Freitag, 25. Februar 2005 / 06:22:00
200'000 neue Arbeitsplätze in der Schweiz
Die Schlagzeile mag gar nicht so recht in
diesen kalten Winter passen: Trotz Rekordgewinnen in Milliardenhöhe verhalten sich die grossen Schweizer Konzerne auf dem Schweizer Arbeitsmarkt wie Eisblöcke. Es werden Stellen abgebaut und Löhne eingefroren.
Vor 9 Monaten wurde in Bern «venturelab» aus der Taufe gehoben. Am kommenden Freitag will sich Bundesrat Joseph Deiss am
«venture apéro» an der Zürcher Hochschule für Wirtschaft in Winterthur von den viel versprechenden Resultaten dieser Initiative
der Förderagentur für Innovation des Bundes (KTI) persönlich überzeugen.
Am 24. Mai letzten Jahres wurde im Bundeshaus «venturelab»
lanciert, eine nationale Initiative der Förderagentur für Innovation
KTI. Erklärtes Ziel ist die gezielte Unterstützung vielversprechender
Hightech Start-ups mit massgeschneiderten Ausbildungsmodulen. Dazu
gehören unter anderem Sensibilisierungsevents für das Unternehmertum
an Hoch- und Fachschulen, Strategie- und Trainingsseminare für Leute
mit Geschäftsideen mit besonders hohem Innovationsgrad, Wachstums-
und Expansionspotenzial sowie «venture apéros», an denen sich die
junge Unternehmerelite austauschen kann. Eine neue, innovative
Richtung, die das verantwortliche Bundesamt für Bildung und
Technologie BBT einschlägt.
Der verantwortliche «venturelab» Projektleiter Beat Schillig vom
Institut für Jungunternehmen IFJ in St. Gallen spricht von einem
gelungenen Start: In Zusammenarbeit mit allen Universitäten, ETH und
Fachhochschulen der Schweiz wurden seit letztem Mai insgesamt 15
Kursmodule mit 774 Teilnehmenden durchgeführt - 25 Prozent mehr als
geplant. Insgesamt 2'836 Start-ups und Studierende standen seit Mai
2004 persönlich mit «venturelab» in Kontakt, und auch auf der
Homepage venturelab.ch wurden bereits über 100'000 Besuche
registriert. Für Szenekenner Schillig keine Überraschung. Er weiss um
das Potenzial unkonventioneller Leute mit noch unkonventionelleren
Ideen und schätzt, dass alleine in den letzten fünf Jahren in der
Schweiz deutlich mehr als 200'000 neue Arbeitsplätze durch Firmen
geschaffen wurden, welche weniger als 10 Jahre alt sind. Die Zahl
stützt sich auf eine Blitzumfrage des Instituts für Jungunternehmen
IFJ und der Fachhochschule St. Gallen FHS im letzten Oktober. Alleine
durch die Top 100 Start-ups, welche mitmachten, wurden 7'172
Arbeitsplätze geschaffen.
Ähnlich viele Neugründungen wie in den USA
Rolf Meyer, Leiter des Institut für Management und
Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule Solothurn
Nordwestschweiz, kommt zum selben Schluss. In seiner Dissertation
«Volkswirtschaftliche Bedeutung der Unternehmensgründungen in der
Schweiz» vom September 2004 bemerkt er, dass die im Zeitraum von 1998
bis 2002 gegründeten Unternehmen im Jahr 2003 bereits 172'719
Arbeitsplätze stellten. Wie stark die Schweizer Innovationskraft im
Bereich Hightech ist, veranschaulicht auch der Schlussbericht
Nationales Forschungsprogramm «Bildung und Beschäftigung» vom
vergangenen Dezember: Alleine die Absolventen der ETH's und
technischen Fachhochschulen gründen jährlich zwischen 230 und 290
Unternehmen. Auf die letzten 10 Jahre gerechnet sind das an die
24'000 Arbeitsplätze.
Zum Vergleich ein Blick über den Atlantik: Auf die Einwohnerzahl
bezogen, verzeichnet die Schweiz etwa ähnlich viele Neugründungen wie
die USA. Allerdings wachsen diese jungen Start-ups im Land der
Tellerwäscher mit den unbegrenzten Möglichkeiten schneller. Warum?
«Jungunternehmer brauchen ein Umfeld, das sie im besten Fall fördert
und im schlimmsten Fall nicht behindert», meint Bundesrat Deiss. Mit
Revisionen bei der Unternehmensbesteuerung und dem
Risikokapitalgesetz sowie Anpassungen beim Binnenmarktgesetz will der
Wirtschaftsminister weitere Wachstumshemmer aus dem Weg räumen.
Morgen Freitag wird Bundesrat Joseph Deiss im Rahmen des «venture
apéro» an der Zürcher Hochschule für Wirtschaft (ZHW) in Winterthur
mit 300 Jungunternehmern über Möglichkeiten und Grenzen staatlicher
Unterstützung diskutieren.(IFJ)
Quelle: IFJ
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venturelab.ch
Mehr Informationen zu venturelab und den venture apéros gibt es hier.
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