Dienstag, 29. April 2008 / 09:25:20
SVP hat Nerv der Wähler getroffen
Bern - Die SVP hat bei den Wahlen 2007 die Sorgen ihrer Wählerschaft mit Abstand am besten getroffen. Ausländer und Migration waren das wichtigste Problem für die SVP-Basis. Andere Parteien hatten mehr Mühe, ihren Anliegen Gehör zu verschaffen.
Dies stellt die Selects-Studie über die Eidg. Wahlen 2007 fest. Danach hielten die SVP-Wählenden ihre Partei klar für die fähigste Kraft, das für sie wichtigste Problem zu lösen. So konnte die SVP ihre Wähler am besten mobilisieren und ihr Potenzial maximal ausschöpfen.
Sie gewann erneut viele ehemalige Nichtwähler. Ausserdem machte sie vor allem der FDP Wählerinnen und Wähler abspenstig.
Deutlich zulegen gegenüber 2003 konnte sie bei Jungen, bei Personen mit kleinem Einkommen und schmalem Schulsack. Bei letzteren erreichte sie einen Wähleranteil von je 40 Prozent.
Entscheid lange vor Wahl
Die meisten SVP-Wählenden haben sich schon lange vor der Wahl für ihre Partei entschieden. Die Gewinne der SVP sind also nicht erst auf die Schlussmobilisierung der letzten Wochen zurückzuführen.
Diese Vermutung war nach den Wahlen im Zusammenhang mit den Ausschreitungen bei der Demonstration in Bern am 6. Oktober 2007 geäussert worden.
FDP mit Mobilisierungsproblem
Die FDP hat ein Mobilisierungs- sowie ein Vertrauensproblem. Den Freisinnigen gelang es nicht, vermehrt Junge anzusprechen. Und nur eine Minderheit ihrer Wähler sieht sie als fähigste Problemlösungs-Kraft.
FDP und CVP konkurrenzieren einander gegenseitig. Hatten beide 1995 noch einen relativ starken rechten Flügel, so ist dieser heute marginal - die SVP hält das gesamte rechte Lager klar besetzt.
SP verliert Berufsleute
Auf der Linken kämpfen SP und Grüne um die nahezu gleiche Wählerbasis. Weil im linken Segment die Sorge um Klima und Umwelt im Vordergrund stand, konnten die Grünen der SP Wähler - vor allem jüngere - abjagen.
Linke wie Grüne haben eine gut ausgebildete Wählerschaft, die SP verlor vor allem bei Personen mit Berufslehre. Beide Parteien sind zudem klar links positioniert und haben wenig Ausstrahlung in die Mitte. Die Linke legte bei den «Gewinnern» zu, den gut Ausgebildeten und den «Sozio-kulturellen Spezialisten» wie Sozialarbeitern und Lehrern.
Rechtes Monopol
Wie der Genfer Politologe Pascal Sciarini bei der Vorstellung der Selects-Studie über die Eidg. Wahlen 2007 feststellte, hat seit 1995 eine Polarisierung und Personalisierung die Parteienlandschaft der Schweiz grundlegend umgestaltet. In der schweizerischen Parteienlandschaft hat sich auf der Rechten ein Monopol der SVP herausgebildet. Demgegenüber wird die Linke von einem «Duopol» der SP und Grünen beherrscht.
FDP und CVP haben wenig Spielraum.
Leuthard-Effekt
Bei den Wahlkämpfen zwischen 1995 und 2007 spielten Persönlichkeiten eine zunehmend wichtige Rolle: Für die SVP ist die weitreichende Sympathie für Christoph Blocher ein wichtiger Erfolgs-Faktor, für die Linke ist Micheline Calmy-Rey Sympathie-Trägerin.
Die CVP profitiert ihrerseits vom «Doris Leuthard-Effekt». Die FDP hat dagegen keine solche Identifikationsfigur.
Reduzierte Konkordanz
Der SVP ist es - mit erheblichem Geldmitteleinsatz - gelungen, mit der Ausländer-, Asyl- und Sicherheitsfrage ein wichtiges Thema zu besetzen, das vielen unter den Nägeln brennt. Alle anderen Parteien haben dagegen Schwierigkeiten, ihre Anliegen «herüberzubringen».
Für Sciarini konnte die klassische «breite» Konkordanz von SVP, FDP, CVP und SP die Polarisierung und Personalisierung der letzten Jahre nicht überleben. Die Nichtwiederwahl vom Blocher hat nun zu einer «reduzierten» Konkordanz FDP/CVP/SP geführt.
ht (Quelle: sda)
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