Freitag, 9. Januar 2009 / 12:25:00
Obamas Sendepause?
Manchmal sagt man mehr, wenn man nichts sagt. Schenken Sie Barack Obama Gehör.
Wir kennen seine grösseren und kleineren Pläne: von der Multi Milliarden Dollar Förderung für die US-Wirtschaft «wir müssen handeln und zwar jetzt» bis zum künftigen Haustier des weissen Hauses «wir werden einen grossen wilden Hund halten».
Keine Pläne?
Aber seine Pläne zur Beendigung des Blutvergiessens im Nahen Osten kennen wir nicht. Während Israel im Namen seines Krieges gegen den Terror Gaza angreift und Palästina im Namen der Ehre um Hilfe bittet, behält Obama seine Meinung für sich.
Stattdessen erzählt er Journalisten, dass allein Präsident Bush für die Vereinigten Staaten sprechen kann. «Wir können nicht zur selben Zeit zwei Administrationen haben, die sich mit der Aussenpolitik beschäftigen», sagte er letzte Woche. «Wir können das einfach nicht tun.»
«Wir mögen Obama»
Lange vor Beginn der Bombardierung schien die Hamas optimistisch hinsichtlich Obama. Ein Hamas-Oberhaupt namens Ahmed Yousef sagte während der Kampagne zu den US-Wahlen, dass Obama die Aussichten auf Veränderungen einhielt. «Wir mögen Obama und hoffen auf seinen Wahlsieg.»
Möglicherweise hören wir Obama Dienstag in einer Woche beredsam und in aller Ausführlichkeit über seine Pläne im Gazastreifen sprechen. Es könnte auch sein, dass wir nur wenig zu hören bekommen, denn Obama kennt die alte politische Maxime «teile und herrsche».
Enorme Aufgaben für Obama
Der neugewählte Präsident hat eine enorme Aufgabe vor sich: die Wiederbelebung der amerikanischen Wirtschaft, der Rückzug der US-Armee aus dem Irak und das Einlösen der unzähligen Versprechen, die ihm den Wahlsieg verschafften.
Gaza stellt eine tiefe humanitäre Krise dar, ist zugleich aber auch Zerstreuung von Problemen im eigenen Land. Das einfachste für Obama ist, Washingtons langjährige Unterstützung von Israel aufrechtzuerhalten. Alles, was als Unterstützung der Hamas ausgelegt wird, welche in den USA offiziell als terroristische Organisation gilt, wäre eine grosse Veränderung und ein deutlicher Wechselkurs in der Amtsführung.
Kein Präsident kann Desinteresse gegenüber dem Nahen Osten zeigen, da dort zuviel auf dem Spiel steht. Dennoch zeigten einige Präsidenten mehr Interesse als andere.
Also: Weiter zuhören und herausfinden, worauf die Wahl fällt.
Jonathan Mann - Campaign Trail Column für den 9.1.09
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Er moderiert das wöchentliche Politmagazin «The Campaign Trail» auf CNN International. Der Text steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung.
CNN-Kolumne von Jonathan Mann
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