Montag, 8. August 2005 / 14:07:54
Vom Walkman-Format zum Knopf im Ohr
KTI LIFE SCIENCE Success Story - In einer langjährigen Zusammenarbeit entwickelte die Bernafon mit Spezialisten der ORL-Klinik des Universitätsspitals Zürich, Mikrotechnikern der Universität Neuchâtel und Audiologen des National Acoustics Laboratory in Sidney ein weltweit einzigartiges Hörsystem, das – voll digital und automatisch - ähnlich wie das menschliche Ohr funktioniert.
Rasch mit
neuen Ideen im Markt sein, stets kürzere Entwicklungszyklen erzielen, ist heute
Garant, um im Wettbewerb den Ton anzugeben. Doch "echte Technologiesprünge"
beziehen ihren Innovationsgehalt meist aus grundlegender Forschung, lassen sich
vom Marketingchef nicht so ohne weiteres zeitlich festlegen. Ein Beispiel dafür
ist die neue digitale Hörsystemfamilie Symbio der Bernafon AG in Bern
Geistesblitz sucht clevere Partner
Anfangs
der 90er Jahre hatten Entwicklungsingenieure der damaligen Ascom Audiosys AG die
Idee, eine neue Hörgerätefamilie aus der Taufe zu heben, die dank raffinierter
digitaler Signalverarbeitung (DSP) die bisherigen analogen Geräte in ihrer
Leistungsfähigkeit weit übertreffen sollte.
Zu diesem
Zweck initiierten die Berner Ingenieure eine Kooperation mit dem
Universitätsspital Zürich und dem Institut für Mikrotechnik der Universität
Neuchâtel, für welche die Förderagentur für Innovation (KTI) den
Forschungsaufwand berappte. Die Entwicklung des Algorithmus in seiner Grundform
erfolgte in einer Dissertation von Dr. Thomas Fröhlich, betreut durch PD Dr.
Norbert Dillier, Chef des Labors für experimentelle Audiologie. Während die
Fachleute an der Klinik für Ohren-, Nasen- Hals- und Gesichtschirurgie (ORL-Klinik)
des Zürcher Universitätsspitals ihr audiologisches Wissen beisteuerten, trugen
Neuenburger Mikrotechniker mit ihrem Know-how zur Realisierung komplexer
Algorithmen auf integrierten Schaltungen bei. Sache der Berner
Entwicklungsingenieure war es, die Ergebnisse der Grundlagenforschung rasch und
praxisgerecht umzusetzen.
Noch
waren die Arbeiten in vollem Gang, als im Jahr 1995 die dänische William Demant
Holding A/S die Ascom Audiosys-Gruppe übernahm und ihr den heutigen Namen
Bernafon gab. Die Produktion wurde nach Dänemark und Australien verlegt,
Hauptsitz der Gruppe blieb jedoch Bern, wo auch Forschung und Entwicklung mit
einer Abteilung für integrierte Schaltungen, Marketing und Verkauf international
angesiedelt wurden. Dank dem expliziten ‚Ja’ der Dänen zum Forschungsplatz
Schweiz, konnten die KTI-Projektpartner ihre Arbeiten fortsetzen. Im Jahr 2002
kam schliesslich - nach eingehenden Tests durch die Kollegen der australischen
Akustiklabors - Symbio, das Produkt dieser 10jährigen Kooperation auf den Markt.
Mini-Computer fürs Ohr
Herzstück
von Symbio ist eine integrierte Schaltung auf einem Chip. Er analysiert das
akustische Signal 16'000 mal pro Sekunde und verarbeitet es mit höchster
Präzision. Eine Matrix von 81 individuellen Anpasspunkten erlaubt es, neun
Verstärkungsfunktionen für unterschiedliche Signalpegel des Eingangssignals an
jeweils neun Frequenzen vorzugeben. Dadurch ist die Sprache klarer, laute Töne
wirken angenehmer und selbst weit entfernte Geräusche sind gut hörbar. „Für
Hörgeschädigte ist ein reiner Klang ausserordentlich wichtig“, bemerkt Arthur
Schaub.
Besondere
Sorgfalt schenkten die Projektpartner den Rückkopplungseffekten, die sich in
Hörgeräten häufig als störende Pfeifgeräusche bemerkbar machen. Die
Bernafon-Crew entwickelte mit dem Adaptive Feedback Canceller ein elektronische
System, das die Rückkopplung aufhebt, ohne die Verstärkung zu beeinflussen. Mit
der Anpass-Software OASIS plus steht ein aktiver und ein passiver Modus zur
Verfügung. Im Aktivmodus wird jener Signalteil, der die Rückkopplung auslöst,
herausgefiltert und aus dem Eingangssignal entfernt. Dies unterbindet
Pfeifgeräusche und ermöglicht ein problemloses Telefonieren.
Symbio
kommt der Funktionsweise des menschlichen Ohres sehr nahe. „Während der Zeit,
die man braucht, um einen Lautstärkeregler zu erreichen, hat der Signalprozessor
schon mehr als 10'000 Anpassungen vorgenommen“, erklärt Dr. Paul Zbinden,
technischer Direktor von Bernafon. „Symbio ist ein echter Rechner im
Kleinstformat. Seine miniaturisierten Audioprozessoren führen pro Sekunde rund 4
Mio. Rechenoperationen aus.“
Technologie am Markt orientiert
Ein
wichtiger Partner für den Hörgerätehersteller ist der Audiologe, der das System
spezifisch auf die Bedürfnisse des schwerhörigen Menschen einstellt. Mit OASIS
plus kann die Hörgeräteberaterin alle wichtigen Daten auf dem Bildschirm
grafisch darstellen und das Hörsystem an die individuellen Bedürfnisse eines
jeden Hörbehinderten anpassen.
Immer
wieder hatte Bernafon in der Vergangenheit die Nase vorn mit technologischen
Neuerungen. 1982 war es das erste Hörgerät mit einem IC, 1988 mit PHOX das erste
digital programmierbare Hörgerät der Welt und das weltweit erste
Programmiergerät für Hörsysteme, nun Symbio mit dem C.A.S.I.™ Signalprozessor.
Doch die Bernafon-Crew denkt nicht daran, sich auf den Lorbeeren auszuruhen.
„Das heutige Problem in diesem Sektor ist die Explosion der Technologiekosten“,
gibt Bernafon-Geschäftsführer Erich Spahr zu bedenken. „Nur durch Kooperationen
mit den besten Kliniken und Forschungszentren in Audiologie, HNO, Psychoakustik
und DSP, wie dies in KTI-Projekten möglich ist, können wir auch in Zukunft auf
den Weltmärkten technologisch führend bleiben.“
Informationen
Bernafon
AG
www.bernafon.com
William
Demant Holding A/S
www.demant.com
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