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Donnerstag, 5. April 2007 / 12:17:22

15

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Momentan echauffiert sich die Welt und vor allem das persische Volk über die Brutalo-Verfilmung des Blut und Boden Comics '300' von Frank Miller, der, auf historischen Überlieferungen aufbauend, den Kampf von 300 Spartanern gegen ein über tausend mal grösseres Heer von Persern in drastischen Bildern zeigt. Am Schluss steht die Vernichtung beider Seiten, wobei aber die Spartaner als die Sieger gelten, brechen sie doch den Vormarsch des persischen Herrschers Xerxes gen Westen, bereiten mithin den Boden für unsere Zivilisation.

Fast gleichzeitig zu diesem martialischen Kino-Erlebnis gerät auch der Herrscher des modernen Persiens, des Irans, durch eine winzige Streitmacht in grosse Probleme. Doch die Konstellation ist noch absurder. Denn die 15, nun freigelassenen, Engländer haben nie gekämpft. Es ist kein Blut geflossen, ja, es dürfte kaum ein Schuss gefallen sein. Alles was die fest gehaltenen Marinesoldaten machten, war, gefangen irgendwo im Iran zu sitzen, bis sie nach tagelangem diplomatischen Seilziehen zurück nach Hause durften.

Den Abschluss in diesem Geiseldrama bildete die Schmiereninszenierung des Abschieds mit Handschlag durch Mahmud Ahmadinedschad himself, der seinen Ex-Gefangenen eine gute Heimreise und viel Glück wünschte und über deren Zwangsurlaub scherzte. Jaja, der Mahmud, was für ein Scherzkeks, immer zu einem Spässchen bereit. Und wenn niemand hinschaut, dann werden auch mal ein paar politische Gefangene gehängt.

Die scheinbar gütliche Auflösung der Geiselkrise setzt einen absurden Schlusspunkt hinter diese Farce, die am 23. März mit der Gefangensetzung der Fünfzehn begonnen hat. Was alles im Hintergrund an Deals abgelaufen ist, lässt sich nicht genau sagen, aber scheinbar wurden Besuchsrechte für fünf im Irak gefangene Revolutionsgardisten ausgehandelt und Grossbritannien gab eine Garantie, die Grenzen des Irans zu respektieren.

Zu einer Demutsgebärde des Westens oder offener Gewaltandrohung kam es dagegen nicht. Eskalationen und Provokationen von britischer Seite blieben aus. Vermutlich zur grossen Enttäuschung des Iranischen Präsidenten.

Darauf deutet auch der Verlauf der Krise hin. Der Druck der Iraner schien mit jedem Tag zu wachsen. Es begann mit der Beschuldigung, dass die Briten offen aggressiv gewesen seien und steigerte sich dahin, dass den Soldaten der Prozess gemacht würde. Es schien eine lange, unangenehme Affäre zu werden, ein ewiges Tauziehen, das fatal an die Botschaftsbesetzung von 1979 erinnerte, als iranische Studenten – es wird heute noch darüber spekuliert, dass Ahmadinedschad damals auch dabei gewesen sei – die US-Botschaft besetzt hatten und monatelang die Angestellten als Geiseln hielten. Dieses für die Islamische Republik Iran so identitätsstiftende Ereignis scheint im Angesicht von an jeder Ecke des heutigen Irans schwelenden Krisen unter gewissen Exponenten der Regierung einen Nostalgieschub ausgelöst zu haben und damit die Hoffnung, mit den britischen Soldaten eine neue Identitätsfindung zu starten... islamische Revolution reloaded, sozusagen.

Allerdings hat sich die Welt seither gewandelt und auch der Iran. Der 'feindliche' Akt der Briten schien niemandem sonderlich feindlich und selbst mit der staatlichen Propaganda brachte das Teheraner Regime nicht mehr als einen arrangierten Mob von herangekarrten Vandalen zustande, der die britische Botschaft mit Gegenständen bewarf.

Mit jedem Tag, der den Iran schlechter aussehen liess, wurde die Position der gemässigten Kräfte, die eine Schwächung der Revolutionsgarden und Ahmadinedschads wünschen, stärker. Irgendwann muss es auch den Betonköpfen klar geworden sein, dass die Welt nicht nach ihrer Pfeife tanzen würde. Es war genau der Verzicht auf militärische Gewalt und der dezente aber harte Druck auf diplomatischen Kanälen, die letztendlich zu der plötzlichen 'Lösung' des Problems führten.

Aus dem erhofften innenpolitschen Erfolg für Ahmadinedschad wurde eine allumfassende Niederlage. Dagegen hilft auch nicht die dreiste Behauptung, die Freisetzung der Soldaten sei ein Geschenk an das britische Volk. Auf einmal steht wieder eine Zahl für eine Niederlage eines persischen Herrschers. Für Xerxes war dies 300 – für Ahmadinedschad – in jeder Hinsicht eine kleinere Nummer – ist es 15.

von Patrik Etschmayer (Quelle: sda)

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