Samstag, 14. Juli 2007 / 12:45:00
Cécilia Sarkozys diplomatische Überraschungsmission
Paris - Wochenlang hat Frankreichs «First Lady» das Land darüber rätseln lassen, welche Rolle sie als Präsidentengattin einnehmen will. Würde Cécilia Sarkozy ihren Mann politisch beraten? Oder sich aus allem raushalten, wie sie vor den Wahlen angedeutet hatte?
Seit Donnerstag scheint das Rätsel gelöst: Staatschef Nicolas Sarkozy schickte seine Frau als eine Art humanitäre Botschafterin zu einer Überraschungsmission nach Libyen - einen Tag, nachdem das nordafrikanische Land mit einem bestätigten Todesurteil gegen fünf Krankenschwestern und einen Arzt weltweit für Aufsehen gesorgt hatte.
In den vergangenen Wochen hatte sich Cécilia Sarkozy völlig im Hintergrund gehalten. Seit ihr Mann im Mai zum Präsidenten gewählt worden war, liess sie sich nur bei einem einzigen offiziellen Anlass sehen, beim Abendessen der europäischen Staats- und Regierungschefs zum Auftakt des G-8-Gipfeltreffens in Heiligendamm.
Etwa zur gleichen Zeit, Anfang Juni, sagte die Frau des Präsidenten der französischen Tageszeitung «Le Figaro», sie wolle sich erst dann zu ihrer künftigen Rolle äussern, «wenn die Dinge endgültig feststehen».
Zwei Wochen später sagte ihr Mann dem Fernsehsender TF1, seine Frau und er sprächen viel darüber, wie sie ihre Rolle sehe. «Sie schaut zu, sie denkt nach», sagte er. «Sie will sich Zeit lassen und ihre Familie schützen.»
Keine Reise von Amts wegen
Die Familienkarte spielte Sarkozy jetzt auch aus, als er seine Frau nach Libyen schickte. Es war keine Reise von Amts wegen, wie der Elysée-Palast betonte - obwohl die Frau des Präsidenten laut Verfassung ohnehin keinen offiziellen Status hat.
Der Staatschef habe Cécilia Sarkozy in ihrer Eigenschaft «als Mutter» in das afrikanische Land entsandt. Die «Première Dame» besuchte dort nicht nur die zum Tode verurteilten bulgarischen Krankenschwestern, sondern auch Familien von Kindern, die sie angeblich mit dem Aids-Virus infiziert haben.
Cécilia Sarkozy gab damit ihr Debüt in der Rolle einer humanitären Botschafterin, neben Aussenminister Bernard Kouchner und Rama Yade, der Menschenrechtsbeauftragten der neuen Regierung.
Den Franzosen dürfte es recht sein: 62 Prozent der Befragten hatten jüngst in einer Umfrage der Zeitschrift «Elle» angegeben, dass die Frau des neuen Präsidenten eine humanitäre Rolle spielen soll - nur 15 Prozent waren dafür, dass sie ihren Mann politisch berät.
100 Tage Zeit
Dabei war die 49-Jährige immer eine wichtige Beraterin für den Staatschef, obwohl es um die Ehe der beiden zumindest zeitweise nicht zum Besten bestellt schien. Vor zwei Jahren brannte sie mit einem Werbemanager in die Vereinigten Staaten durch. Sarkozy habe sich damals 100 Tage Zeit gegeben, um seine Frau zurückzugewinnen, heisst es.
Tatsächlich kehrte das ehemalige Mannequin zu ihm zurück. Auch wenn im Wahlkampf neue Gerüchte über Probleme in Umlauf gebracht wurden, zog Cécilia Sarkozy nach dem Sieg mit ihrem Mann in den Präsidentenpalast.
Französische Zeitungen spekulierten am Freitag darüber, in welcher Rolle die für ihre Unabhängigkeit bekannte Frau des Präsidenten nun wirklich aufgehen werde. Die unerwartete Reise nach Libyen sei schon mal «ein kleiner Vorgeschmack», hiess es in «L'Indépendant du Midi». «Das verheisst einige Überraschungen.»
von Kerstin Löffler (Quelle: sda)
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