Donnerstag, 22. Mai 2008 / 17:05:49
Leuthard: Marktöffnung als Chance nutzen
Cazis - Bundesrätin Doris Leuthard hat versucht, die Bündner Bergbauern von den Chancen der Marktöffnung zu überzeugen. Die bäuerliche Basis blieb aber auch nach ihrem Auftritt in Cazis skeptisch.
Wenn die Bauern Chancen nutzen wollten, dann müssten sie über den kleinen Schweizer Markt hinausschauen, sagte Leuthard vor den rund 400 Delegierten des Bündner Bauernverbandes. Es war der erste öffentliche Auftritt der Bundesrätin vor Landwirten in der Deutschschweiz zum Thema Marktöffnung im Agrarbereich.
Die handelspolitische Sonderstellung der Schweiz habe längerfristig kaum Bestand, sagte die Bundesrätin. Deshalb wolle der Bundesrat die Märkte für Landwirtschaftsprodukte und Lebensmittel gegenüber der EU öffnen. Zudem sei mit einem Abbau des Grenzschutzes im Rahmen der WTO-Verhandlungen zu rechnen.
Produkte weltweit gefragt
Leuthard forderte die Bauern auf, aktiv zu werden und die Chancen zu nutzen. Die Landwirtschaft produziere zusammen mit der Nahrungsmittelindustrie Produkte, die weltweit gefragt seien.
Der Bündner Bergkäse habe schon von der Öffnung zur EU profitiert und sei im Hochpreis-Segment erfolgreich. Auch das Bündnerfleisch sei hervorragend positioniert.
490 Mio. neue Konsumenten
«Im Gegenteil», so die Bundesrätin: Unter Freihandelsbedingungen könne das Berggebiet von den Vorteilen der Spezialitäten profitieren. Die Bauern und die Nahrungsmittelindustrie hätten dank Freihandelsabkommen mit der EU Zugang zu einem Markt mit 490 Millionen Konsumenten.
Der Bundesrat wolle die Landwirte beim Übergang in die neue Marktsituation nicht alleine lassen, unterstrich Leuthard. Eine Expertengruppe erarbeite Begleitmassnahmen. Die Bundesrätin räumte ein, dass der Einkommensverlust der Bauern bei der Marktöffnung ohne Abfederung rund 30 Prozent betrage.
Ausserdem soll an den Direktzahlungen, von denen gegenwärtig jährlich 2,5 Milliarden Franken fliessen, festgehalten und das System verbessert werden.
fest (Quelle: sda)
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