Sonntag, 4. Februar 2007 / 13:49:11
Chatten mit Hillary
Washington - Eine erste Schlacht um den Einzug ins Weisse Haus hat US-Senatorin Hillary Clinton bereits gewonnen. Innerhalb einer Woche trugen sich über 150 000 Besucher auf der Internet-Seite «www.hillaryclinton.com» als «Unterstützer» ein.
Die Demokratin aus New York hatte bereits ihre Präsidentschaftskandidatur zunächst in einem Video auf ihrer Homepage verkündet («I'm in... Let's chat»).
Mit der hohen Besucherzahl schlug sie den bislang aussichtsreichsten Konkurrenten um die Kandidatur der Demokraten, Barack Obama, um Längen. Der Senator aus Illinois begeisterte in der gleichen Zeit nur rund 100 000 Mitstreiter im Internet.
Internet mitentscheidend
Diese Differenz gilt vielen als erstes Indiz für die Erfolgsaussichten der Kandidaten: «Heute ist es mitentscheidend, wer online seine Anhänger am besten mobilisiert», meint Prof. John Palfrey von der Harvard-Universität, der sich mit dem Einsatz neuer Technologien «für die Stärkung von Demokratien» beschäftigt.
Besonders die Demokraten setzen auf die virtuelle Netzwelt - nicht zuletzt im Bemühen um ein modernes, jugendliches Image. Neben Clinton und Obama gaben auch der ehemalige Senator von North Carolina, John Edwards, sowie der Gouverneur von New Mexiko, Bill Richardson, ihre Kandidatur online bekannt.
Erfolgreiche Aktionen
Seitdem streuen die Wahlkampfmanager Erfolgsmeldungen von der virtuellen Front. Hillary Clinton liess sich im Chatroom mit Fragen bombardieren - rund 25 000 Amerikaner suchten auf diesem Weg mehr über die frühere «First Lady» zu erfahren.
John Edwards liess seine Rede vor rund 1000 Bürgern in der Stadthalle von Des Moines (North Carolina) live ins Internet übertragen, wo dann nach Angaben des Edwards-Lagers über 50 000 Menschen zuschauten.
Medienforscher interessiert
Eine ganz besondere Bedeutung hat der Einfluss des Internets auf die Medienmacher: Auf den Gehaltslisten der Parteien stehen inzwischen ausgewählte Blogger als Experten für die noch junge Web-Welt.
«Vor zehn Jahren wirkten vielleicht 100 Journalisten auf die wichtigsten Fernseh-Sendungen ein. Heute haben auch mindestens 1000 Blogger Einfluss», betont Steven Clift, der für die Vereinten Nationen die Möglichkeiten des Internets für Demokratien erforschte.
Gelder online sammeln
In den USA ist das Web aber auch für die Wahlkampf-Finanzierung immer wichtiger geworden. Schon bei den Präsidentschaftswahlen 2000 sammelte der republikanische Senator John McCain online 7,5 Millionen Dollar (über 9 Millionen Franken).
2004 kam der demokratische Präsidentschaftskandidat Senator John Kerry schon auf 79 Millionen Dollar. Palfrey rechnet damit, dass Obama und Clinton deutlich mehr Geld im Internet auftreiben können. 25 Dollar ist der niedrigste Betrag, der bei den beiden Demokraten mit wenigen Klicks per Kreditkarte überwiesen werden kann.
Trotz grösserer Bedeutung des Internets: «Die Kandidaten müssen nach wie vor vor allem vor Ort Wahlkampf betreiben und ihren Fokus auf das Fernsehen legen», sagte der Direktor des Forschungsinstituts «PEW», Lee Rainie. Denn noch immer nennen dem Wissenschaftler zufolge nur 15 Prozent der Wähler das Internet als Informationsquelle.
Von Christian Putsch, dpa (Quelle: sda)
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