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Rihs: «Ich möchte mich bei allen entschuldigen, dass wir im Zusammenhang mit unserem Namen solchen Wirbel verursacht haben.»

 
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Mittwoch, 16. August 2006 / 00:01:21

«Ich wollte den Laden sofort schliessen»

Nach sieben Jahren endet das Kapital Phonak im Radsport abrupt. In einem Interview sucht Andy Rihs nach Antworten.

Der Dopingfall von Floyd Landis besiegelte das Schicksal der einzigen Schweizer Sportgruppe und bedeutet für Teambesitzer Andy Rihs gleichsam eine riesige Enttäuschung und das Ende eines ambitiösen Projekts.

Andy Rihs, was ist in den letzten Wochen alles in Ihnen vorgegangen, bis der Entschluss, per Ende Jahr aufzuhören, gereift war?

Andy Rihs: «Vor drei Wochen hatten wir uns alle gefreut. Es herrschte eine unglaubliche Stimmung. Alle waren überzeugt, dass es sich hier um einen historischen Sieg handelte, den ein Schweizer Team vollbrachte. Als am Mittwoch nach der Tour der grosse Hammer kam, waren wir alle konsterniert. Es war mir unerklärlich. Es war aber Tatsache, dass Floyd (Landis) zu diesem Zeitpunkt mit einem zu hohen Testosteron-Wert erwischt wurde. Wir haben den Fahrer dann sofort suspendiert. Wir mussten die B-Probe abwarten, in der Hoffnung, dass diese ein anderes Ergebnis bringt. Diese Hoffnung zerschlug sich ebenfalls. Als ich erfuhr, dass der Tour-de-France-Gewinner unter Dopingverdacht steht, war mein persönlicher Gedanke, dass ich den Laden sofort schliesse.»

Sie machen nun bis Ende Jahr weiter.

Rihs: «Wir suchten einen Abnehmer für das Team. Ich habe sogar gesagt, wenn jemand bereit ist, das Budget aufzubringen, würde ich das Team gratis abgeben. Sponsoren zu suchen, die 15 bis 17 Millionen Franken in dieses Team stecken, war eigentlich hoffnungslos. Trotzdem versuchten wir es bis zur letzten Minute - vergeblich. Nun müssen wir das Team per Ende Jahr auflösen. Wir werden alle vertraglichen Verpflichtungen einhalten. Zusammen mit John Lelangue werden wir allen Fahrern helfen, ein gutes Team zu finden. Es ist jammerschade, dass es so kommen musste. Aber das Team würde keinen weiteren noch so kleinen Fall ertragen. Das verstehen auch die Fahrer.»

Bedauern Sie, so viel Geld in den Radsport investiert zu haben?

Rihs: «Ich bin vor sieben Jahren nicht eingestiegen, weil ich selber ein leidenschaftlicher ´Gümmeler´ bin. Der Radsport bietet eine weltweite Plattform mit sehr vielen Kontakten. Die Marke Phonak ist weltberühmt geworden - und nicht nur wegen diesen Geschichten. Wir haben unsere Ziele mehr als erreicht. Phonak hatte aber schon vor einem Jahr entschieden, in andere Gebiete einzusteigen. In Bereiche, die dem Ohr näher sind, und das ist die Musik. Das habe ich auch immer unterstützt.»

Aber Phonak stand mehr wegen spektakulärer Dopingfälle in den Schlagzeilen als wegen herausragenden Resultaten.

Rihs: «Ich bedaure diese Entwicklung sehr. Ich habe mich immer deutlich gegen Doping ausgesprochen, und trotzdem ist es paradoxerweise immer wieder in unserem Team passiert. Ich bin aber überzeugt, dass es sich dabei immer um individuelle Entscheide der Fahrer handelte und dass es nie eine ´Teamgeschichte´ war. Wir konnten die Alleingänge dieser Fahrer nicht verhindern, hatten aber die Konsequenzen zu tragen.»

Phonak hatte viele schöne Erfolge, wie in der Tour de Romandie mit Tyler Hamilton und Santiago Botero oder nun in der Tour de France mit Floyd Landis. Später wurden diese Fahrer in Dopingfälle verwickelt. Kann man sich über solche Siege überhaupt noch freuen?

Rihs: «Wir erreichten auch viele Siege ohne solche Probleme. Ich hatte immer die Hoffnung, dass so etwas nie mehr vorkommt. Die Konsequenz kennen Sie nun. Ich weiss, dass wir rigoros gegen Doping waren. Wir erlebten schöne Momente im Radsport. Es geht ja nicht immer nur um den Sieg, sondern auch darum, sportlich zu fahren und ein Rennen mitzugestalten. Wir wären auch zufrieden gewesen, wenn Landis Sechster oder Achter geworden wäre. Er trug zwei Tage das Maillot jaune und hatte einen spektakulären Einbruch. Wir sagten ihm nicht, er müsse am nächsten Tag gewinnen. Diesen Druck machte er sich selber. Ich erinnere aber auch an Grégroy Rast, der plötzlich Leader der Deutschland-Tour war. Das sind wunderschöne Momente, wenn ein junger Fahrer plötzlich im Rampenlicht steht.»

Die Serie der Dopingfälle bei Phonak ist allerdings bedenklich und begann schon im ersten Jahr mit dem Österreicher Jochen Summer. Haben Sie eine Erklärung, warum Phonak so häufig in Dopingfälle verwickelt war?

Rihs: «Wir haben uns überlegt, wie man zu einer erhöhten Sicherheit kommt. Eine der Methoden war ein starkes internes Kontrollsystem mit unter anderem einem eigenem Laborwagen. Vielleicht hängt es aber auch damit zusammen, dass wir in der Schweiz die besten Kontrolleure sind. Offensichtlich hat es damit zu tun, dass Doping in den verschiedenen Ländern unterschiedlich gehandhabt wird. Das wissen wir heute. Vielleicht wurde uns tatsächlich zum Verhängnis, dass wir ein globales Team aufbauen wollten.»

Sie sagten während der Tour de France, dass je blauer die Augen seien, je mehr gelogen werde. Haben Sie im Radsport viele blaue Augen gesehen?

Rihs: «Ich habe das nun einige Male erlebt. Leute, die mir garantierten, dass sie nichts gemacht hätten, obwohl es eigentlich schwarz auf weiss bewiesen war. Eigenartig.»

Mit dem Ende von Phonak geht eine wichtige Entwicklungsmöglichkeit für junge Schweizer Profis verloren.

Rihs: «Es sieht danach aus, als sei das ein harter Schlag für den professionellen Radsport in der Schweiz. Wir waren in den sieben Jahren eine Plattform für den Schweizer Radsport und haben jungen Fahrern eine Chance gegeben. Aber es gibt verschiedene Länder, die kein eigenes ProTour-Team haben und trotzdem gute Profis hervorbringen. Es gibt für junge Schweizer auch die Möglichkeit, im von BMC unterstützten Team in Amerika zu fahren. Ich werde auch Swiss Cycling und das Projekt ´Kids on Wheels´ weiter unterstützen. Mit dem Radsport in der Schweiz wird es weitergehen.»

Wie sieht es mit dem Engagement von BMC aus? Sie wollen die Velomarke ja in einigen Jahren an die Börse bringen.

Rihs: «Wir betrieben das Team als Business. Und für BMC gilt dabei das gleiche wie für Phonak. Wir wollten die Marke bekannt machen, was uns bis anhin nicht schlecht gelungen ist. BMC wird weltweit verkauft und das immer besser - in Amerika und in Ländern, von denen ich das nie gedacht hätte. Das ging nur dank dem Team. Wir werden natürlich versuchen, dass wir mit unseren Velos weiter in einem Profiteam präsent sind. Wir sind aktiv auf der Suche, wo wir unser High-Tech-Material platzieren können.»

Bedeutet das Ende von Phonak auch eine persönliche Niederlage?

Rihs: «Nein. Natürlich ist das Ende des Teams eine Art Niederlage. Aber ich hatte auch immer im Hinterkopf, das Team eines Tages weiterzugeben. Phonak hat von diesem Engagement profitiert. Dass ich aufgeben muss, muss ich als Realität hinnehmen und nicht als Niederlage. Es macht keinen Sinn, weiter auf dieses Projekt zu setzen. Ich hätte es natürlich gerne gesehen, wenn das Team weiter existiert hätte. Aber ich musste einsehen, dass es nicht geht.»

Was bleibt zurück?

Rihs: «Ich möchte mich bei allen entschuldigen, dass wir im Zusammenhang mit unserem Namen solchen Wirbel verursacht haben. Glauben Sie mir, das haben wir nicht beabsichtigt. Es tut mir leid, dass wir die vielen Passionierten enttäuschten. Ich hoffe, dass wir eines Tages wieder ein Schweizer Team sehen und vielleicht sogar einen sauberen Schweizer Tour-de-France-Sieger.»

Sascha Rhyner (Quelle: Si)

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