Sonntag, 4. Januar 2009 / 18:46:41
Schweiz ruft erneut zu Waffenstillstand auf
Bern - Die Schweiz hat am Sonntag erneut zu einem Ende der Gewalt im Gazastreifen aufgerufen. Das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) appellierte «inständig an die Konfliktparteien, die Feindseligkeiten sofort und dauerhaft zu beeenden».
«Der Raketenbeschuss durch die Hamas muss ebenso gestoppt werden wie die israelische Militäraktion, damit die Leiden der Zivilbevölkerung ein Ende nehmen», fordert das Aussendepartement in einer Mitteilung vom Sonntag.
Damit der Zugang für humanitäre Hilfe garantiert werden könne, müssten die Grenzübergänge nach Gaza wieder geöffnet und die Blockade aufgehoben werden.
Das EDA protestierte dagegen, dass die israelischen Behörden einem Nothilfe-Team des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) die Einreise in den Küstenstreifen verweigert hätten. Über die Schweizer Botschaft in Tel Aviv sei das EDA in Kontakt mit den israelischen Behörden, um «den Zugang so schnell es geht zu ermöglichen».
Weiter mahnte das EDA die Konfliktparteien, «das internationale Völkerrecht vollinhaltlich zu respektieren, angefangen mit dem Schutz der Zivilbevölkerung, dem Zugang zu den Opfern und der Verhältnismässigkeit des militärischen Gegenschlags».
Bodenoffensive verschärft die humanitäre Krise
Seit Beginn der israelischen Bodenoffensive herrsche im Gazastreifen das nackte Chaos, berichten internationale Hilfsorganisationen übereinstimmend. «Das ist eine humanitäre Katastrophe», sagte der örtliche DEZA-Leiter, Mario Carera.
«Seit Tagen haben Lastwagen mit Hilfsgütern keinen Zugang mehr zum Gazastreifen. Es fehlt dort an allem. Wegen des Mangels an Treibstoff gibt es kein Wasser, keine Elektrizität mehr», sagte Carera der Nachrichtenagentur SDA.
«Die Forderungen nach einem Waffenstillstand müssen gehört, (...) die Zivilbevölkerung darf nicht zur Geisel der Kämpfe werden», forderte der Chef des Kooperationsbüros der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) für die palästinensischen Gebiete.
Hilfsgüter blockiert
«Entgegen den Beteuerungen der isrealischen Führung ist Gaza mitten in einer humanitären Krise», sagt auch die Schweizerin Suzanne Leuenberger von der UNO-Organisation für die palätinensischen Flüchtlinge (UNRWA).
Auch Anne-Sophie Bonefeld, Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) berichtete, dass Lastwagen mit medizinischen Gütern an Grenzübergängen zum Gazastreifen blockiert seien.
Einem medizinischen Team des IKRK wird zudem seit Freitagmorgen die Einreise in den Gazastreifen verwehrt. Die zwei Ärzte und zwei Krankenschwestern sollten im Spital Shifa bei schwierigen Operationen von Kriegsverwundeten helfen.
«Das IKRK verfügt noch über Lager in Gaza, aber angesichts der Situation ist die Verteilung in Gefahr», sagte die IKRK-Sprecherin. Und: «Im Moment müssen wir vor allem unsere Mitarbeiter in Schutz bringen».
Israel: «Keine humanitäre Krise»
Das israelische Aussenministerium betont dagegen, dass weiterhin Hilfsgüter in den Gazastreifen gelassen würden. In der vergangenen Woche sei 400 Lastwagen mit humanitären Gütern und 10 Krankenwagen die Einreise in den Gazastreifen erlaubt worden.
«Diese Unterstützung wird auch weiterhin gewährt werden. Tatsache ist, im Gazastreifen herrscht keine humanitäre Krise», heisst es in einer von der israelischen Botschaft in Bern verbreiteten Stellungnahme.
ht (Quelle: sda)
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