Dienstag, 23. Januar 2007 / 09:46:10
Mario Corti gibt vor Gericht bereitwillig Auskunft
Bülach - Der ehemalige Konzernchef der SAirGroup, Mario Corti, hat sich vor dem Bezirksgericht Bülach gegen die Anklage gewehrt, die Öffentlichkeit über einen Kredit getäuscht zu haben.
Corti hatte an der Generalversammlung der SAirGroup im April 2001 Angaben über eine Vereinbarung für einen Milliardenkredit mit den Banken Credit Suisse, Deutsche Bank und Citigroup gemacht. Definitiv abgeschlossen worden war der Kreditvertrag allerdings erst am 11. Juli 2001.
Die Staatsanwaltschaft klagt Corti in diesem Punkt wegen «unwahrer Angaben über kaufmännisches Gewerbe» an. Die Staatsanwaltschaft habe nicht richtig verstanden, wie eine Kreditlinie errichtet werde, konterte Corti.
Kreditbedingungen nicht unerreichbar
Die beteiligten Banken hätten ihn zur Mitteilung der Vereinbarung ermächtigt, sagte Corti. Er habe die Aussagen aufgrund seines damaligen Wissenstandes gemacht.
Corti wies auch die Annahme der Anklage zurück, die Bedingungen für den Kredit seien quasi unerreichbar waren. Allerdings räumte er ein, dass die Öffentlichkeit über die Bedingungen besser hätte informiert werden können.
Von UBS enttäuscht
Enttäuscht gab sich Corti über die Grossbank UBS, die bei dem Kredit nicht mitmachen wollte. Vor Cortis Amtsübernahme bei der Swissair- Gruppe habe ihm UBS-Chef Marcel Ospel noch seine Unterstützung zugesichert: «Sonst hätte ich vielleicht einige Entscheide anders getroffen.»
Ospel habe ihm damals einige Bedingungen gestellt, mit denen er «keine Probleme» gehabt habe. Neben Sanierungsbemühungen und dem Verkauf von Beteiligungen habe Ospel auch die Auswechslung von Finanzchef Georges Schorderet verlangt.
Suters Rücktritt «verantwortungslos»
Ins Schussfeld Cortis geriet auch der ehemalige Crossair-Präsident Moritz Suter, der Anfang 2001 für 44 Tage die Leitung des Fluggeschäfts des SAir-Konzerns übernommen hatte. Suters schnellen Rücktritt nannte Corti «verantwortungslos».
Corti wehrte sich gegen den Vorwurf, bei der Finanzierung der französischen Gesellschaften AOM/Air Liberté falsche Angaben gemacht zu haben. Er habe die Aktionäre an der GV im April wahrheitsgemäss über die Aufteilung der finanziellen Last bei diesen Gesellschaften orientiert, sagte Corti.
Schorderet verweigerte derweil erneut die Aussage vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, Corti geholfen zu haben, die Aktionäre und Anleger über den Milliardenkredit zu täuschen.
fest (Quelle: sda)
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