Donnerstag, 24. Januar 2008 / 17:19:34
Schlüer und Chatami zusammen am Open Forum
Davos - Die Rückkehr der Religion und daraus entstehende Gefahren für den säkularen Staat ist das Thema des ersten Open Forum am WEF in Davos gewesen. Daran nahmen unter anderen der iranische Ex-Präsident Chatami und der abgewählte SVP-Nationalrat Schlüer teil.
Existentielle Fragen hätten die Menschen immer beschäftigt, sagte Thomas Wipf, Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK), Initiator und Mitträger des Open Forum. Allerdings zeigten Fragen vor allem von jungen Menschen an die Kirche, dass Religion wieder wichtiger geworden sei.
Mohammed Chatami, der sich vor seiner Zeit als vergleichsweise liberaler Staatspräsident (1997-2005) bereits als Professor für politische Philosophie und als iranischer Kulturminister einen Namen gemacht hatte, gab Nietzsche die Schuld an der Abkehr von der Religion. Er erinnerte daran, dass es säkulare Staaten waren, welche die beiden Weltkriege auslösten - im Klartext: Nietzsches Heimat Deutschland.
Die Rückkehr der Religion sei gefährlich, weil mit ihr die Extremisten auf den Plan träten. Für sie gelte: «Wer nicht für uns ist, ist gegen uns.» Die Konsequenz daraus seien Gewalt und Krieg. Das Ziel muss aus Chatamis Sicht die Verbindung von Religion, Freiheit und Menschenrechten sein - nicht der säkulare Staat.
Für eine Trennung von Kirche und Staat
Entschieden für eine Trennung von Kirche und Staat trat Ulrich Schlüer, treibende Kraft hinter der Volksinitiative für ein Minarettverbot, ein. Minarette seien Symbole einer Religion, die mit ihrem Rechtssystem, der Scharia, die schweizerischen Freiheitsrechte bedrohten.
Die Scharia sei interpretierbar und so wenig starr wie die islamische Gemeinschaft weltweit, entgegnete Ingrid Mattson, Präsidentin der Islamischen Gesellschaft Nordamerikas. Sie forderte dazu auf, auch Muslime als gute Schweizer anzuerkennen und nicht auszugrenzen. Minarette hätten die gleiche Daseinsberechtigung wie Kirchtürme.
smw (Quelle: sda)
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