Freitag, 14. November 2008 / 14:35:09
Christoph Blocher hats gewusst
Konolfingen - Alt Bundesrat Christoph Blocher hat sich am Freitag im bernischen Konolfingen zur Zukunft des Wirtschaftsstandorts Schweiz geäussert. Sein Rezept: «Sich jetzt auf die Stärken besinnen und den Aufschwung vorbereiten.»
Blocher sagte vor der Holzindustrie Schweiz, dem Dachverband der Sägewerke, es sei normal dass es in der Wirtschaft nach Phasen der Hochkonjunktur auch wieder schlechte Zeiten gebe.
Man hätte dies allerdings früher sehen können. Als er vor einem Jahr, damals noch als Bundesrat, vor einer Rezession gewarnt habe, sei er der «Schwarzmalerei» bezichtigt worden.
Über Verhältnisse gelebt
Alle hätten zu lange über ihre Verhältnisse gelebt, sagte Blocher. In schlechten Zeiten hätte man nie derart leichtfertig Hypotheken gegeben, wie dies in den USA geschehen sei. Als Schweizer Stärken pries er den im allgemeinen intakten Eigenkapitalanteil der Unternehmen; da könne man auch eine Durststrecke überstehen.
Auf politischer Ebene empfahl Blocher eine Mehrwertsteuersenkung um ein Prozent, die 3 Milliarden in die Wirtschaft spülen würde. Auch dem Bürger etwas vom Überschuss von 2008 zurückzugeben, wäre richtig. Im übrigen sei aber die Marktwirtschaft «das einzige Erfolgsrezept».
Verbandspräsident Jean-François Rime, Freiburger SVP-Nationalrat, sagte nach dem mit Applaus aufgenommenen Referat, es zeige sich, dass Blocher «der richtige Mann wäre, um das VBS zu führen». Blocher selber sagte, Entscheide würden erst in den kommenden Tagen fallen.
Zeiten werden härter
Zur Entwicklung der Holzindustrie sagte Verbandspräsident Rime, die US-Immobilienkrise belaste die europäischen Märkte erheblich. Die Produktion sei seit dem dritten Quartal europaweit um zirka 10 Prozent gesunken. Ein grosses Problem für den Export sei auch die Abschwächung des Euro-Kurses.
Das Jahr 2009 werde schwierig, doch die Zeichen stünden längerfristig günstig, denn das Holz im Bau und als Energieträger sei ein wichtiger Trumpf im Kampf gegen den CO2-Ausstoss.
Holzbranche vor Durststrecke
Alfred Jechart, Präsident der Europäischen Organisation der Sägewerke, sagte, die nächsten acht bis zwölf Monate würden sehr schwierig für die Sägewerke. Die Nachfrage werde im kommenden Jahr schwach sein. Doch ab 2010 habe Holz sehr gute Chancen als führender Baustoff.
Jechart sitzt im Verwaltungsrat der österreichischen Mayr-Melnhof Holz Gruppe. Diese übernahm am Freitag die in Domat/Ems GR ansässige Stallinger Swiss Timber AG, das grösste Sägewerk der Schweiz.
Mit der Übernahme der ebenfalls österreichischen Stallinger/Kaufmann Gruppe im April hatte sich Mayr-Melnhof bereits zu einem Viertel am grössten Sägewerk der Schweiz beteiligt. Die vollständige Übernahme erfolge per 1. Januar 2009, teilte Mayr-Melnhof mit.
tri (Quelle: sda)
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