Man nehme eine brillante, willensstarke Amerikanerin, verheirate sie mit einem hoffnungsvollen, jungen Politiker, die beiden gründen eine Bilderbuch-Familie. Sie verfolgt ihre eigene Karriere als Anwältin und wird so selbst zu einer einflussreichen, öffentlichen Figur.
Heraus käme die uns schon lang bekannte Hillary Clinton, oder aber auch Michelle Obama, die gerade erst ins Licht der Öffentlichkeit rückt.
Mit Barack Obamas Sieg in Oregon diese Woche und seinem uneinholbaren Vorsprung zur demokratischen Präsidentschaftsnominierung, sieht es derzeit nicht danach aus, als ob Hillary Clinton als erste Präsidentin der Vereinigten Staaten in die Geschichte eingehen wird.
Eine ganz andere Art «First Lady»
Wenn die aktuellen Umfragen und Wahlprognosen für einen demokratischen Sieg im November sich bewahrheiten sollten, dann wird Michelle Obama Geschichte machen: als erste afro-amerikanische First Lady. Und mit ihr darf man eine ganz andere Art «First Lady» erwarten.
Michelle LaVaughn Robinson wurde, wie ihr Ehemann, der zweieinhalb Jahre älter ist, vor 44 Jahren in Chicago geboren. Während er seine Kampagne unter das Motto «Hoffnung» stellte, sprach sie über die harten Realitäten des amerikanischen Alltags, über die Unterschiede zwischen arm und reich, zwischen schwarz und weiss.
Amerika hatte bereits einige lautstarke Präsidentengattinnen, aber Michelle Obama könnte die erste zornige werden. Sie hat die USA öffentlich als «angstgesteuert» und «ausgesprochen gemein» kritisiert.
Jetzt ist sie stolz auf ihr Land
Der Wahlkampf ihres Mannes zum Präsidentschaftskandidaten habe sie das erste Mal in ihrem erwachsenen Leben stolz auf ihr Land gemacht. Viele Amerikaner haben sich gefragt, warum ein Mädchen aus bescheidenen Verhältnissen, das dann die Möglichkeit bekommt, in Harvard Jura zu studieren und nun als Anwältin ein ansehnliches Einkommen hat, sich derart kritisch über ihr Land äusserte.
Sollte sie nicht eher dankbar sein für die Chancen, die sie bekam? Sie hat im Nachhinein mehrmals versucht, diese Bemerkungen abzumildern – aber es war bereits zu spät.
Die Republikaner haben diese Kritik für einen Wahlkampf-Spot genutzt und den zornigen Äusserungen Michelle Obamas patriotische Parolen zufriedener amerikanischer Bürger entgegengesetzt.
Barack Obama hat in dieser Woche den Werbespot kritisiert. Die Republikaner sollten seine Frau in Ruhe lassen, den Sachverhalt nicht verdrehen und von billigen Sprüchen absehen.
Sie spielt einen entscheidenden Part im Wahlkampf
Michelle Obama spielt einen entscheidenden Part in Barack Obamas Wahlkampf. Wenn sie sich zu einem Thema äussert, kann sie sicher sein, gehört zu werden und muss deshalb damit rechnen, dass sich auch die Gegner ihres Mannes dazu äussern.
Man kann also gespannt sein, was noch passieren wird. Auch wenn Hillary Clinton aus dem Rennen ausscheidet, wird es immer noch eine hartnäckige Frau im Wahlkampf geben, die einige Niederlagen einstecken muss, bevor sie die Chance bekommt, Geschichte zu schreiben.
Jonathan Mann - Campaign Trail Column für den 23.5.08 Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Er moderiert das wöchentliche Politmagazin «The Campaign Trail» auf CNN International. Der Text steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung.
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