Freitag, 4. August 2006 / 17:04:26
Originale und Generika im Kostenkampf
Bern - Die Rezepte des Bundes bringen die Medikamentenpreise ins Rutschen. Viele Originalmedikamente wurden im letzten halben Jahr deutlich billiger.
Dank einer Sonderbestimmung vermeiden die Hersteller dadurch die angedrohte Verdoppelung des Selbstbehalts.
Im Schweizer Medikamentenmarkt ist ein Preiszerfall im Gang, wie ihn die Branche noch nie gesehen hat. Bis Ende Juli seien rund 1400 Präparate auf der Spezialitätenliste um durchschnittlich 30 Prozent billiger geworden, sagte Michelle Kindhauser, Sprecherin von Interpharma, dem Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz, auf Anfrage.
Verbilligung dank Vereinbarungen
Dagegen gab es im ersten Halbjahr nur 21 Preiserhöhungen. Und das Ende der Abwärtsspirale ist nicht erreicht: Auf Anfang September seien noch weitere wettbewerbsbedingte Preissenkungen zu erwarten, sagte Kindhauser.
Ausgelöst hat den Preissturz Gesundheitsminister Pascal Couchepin. Er setzte zum einen im letzten Herbst eine Vereinbarung mit der Pharmaindustrie durch, wonach die Medikamente ohne Patentschutz verbilligt werden mussten.
Zudem ordnete Couchepin an, dass seit Anfang 2006 Patienten auf ein Medikament, von dem ein billigeres Generikum im Handel ist, 20 Prozent Selbstbehalt bezahlen müssen. Entscheiden sie sich für das Nachahmerprodukt, beträgt der Selbstbehalt lediglich 10 Prozent.
Anteil der Generika erhöht
Dieser Druck auf das Portemonnaie des Konsumenten wirkt: Im ersten halben Jahr 2006 erhöhte sich der Absatz von kassenpflichtigen Generika um rund 62 Prozent. Der Anteil der Nachahmermedikamente am effektiv möglichen Markt erhöhte sich von Ende 2005 bis Mitte 2006 von 19,9 auf 32,9 Prozent.
Das zwang die Hersteller der Originalprodukte zum Nachziehen. Viele von ihnen senkten im letzten halben Jahr die Preise - einige radikal.
Einen Anreiz erhalten die Firmen dabei vom Bundesamt für Gesundheit (BAG): Der Selbstbehalt auf Originalmedikamente, die um bis zu 30 Prozent verbilligt wurden, werde von 20 auf 10 Prozent gesenkt, sagte BAG-Sprecher Daniel Dauwalder. Die Massnahme gelte vorerst bis Ende Jahr. Ob sie weitergeführt wird, stehe noch nicht fest.
bert (Quelle: sda)
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