Mittwoch, 25. Juni 2008 / 07:08:13
Armeechef Roland Nef will keine Rambos im Militär
Bern - Armeechef Roland Nef übt leise Kritik an der Übung, die zum Militärunfall auf der Kander führte. Man müsse sich fragen, was eine Lufttransport-Kompanie mit Schlauchbooten auf einem Fluss suche.
In der Sendung «Der Club» bekräftigte Nef, er verbiete künftig Übungen, die nicht zur Kernaufgabe einer Kompanie gehörten. Entscheidend dafür sei das Material: Bestelle eine Kompanie für eine Übung Material, das nicht üblich sei, müsse eine Risikoanalyse stattfinden.
Ein Soldat dürfe zudem einen Befehl seines Vorgesetzten verweigern, wenn ihm eine Übung zu riskant erscheine, sagte Nef weiter. Es bestehe ein Recht auf körperliche Integrität. Er wolle keine Rambos in der Armee.
Dass in der Armee ein grösserer Gruppendruck bestehe, der solche Zivilcourage behindere, verneinte Nef. Zivilcourage beginne in der Familie. Die Armee aber sei ein Abbild der Gesellschaft.
Ausserdienstliche Vereinigung
Nicht Stellung beziehen wollte Nef zur ausserdienstlichen Vereinigung «Swiss Army Group», der die Verunglückten angehörten und die vom verantwortlichen Kompaniekommandanten geleitet wird. Er kenne diese Gruppe nicht, sagte er.
Bei solchen ausserdienstlichen, paramilitärischen Vereinigungen handle es sich um private Vereine von Leuten, «die sagen: Jetzt machen wir ein bisschen Militär». Er habe aber keine Möglichkeiten, diese einzuschränken. «Dies ist ein Wildwuchs, der auch Ausdruck unserer Gesellschaft ist.»
Suche nach dem Vermissten
Die Suche nach dem letzten Vermissten geht auch knapp zwei Wochen nach dem Schlauchboot-Unfall weiter. Ende Woche will die Armee über das weitere Vorgehen entscheiden.
Dies gab Armeesprecher Felix Endrich auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA bekannt. Rund 60 Armeeangehörige seien seit Montag am untersten Abschnitt der Kander und am Thunersee im Einsatz. Die Militärjustiz ihrerseits will am Freitag über den Stand ihrer Untersuchungen zum Unfall vom 12. Juni informieren.
smw (Quelle: sda)
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