Montag, 31. Juli 2006 / 07:56:08
Landis gemäss Experte weit über Grenzwert
Floyd Landis hatte den Grenzwert am Tag seiner positiven Dopingprobe gemäss ARD-Experte Hajo Seppelt massiv überschritten.
Wie Seppelt unter Berufung auf das «direkte Beraterfeld» des suspendierten Phonak-Captains sagte, soll der Quotient Testosteron zu Epitestosteron in der A-Probe 11:1 betragen haben. Der Grenzwert liegt bei 4:1.
Gemäss der Sportzeitung «L´Equipe» konnte im Labor in Châtenay-Malabry bei Paris nachgewiesen werden, dass die Testosteron-Zufuhr von aussen erfolgte. Das spricht gegen die ziemlich abenteuerlich klingende Theorie von Landis, wonach der erhöhte Wert auf den Konsum «von zwei Bier und vier Whiskys» (Landis) zurückzuführen und deshalb natürlich zustande gekommen sein könnte. Das «Trinkgelage» soll am Abend nach dem Einbruch im Schlussaufstieg der 16. Tour-de-France-Etappe nach La Toussuire stattgefunden haben. Anderntags schaffte Landis die (un-)erklärliche Wende, legte mit dem Alleingang nach Morzine den Grundstein zum Gesamtsieg -- und lieferte die verhängnisvolle Dopingprobe ab.
Rogge zurückhaltend
Landis´ Vertrauensärztin Denise Demir sagte der Zeitung «Bild», dass sie für Landis die Hand ins Feuer lege. «Er war natürlich nicht gedopt.» Während der Tour de France hatte sich die deutsche Phonak-Betreuerin noch nicht so klar geäussert. Als Teamärztin könne sie die Hand für ihre Fahrer nicht ins Feuer legen, weil sie die Fahrer nicht 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche unter Kontrolle habe («SonntagsZeitung»).
IOC-Präsident Jacques Rogge hielt sich mit Kritik am Radsport-Weltverband UCI im Gegensatz zu WADA-Präsident Dick Pound zurück. «Immerhin werden im Radsport im Gegensatz zu anderen Verbänden auch die Hämatokritwerte kontrolliert», sagte Rogge. «Das Problem Doping wird nicht über Nacht verschwinden. Doping im Sport ist wie Kriminalität in der Gesellschaft.»
Armstrong bricht Lanze
Der mutmassliche Dopingsünder Landis setzte derweil seinen Verteidigungsmarathon fort -- bei CNN-Talkmaster Larry King. In die Sendung schaltete sich auch Lance Armstrong ein, der seinem ehemaligen Teamkollegen volle Rückendeckung gab. Armstrong hatte auch die passende Verschwörungstheorie zur Hand: Die Dopingprobe sei im gleichen Labor analysiert worden, das auch für die Anschuldigungen und Verdächtigungen gegen seine Person verantwortlich sei, sagte Armstrong am Telefon. «Ich glaube weiterhin an Floyd. Wenn wir je den Verdacht gehabt hätten, er sei ein Betrüger, hätten wir uns von ihm getrennt. Als er uns verliess, ging er aber lediglich wegen einer besseren Offerte», tönte es aus Armstrongs (scheinheiligem?) Mund.
Landis räumte im Interview mit Larry King immerhin ein, dass die Zweifel an seiner Version verständlich seien. «Ich bin vor dem positiven Befund sechsmal und danach noch zweimal kontrolliert worden. Wenn die Tests negativ sind, erhält man keine Resultate, weshalb ich die Quotienten nicht kenne. Doch alle waren unter dem Grenzwert. Aber die Vorstellung in den Alpen, auf die ich sehr stolz bin, macht die Sache möglicherweise verdächtiger.»
ht (Quelle: Si)
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