Top-Rängen der Regierungsführung präsent sind, als andere US- Bürger.
Es wird einige Monate dauern bis die Richterin Sonia Sotomayor ihren
Platz im Obersten Gerichtshof einnehmen kann und es müssen einige
Jahre vergehen bevor wir erfahren, was sie bewirkt hat. Den
politischen Effekt können wir jedoch bereits beobachten.
Schnell wachsende Minderheit
Die Latein-Amerikaner sind, die am schnellsten anwachsende ethnische
Gruppe in den USA: Ca. 45 Millionen Menschen, die 15% der
Gesamtbevölkerung ausmachen (Spanien hat etwa 41 Millionen Bürger).
Eigentlich tendieren die Latinos dazu die demokratische Partei zu
unterstützen, wobei diese Tendenz jedoch aufgrund einer Änderung
ihrer Interessen, schnell umschwingen kann.
George Bush, der Gouverneur des überwiegend von Latein-Amerikanern
geprägten Staates Texas war, buhlte US-weit um ihre Gunst und erhielt
fast die Hälfte ihrer Stimmen als er die Präsidentschaftswahl 2004
gewann.
Barack Obama arbeitete hart daran sie zurückzugewinnen und wurde dank
der Unterstützung der hispanischen Bevölkerung zum US-Präsidenten
gewählt.
Republikaner gefordert
Nun stellt er die Republikaner vor eine schwierige Entscheidung: Die
Berufung Sotomayors zur Richterin des Obersten Gerichtshofs.
Wie alle anderen Nominierten muss sie vom US Senat bestätigt werden.
Republikanische Aktivisten betrachten ihre judikativen Aktivitäten
als zu links-liberal und wollen, dass ihre Senatoren die Nominierung
ablehnen. Sie bereiten eine US-weite Kampagne in Form von kritischer
Fernsehwerbung oder Kundgebungen gegen Sotomayor vor.
Dennoch sind die republikanischen Abgeordneten im Senat in der
Minderheit. Einige sind sogar bereit sie zu unterstützen und auch
diejenigen, die sich ihrer Nominierung widersetzen, sind in der
Unterzahl.
Natürlich wollen die Republikaner auch wieder Wahlen gewinnen und sie
wissen, dass es Ihnen nicht helfen wird die Latinos zu verstimmen.
Wenn Sotomayor den Job bekommen sollte, wird es Obama hoch
angerechnet und wenn nicht, wird den Republikaner die Schuld
zugewiesen. So oder so ist es kluge Politik.
Jonathan Mann - POLITICAL MANN
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Er moderiert das wöchentliche Politmagazin «Political Mann» auf CNN International. Der Text steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung.
Kolumne von Jonathan Mann (Quelle: CNN-News)
Artikel per E-Mail versenden
Druckversion anzeigen
Newsfeed abonnieren
Links zum Artikel:
CNN International
In Verbindung stehende Artikel:
Erste Hispanierin im Obersten US-Gericht
Freitag, 7. August 2009 / 07:53:34