Samstag, 9. Oktober 2004 / 10:43:43
Zweiter Schlagabtausch im TV
St. Louis - US-Präsident George W. Bush und Senator John Kerry haben sich dreieinhalb Wochen vor den Wahlen im zweiten Fernsehduell einen lebhaften Schlagabtausch geliefert. Diesmal standen neben Irak auch innen- und wirtschaftspolitische Fragen im Zentrum.
Bush und Kerry stellten sich am Freitagabend (Ortszeit) an der Universität von St. Louis in Missouri während 90 Minuten den Fragen von Wählerinnen und Wählern, die zuvor sorgfältig ausgewählt worden waren.
Im Publikum sassen 140 Teilnehmer, die zur Hälfte Bush, und zur Hälfte Kerry zugeneigt waren.
Bei den Fragen ging es erneut um die Irak-Politik und den Kampf gegen Terrorismus und innenpolitisch um die Steuerpläne, Arbeitslosigkeit, die Krankenversicherung, Umweltpolitik sowie die Abtreibungsfrage.
Die Veranstaltung wurde direkt im Fernsehen übertragen. Die erste Debatte vor einer Woche in Florida hatten mehr als 60 Millionen Zuschauer gesehen.
Keine Massenvernichtungswaffen
Die Kandidaten gaben sich beide äusserst angriffslustig. In der halbrunden Arena gingen sie mit dem Mikrofon in der Hand auf die Fragesteller zu.
Besonders Kerry nutzte die Fragen weniger, um seine eigene Politik zu propagieren, als für Angriffe auf die Bush- Regierung.
"Ich habe einen Plan" sagte er wiederholt, zu Irak, für die Umwelt, für die Krankenversicherung, und entgegnete damit Vorwürfen der Gegner, seine Politik sei unklar.
"Ich war nicht glücklich, als wir feststellten, dass in Irak keine Massenvernichtungswaffen waren", räumte Bush an anderer Stelle ein. Dennoch sei der Krieg richtig gewesen, weil der irakische Machthaber eine Bedrohung darstellte.
"Das war nicht der Grund für den Krieg, das ist eine Ausrede", parierte Kerry. "Die Welt ist heute gefährlicher als vor dem Irak-Krieg." Die Regierung habe sich auf Irak versteift, während Iran und Nordkorea ihre Nuklearprogoramme ausbauten.
Bei anderen Fragen erschien Bush zeitweise erregt und lief stark gestikulierend vor dem Publikum auf und ab. Mehrfach musste er sich die blaue Kravatte wieder ins Jackett stecken.
"Natürlich wird er eure Steuern erhöhen!" rief er ins Publikum. Kerry versprach: "Keine Steuererhöhungen für die, die weniger als 200 000 Dollar im Jahr verdienen."
Besser als beim ersten Mal
Bush machte nach erster Einschätzung der Kommentatoren eine bessere Figur als bei der ersten Fernsehdebatte, die Kerry eindeutig für sich entschieden hatte.
Der demokratische Senator aus Massachusetts punktete mit Detailwissen. Beide Wahlkampfteams erklärten ihren Kandidaten erwartungsgemäss zum Sieger.
Bush und Kerry gingen nach der Debatte aufeinander zu und schüttelten sich herzlich die Hand, ganz anders als ihre jeweiligen Stellvertreter, Richard Cheney und John Edwards.
Nach ihrer teils bitteren Debatte mit persönlichen Angriffen hatten die beiden sich wenige Tage zuvor kaum noch eines Blickes gewürdigt.
Die dritte und letzte Präsidentschaftsdebatte findet kommenden Mittwoch in Arizona statt. Dort stellt wieder ein Journalist die Fragen.
Es soll ausschliesslich um die Innenpolitik gehen. Seit dem ersten Duell liegt Kerry in der Wählergunst quasi gleichauf mit Bush.
bsk (Quelle: sda)
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