Samstag, 28. Juli 2007 / 21:00:03
Libyen: «Freilassung der Krankenschwestern Verrat»
Tripolis - Libyen hat der bulgarischen Regierung «Verrat» vorgeworfen, weil sie die freigelassenen Krankenschwestern umgehend begnadigt hatte. Aussenminister Abdelrahman Schalgham äusserte sich auf einer Medienkonferenz in Tripolis.
«Die Häftlinge sollten gleich bei ihrer Ankunft in eine Strafanstalt überstellt werden und nicht illegal befreit werden», erklärte Schalgham.
Die bulgarische Regierung habe «die rechtlichen Vorschriften in Sachen Auslieferung verletzt, die vom internationalen Recht und dem Rechtshilfeabkommen» der beiden Länder festgelegt seien, kritisierte Ministerpräsident Baghdadi al-Mahmudi.
Begnadigung nach Ankunft
Die fünf bulgarischen Krankenschwestern und der palästinensische Arzt waren 2004 zum Tode verurteilt worden, weil die libysche Justiz es als erwiesen ansah, dass sie mehr als 400 Kinder in einem Spital in Benghasi vorsätzlich mit dem HI-Virus infiziert hatten.
Nach langen Verhandlungen wurde die Todesstrafe in eine lebenslängliche Haftstrafe umgewandelt, so dass die sechs aus Libyen ausreisen durften. Unmittelbar nach ihrer Ankunft in Bulgarien wurden sie begnadigt.
Zusagen von Frankreich
Libyen gab mittlerweile auch Einzelheiten zu den Verhandlungen um die Freilassung der Krankenschwestern und des Arztes bekannt. Laut Al-Mahmudi zahlten unter anderem Tschechien, Katar und Bulgarien in den Fonds ein, aus dem die Familien der HIV-infizierten Kinder finanzielle Unterstützung erhalten.
Frankreich habe zudem zugesagt, dem Spital in Benghasi mit Ausrüstung zu helfen und etwa 50 libysche Ärzte auszubilden. Der Fonds Benghasi International hat an die Familien betroffener Kinder insgesamt 460 Mio. Dollar Entschädigung gezahlt. Nach Angaben des Fonds wurde die Zahlung wiederum durch ein Darlehen finanziert.
ht (Quelle: sda)
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