Sonntag, 25. November 2007 / 11:28:46
Folgen der Hypothekenkrise schwer abschätzbar
Zürich - Die Auswirkungen der US-Hypothekarkrise sind für Experten nach wie vor schwer abschätzbar. Die Schweizer Wirtschaft dürfte aber die Turbulenzen ohne grössere Blessuren überstehen.
Inesgamt habe sich die Finanzkrise verschärft, sagte Philipp Hildebrand, Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), in einem Interview mit der «SonntagsZeitung».
Doch: «Die Finanzkrise trifft uns zu einem Zeitpunkt, in dem die Weltwirtschaft so robust ist, wie sie in den letzten Jahrzehnten wohl nie gewesen ist. Wenn wir schon eine solche Krise überstehen müssen, dann gibt es kaum einen besseren Moment als heute.»
Das Problem sei, dass der Markt nicht abschätzen könne, wie die betroffenen Banken ihre Abschreibungen berechnen, sagte Hildebrand zu möglichen weiteren Verlusten bei den Grossbanken UBS und Credit Suisse. «Deshalb wissen wir nicht, wo die Reise hingeht.»
Auf grosse Finanzinstitute beschränkt
Er gehe davon aus, dass sich die Finanzkrise in der Schweiz auf die grossen Finanzinstitute beschränken werde und sich nicht auf die kleineren Finanzinstitute ausweite, sagte Hildebrand weiter.
Betroffen seien im Moment vor allem die Banken und Investoren, die sich in diesem Geschäft exzessiv und zum falschen Zeitpunkt engagiert hätten, sagte Hildebrand weiter.
Positiv zu bewerten sei die Tatsache, dass Schweizer Unternehmen generell zur Zeit sehr kreditunabhängig wirtschaften, sagte Hildebrand zur Gefahr, dass die Banken die Kreditvergabe restriktiver handhaben könnten.
Brunetti: Keine Rezession
Auch Aymo Brunetti, Chefökonom beim Staatssekretariat für Wirtschaft (seco), geht von einem glimpflichen Ablauf der Krise für die Schweiz aus. «Wir erwarten für 2008 international wie in der Schweiz zwar ein langsameres Wirtschaftswachstum, aber keine Rezession», sagte Brunetti in einem Interview mit dem «Blick» vom Samstag.
Die Schweizer Wirtschaft sei jetzt im vierten Jahr mit Wachstumsraten deutlich über 2 Prozent, sagte Brunetti. Es sei normal, dass irgendwann einmal das Tempo nachlasse. Die Risiken seien gestiegen. Doch seien die Konjunkturdaten trotz Krisendiskussion und nervösen Kommentaren zu Währung, Erdöl und Bankkrise nach wie vor gut bis sehr gut.
Schlechte Stimmung
Die schlechte Stimmung an den Aktienmärkten widerspiegle die grosse Verunsicherung, sagte Brunetti weiter. Man wisse nicht, wie sich die US-Hypothekarkrise in den nächsten Monaten auf die Weltkonjunktur auswirke.
Der schwache Dollar sei für die Schweizer Wirtschaft nicht dramatisch, sagte Brunetti weiter.
Für die Schweizer Wirtschaft verteuere der schwache Dollar zwar die Exporte in den Dollarraum. Der Eurokurs sei aber für die Schweizer Wirtschaft noch wichtiger. Gegenüber dem Euro sei der Schweizer Franken nach wie vor tief bewertet.
Brunetti glaubt auch nicht, dass der steigende Ölpreis die Konjunktur abwürgen wird. Denn der Ölpreis steige auch wegen der sehr starken Nachfrage aus China und Indien. Der Boom in diesen Ländern stütze gleichzeitig die Weltkonjunktur. Gerade für ein Exportland wie die Schweiz sei das auch positiv.
tri (Quelle: sda)
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