Montag, 22. Januar 2007 / 09:25:12
Corti: Konkurs wäre undenkbar gewesen
Bülach - Im Swissair-Prozess hat Mario Corti den Spiess umgekehrt und bissige Kritik an der Anklageschrift geübt. Der letzte Chef der zusammengebrochenen SAirGroup und Ex-Finanzchef Georges Schorderet plädierten auf «nicht schuldig»
Corti war bisher der zweite Angeklagte, der im Swissair-Prozess ausgesagt hat. Der gleichentags befragte ehemalige Finanzchef Georges Schorderet verweigerte die Aussage. Neben Corti hat von den neun Beschuldigten, die bisher vor Gericht erschienen waren, einzig der ehemalige Verwaltungsrat Thomas Schmidheiny die Fragen des Richters beantwortet.
«Nicht schuldig»
Corti und Schorderet wiesen die Vorwürfe der Anklage entschieden zurück. Sie seien «nicht schuldig» erklärten beide ehemaligen Manager der SAirGroup. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen wie den damaligen Verwaltungsräten im Zuge der Restrukturierung der Airline- Tochter SAirLines Gläubigerschädigung und ungetreue Geschäftsführung vor.
Corti, der im März 2001 das Verwaltungsratspräsidium und die Konzernleitung der SAirGroup übernommen hatte, verteidigte die damals beschlossene Umstrukturierung vehement.
«Das ist ein reiner Buchungsvorgang»
Insbesondere verwahrte sich Corti gegen die Annahme der Anklage, dass mit der Eingliederung verschiedener Gruppenfirmen in die SAirLines und dem konzerninternen Schuldenerlass die Gruppe ihrer Flugtochter auf Kosten von Gläubigern «Geschenke» gemacht habe: «Das ist ein reiner Buchungsvorgang», sagte Corti.
Als «wahnwitzig» bezeichnete er die Vorstellung, dass damals für die Flugbetriebe der Konkurs eingereicht hätte werden sollen. Die Konsequenz wäre schon damals ein Kollaps des Flugbetriebs, also ein «Grounding», gewesen.
Keine Auskünfte über Zahlungen an Sabena
Keine Auskünfte machte Corti dagegen zum Anklagepunkt der Zahlungen an die Sabena, wo ihm ungetreue Geschäftsbesorgung vorgeworfen wird: Dies weil in dieser Sache ein Zivilprozess hängig sei. Zudem weigerte er sich die Fragen der Staatsanwaltschaft zu beantworten.
Der damalige Nestlé-Finanzchef Corti war im Jahr 2000 in den SAirGroup-Verwaltungsrat gewählt worden. Die Hunter-Strategie des Aufkaufs von Flugbeteiligungen hatte er damit nicht mehr mitgestaltet.
fest (Quelle: sda)
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