Montag, 15. Januar 2007 / 11:58:56
Mitangeklagte von Saddam Hussein hingerichtet
Bagdad - Gut zwei Wochen nach Saddam Hussein sind auch zwei seiner Vertrauten hingerichtet worden. Der ehemalige Geheimdienstchef Barsan al- Tikriti und der ehemalige Richter Awad al-Bandar wurden am frühen Morgen in Bagdad gehängt.
Bei der Exekution seien der Staatsanwalt, ein Richter und ein Arzt anwesend gewesen, sagte Regierungssprecher Ali al-Dabbagh in Bagdad. Zuvor war den beiden Todeskandidaten das Urteil vorgelesen worden.
Saddam Husseins Halbbruder Al-Tikriti sowie Al-Bandar waren wie der ehemalige Diktator wegen eines Massakers an 148 Schiiten im Dorf Dudschail Anfgang der 80er Jahre zum Tode verurteilt worden.
Der Hinrichtung wohnten nach Angaben des Regierungssprechers nur wenige Menschen bei. Diese hätten unterschreiben müssen, dass sie nichts Ungesetzliches tun, sagte Regierungssprecher Al-Dabbagh mit Blick auf die Exekution Saddam Husseins am 30. Dezember.
Saddam Hussein war kurz vor seinem Tod von anwesenden Zeugen beleidigt worden. Die Veröffentlichung eines heimlich gedrehten Handy-Videos hatte international Kritik ausgelöst.
Diesmal sei keine Verletzung der Verfahrensregeln zugelassen worden. «Die Verurteilten waren keiner Misshandlung ausgesetzt. Ihre Rechte wurden nicht verletzt und es gab keine Rufe», sagte Al-Dabbagh.
Offizielle Filmaufnahmen der Exekution zeigten, wie Saddam Husseins Halbbruder Al-Tikriti durch den Strang der Kopf abgerissen wurde. Die Aufnahmen wurden nur ausgewählten Journalisten gezeigt.
Irakische Sunniten äusserten sich erzürnt und warfen der schiitischen Regierung erneut vor, die Todesstrafe als Racheakt inszeniert zu haben. Dass Al-Tikriti bei der Exekution enthauptet wurde, bezeichnete der Regierungssprecher als eine Tat Gottes: «Das geschieht selten, aber es geschieht.»
Die Leichen der beiden Hingerichteten wurden zur Beisetzung nach Al- Audscha bei Tikrit im Nordirak überführt. Dort wurden in der Nähe von Saddam Husseins letzter Ruhestätte zwei Gräber vorbereitet. Al- Bandars Sohn sagte, sein Vater habe sich gewünscht, neben dem Ex- Diktator beerdigt zu werden.
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und der italienische Regierungschef Romano Prodi verurteilten die Hinrichtung zweier Vertrauter von Saddam Hussein. «Wir sind prinzipiell gegen die Todesstrafe», sagte Barroso nach einem Treffen mit Prodi in Rom. «Ein Mensch hat nicht das Recht, einem anderen das Leben zu nehmen.»
Ähnlich äusserte sich Prodi. Er habe bereits die Hinrichtung des früheren irakischen Präsidenten Saddam Hussein verurteilt.
Kritik auch in Russland
Auch Russland hat die Hinrichtung der beiden Gefolgsleute des irakischen Diktators Saddam Husseins kritisiert. Die Vollstreckung der Strafe helfe ebenso wenig wie die Hinrichtung Saddams die Lage im Irak zu stabilisieren, sagte der Sprecher des russischen Aussenministeriums, Michail Kamynin, in Moskau.
Nur ein Dialog unter Beteiligung aller politischer und ethnischer Gruppen könne zu einer Normalisierung führen. Daran müssten auch Syrien und der Iran beteiligt werden, sagte Kamynin.
Vergebliche UNO-Appelle
Erst kürzlich hatte der neue UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon und verschiedene Menschenrechtsorganisationen an die irakische Regierung appelliert, die Todesurteile nicht zu vollziehen. Auch die deutsche EU-Ratspräsidentschaft hatte sich gegen die Todesstrafe ausgesprochen.
Selbst der irakische Präsident Dschalal Talabani hatte die Regierung aufgefordert, die Urteile vorerst nicht zu vollstrecken.
Empörung über Video
Nach der Exekution von Saddam Hussein war ein Video im Internet und in mehreren arabischen Fernsehsendern aufgetaucht. Das Band, das international für Empörung sorgte, zeigte die Hinrichtungsprozedur in voller Länge.
Gleichzeitig aufgenommen wurden Verunglimpfungen Saddams und Hochrufe auf den radikalen Schiiten-Prediger Muktada al- Sadr, einen der Hauptfeinde Saddams.
fest (Quelle: sda)
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