Mittwoch, 3. Mai 2006 / 21:33:07
Ein schlechter Verlierer gibt klein bei
Rom - Kein Zweifel, der Mann ist ein geborener Entertainer. Entsprechend schwer fällt ihm der Abgang von der Bühne. Drei lange Wochen wollte Silvio Berlusconi seine Niederlage bei der italienischen Parlamentswahl nicht so recht anerkennen.
Erst am Dienstag gab er endgültig klein bei und reichte seinen Rücktritt ein. Doch sein Abgang soll nicht für lange sein, das hat der vor Selbstbewusstsein strotzende 69-Jährige längst angekündigt.
Er werde ein Dorn in der verwundbaren Vielparteien-Allianz seines Widersachers Romano Prodi sein, versprach Berlusconi - um bei der ersten Gelegenheit den designierten Regierungschef wieder zu stürzen und selbst an die Macht zurückzukehren.
«Niemals» Prodi gratulieren
Zwar war der Ausgang der Wahl denkbar knapp, doch dass Berlusconi ein derart schlechter Verlierer sein würde, erstaunte auch so manchen seiner Anhänger und politischen Verbündeten. Von Unstimmigkeiten bei der Auszählung der Stimmzettel sprach er und schwor, er werde «niemals» Prodi zu seinem Sieg gratulieren.
Am Wochenende musste Berlusconi sich dann doch in sein Schicksal fügen, als in Senat und Abgeordnetenhaus - wenn auch mit Hängen und Würgen - Prodis Kandidaten zu den jeweiligen Präsidenten gewählt wurden.
Im Clinch mit den Ermittlern
Hinter seiner Weigerung, die Wahlniederlage anzuerkennen, wurden handfeste persönliche Motive vermutet: In seiner fünfjährigen Zeit als Regierungschef hatte Berlusconi wiederholt seine Macht genutzt, um sich durch Gesetzesänderungen laufenden Strafverfahren zu entziehen.
Andere Verfahren gegen den «Cavaliere» verjährten. Den Versuch des Ministerpräsidenten, sich per Gesetz gleich umfassende Immunität zu verschaffen, stoppte erst das Verfassungsgericht.
Nach den ersten heftigen Reaktionen auf die Wahlschlappe hatte sich Berlusconi auffallend bedeckt gehalten. Doch das ist nur die Ruhe vor dem Sturm, wie viele Beobachter glauben. Sobald Prodi sich eine erste Blösse gebe, werde sich sein aufbrausender Gegner und Chef der «Forza Italia» lautstark zurückmelden.
Geboren wurde Berlusconi 1936 in Mailand als Sohn eines Bankangestellten. Als Animateur und Sänger in Nachtclubs und auf Kreuzfahrtschiffen zeigte er schon früh Talent, Mitmenschen zu überzeugen und zu unterhalten.
Elf Milliarden Euro angehäuft
Das grosse Geld floss aber erst nach seinem Einstieg in das Immobiliengeschäft. Als er die von ihm errichteten Wohnkomplexe in der Nähe von Mailand dann mit Kabelfensehen ausstattete, erschloss der gewiefte Unternehmer eine weitere Geldquelle.
Mit dem Medienkonzern «Mediaset» und dessen drei privaten Fernsehsendern erreicht Berlusconi heute jeden italienischen Haushalt. Daneben gehören ihm ein Verlagshaus und der Fussballclub AC Mailand.
Laut «Forbes» hat Berlusconi inzwischen ein Vermögen von elf Milliarden Euro angehäuft. Es scheint nicht viel zu geben, was Italiens reichster Mann noch anstreben könnte. Ausser vielleicht das höchste Amt im Staate: In Rom wird geunkt, dass Berlusconi gerne Präsident würde.
Denis Barnett/afp (Quelle: sda)
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