Europäische Zentralbank hebt den Leitzins

Mit höheren Zinsen und der daraus folgenden Geldverknappung sollen Inflationsgefahren bekämpft werden.

Wegen der Rekordölpreise, der weiter steigenden Inflation und des robusten Wirtschaftswachstums steigt der wichtigste Leitzins zur Versorgung der Kreditwirtschaft mit Zentralbankgeld wie erwartet von 2,50 auf 2,75 Prozent, wie die EZB nach der auswärtigen Ratssitzung in Madrid mitteilte.

Die Währungshüter hatten bereits im Dezember 2005 und im März die Zinsen um jeweils einen Viertelprozentpunkt erhöht. Damit bleibt die Notenbank ihrem Drei-Monats-Rhythmus treu.

«Augenmass in der Geldpolitik» gefordert

EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte den Schritt vorher angedeutet, so dass er die Märkte nicht überraschte. Spekulationen um eine stärkere Zinserhöhung von einem halben Prozentpunkt bewahrheiteten sich nicht.

Der starke Euro spricht gegen eine schnellere Straffung der Geldpolitik, weil die Notenbank damit eine weitere Euro-Aufwertung riskiert, was die Exporte belasten würde. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sowie die Euro-Finanzminister hatten die EZB zuvor vor zu grossen Schritten gewarnt.

Die Minister forderten von der Notenbank «Augenmass in der Geldpolitik», weil sie bei einer zu straffen Geldpolitik um den gerade anziehenden Wirtschaftsaufschwung fürchten.

Erläuterung von Trichet

Trichet wird am Nachmittag auf einer Pressekonferenz in Madrid die Entscheidung erläutern. Dabei rechnen Beobachter mit Hinweisen auf den weiteren Kurs der EZB. Offen ist, bei welchem Leitzins die Notenbank die Inflationsgefahr gebannt sieht.

Die Notenbank gibt am Nachmittag auch ihre neuen Prognosen für das Wirtschaftswachstum und die Inflation im Euro-Raum bekannt. Wegen der hohen Energiepreise war die Teuerung in der Euro-Zone im Mai auf 2,5 Prozent gestiegen und überschreitet damit deutlich die entscheidende Zwei-Prozent-Marke.

bert (Quelle: sda)

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