Dienstag, 5. April 2005 / 21:35:58
Rom im Ausnahmezustand
Rom - Als US-Präsident George W. Bush Ende Februar die Europäer besuchte, kam in Brüssel, Mainz und Bratislawa das Leben zum Stillstand. Zur Totenmesse des Papstes am Freitag in Rom reist Bush gleich mit drei ehemaligen US-Präsidenten an.
Hinzu kommen rund 200 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt, Königinnen und Könige, Nobelpreisträger und mehrere Millionen Pilger aus nah und fern.
Die Sicherheitschefs in Rom geben unumwunden zu: "Das wird ein Begräbnis ohne Beispiel und ebenso aussergewöhnlich werden die Sicherheitsvorkehrungen sein.
Waffen verboten - auch für Leibwächter
Eines will der Vatikan auf keinen Fall: Dass bewaffnete Eskorten in das Areal des Heiligen Stuhls einfallen. Auf dem Petersplatz sind Pistolen und sonstige Waffen verboten - nach diplomatischem Protokoll und von alters her. Das gilt auch für die Leibwächter von Bush und den anderen Mächtigen der Welt.
Dennoch wollen die Verantwortlichen in der Ewigen Stadt alle Kräfte aufbieten, um etwaige Anschlagspläne im Keim zu ersticken.
So wird am Freitag der Luftraum über weiten Teilen Roms gesperrt. Militärjets sollen die Lage aus der Luft überwachen. Auf Dächern beziehen Scharfschützen Position.
In verschiedenen Regionen Roms wurden Flugabwehrraketen in Stellung gebracht. Ob zu Wasser, am Boden oder in der Luft: Mindestens 15 000 Polizisten und Soldaten sollen im Einsatz sein.
High-Tech-Auto gegen Autobomben
Bush will nach italienischen Angaben in einer Kolonne aus gepanzerten Fahrzeugen in die Ewige Stadt einfahren. Ein High-Tech-"Spähfahrzeug" sei so ausgestattet, dass sogar Autobomben unschädlich gemacht werden könnten.
Viele Staatsmänner kommen in der Nacht zum Freitag vermutlich auf dem römischen Flughafen Ciampino an, der für den zivilen Luftverkehr gesperrt wird, und übernachten in ihren jeweiligen Botschaften.
Polizei-Eskorten begleiten die Delegationen auf gesicherten Routen zum Vatikaneingang für VIPs, wie es heisst. Antiterror-Einheiten kontrollieren die Strecken, verdächtige Menschen und Fahrzeuge. Am Tiber tauchen Froschmänner in die Fluten.
Papst-Attentäter will zum "spirituellen Bruder"
Auch der in der Türkei inhaftierte Papst-Attentäter Ali Agca, der 1981 auf dem Petersplatz auf Johannes Paul feuerte und ihn lebensgefährlich verletzte, will zur Totenmesse kommen.
In Briefen an verschiedene Ministerien forderte er eine Sondererlaubnis dafür.
"Der Papst ist mein spiritueller Bruder", schreibt er.
Wohin mit den Massen?
Unterdessen schwillt der Strom der Pilger Richtung Petersdom unaufhörlich an. Allein aus der polnischen Heimat des Papstes werden eine Million Gläubige erwartet.
Der Zivilschutz stellt sich auf insgesamt zwei bis vier Millionen Pilger ein, die zum Petersplatz kommen wollen.
Aber nur maximal 500 000 passen auf den Platz und die Prachtstrasse Via della Conciliazione, die darauf zuführt.
"Der Strom der Menschen reisst nicht ab, ein Phänomen, das zu kritischen Situationen führen könnte: Wir können nur versuchen, auf Sichtweite zu agieren", gibt Zivilschutzchef Guido Bertolaso zu.
Jutta Lauterbach, dpa (Quelle: news.ch mit Agenturen)
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