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Whatsapp: Nicht die erste Wahl für Politiker, die Bilder ihrer «besten Freunde» verschicken...

 
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Dienstag, 19. August 2014 / 12:11:31

Lockere Hosenladen und digitale Inkompetenz

Der letzte ist Geri Müller, grüner Stadtamann von Baden, kontrovers, polarisierend und scheinbar mit einem sehr lockeren Hosenladen ausgestattet. Er reiht sich in eine lange Reihe von Politikern ein, die nur zum Teil das Glück hatten, nicht im Zeitalter der Handys ihre Eskapaden ausgelebt zu haben.

Am Anfang gehört hier mal eine grundsätzliche Frage beantwortet: Ist das Sexualleben von Politikern von öffentlichem Interesse? Und die Antwort müsste logischerweise nein sein. Uns geht es nichts an, was in den Schlafzimmern von Politikern oder -innen vor geht. Ist völlig Wurst. Echt.

Sogar wenn sie ihre Ehepartner betrügen sollten, schnurzegal. Ja. Das ist alles Sache von Anwälten und Scheidungsgerichten. Denn das Privatleben lässt nicht auf das politische Gebaren zurück schliessen. Und umgekehrt. Es gab, um ganz tief zu graben, nicht wenige Nazi-Funktionäre, die selbst nach heutigen Standards ein einwandfreies Privatleben führten. SS-Führer Heinrich Himmler? Langweilig und korrekt, Heydrich, der Schlächter von Prag? Musisch, angeblich liebevoller Familienvater und meist gehasster und gefürchteter Mann in Hitlers Elite. Biederkeit auch im Kommunismus: Erich und Margot Honecker liessen Menschen an ihrer Grenze erschiessen, lebten aber in etwa so glamourös und ausschweifend wie Klischee-Reihenhausbesitzer.

Nehmen wir auf der anderen Seite Bill Clinton, einen Hallodri und Frauenhelden der mehr oder weniger den Ausspruch: «It ain't immoral, if it's just oral,» prägte. Zwar wurden seine zwei Amtszeiten von Skandalen geprägt, aber es war auch jene Zeit, in der die USA einen grossen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte und die Kluft zwischen Arm und Reich (oder zwischen allen und den Superreichen) zur Abwechslung nicht grösser wurde.

Natürlich sind Politikerskandale eher in Demokratien möglich. Nicht zuletzt, weil es in Diktaturen den Herrschern viel einfacher ist, ein entsprechendes Image aufrecht zu erhalten. Mao Zedong verbreitete das Bild eines disziplinierten, bescheiden Lebenden Revolutionärs, während er sich einen wahren Harem hielt, den er als «junge Revolutionärinnen» tarnte. Dass davon etwas an die damalige Öffentlichkeit dringen würde, war undenkbar.

Doch auch in Demokratien wurden lange Zeit die Ausschweifungen von Politikern geflissentlich Übersehen. Das berühmteste Beispiel ist wohl John F. Kennedy, der 1963 ermordete US-Präsident, der auch heute noch vielen eine Ikone ist und sowohl notorischer Schürzenjäger als auch Medikamentensüchtig war. Zumindest JFK's womanizing war beim Pressecorps in Washington durchaus bekannt, doch darüber zu berichten, war es den Journalisten nicht wert. Doch - egal wie es ihm damals ging - der Präsident hätte bestimmt auch keine Selfies seiner primären Geschlechtsorgane aus dem Oval Office raus verschickt, selbst wenn es damals die Technologie dafür gegeben hätte.

Dass in der Auflistung der unmoralischen und auch biederen Politiker zuvor keine Frau vorkommt möge man mir verzeihen, aber mir fällt keine ein, die sich auf dem Niveau eines Geri Müller oder Anthony Weiner (ein US-Politiker, der auch fast zwanghaft Bilder von seinem Schnäbi verschickte) hinab begeben würde. Politikerinnen beschränken sich meist auf fachliche Fehlentscheidungen, Intrigen, Lügen und Rufmord - Verfehlungen für die ihre männlichen Kollegen in der Regel nichts zu befürchten haben, und die Frauen derzeit wohl nur vorgeworfen werden, weil man von den Mädels absurderweise besseres Verhalten als von den Jungens erwartet. Vor allem hier in der Schweiz, wo es ja immer noch Akzeptabel scheint, in Fernsehdiskussionen über den Nutzen der Einführung des Frauenstimmrechts 1971 zu debattieren.

Doch wir schweifen ab: Sind männliche Politiker also eher Perverslinge und abartig veranlagt als der Bevölkerungsdurchschnitt? Vermutlich nicht. Doch sie sind - vor allem in Demokratien - einerseits öffentlich exponiert und mit hohen Ansprüchen der Wählerschaft, andererseits mit Machtmitteln und Versuchungen, von denen Normalbürger nur träumen können, konfrontiert. So ist die Chance einerseits grösser, dass Dummheiten für die Öffentlichkeit interessant sind und denen von den Medien auch nachgespürt wird und andererseits auch die Versuchung, diese zum Teil mit von Amtes zur Verfügung stehenden Mitteln zu vertuschen, was dann schnell zu sehr problematischen und meist noch schlimmeren Handlungen führen kann.

Die Tatsache, dass «Sexting» unterdessen ein stehender Begriff geworden ist, darf wohl als schlüssiger Hinweis darauf genommen werden, dass solche Dinge nicht nur bei Politikern populär sind. Nein, Geri Müller ist da nicht wirklich ausserhalb dessen, was als in der Normalität angesiedelt gilt.

Doch eben, die Ansprüche an einen Politiker, der schon alleine von der Parteizugehörigkeit her für gewisse soziale, emanzipatorische und moralische Werte einsteht (und diese auch immer wieder kommuniziert), sind höher als die Normalität. Und das Urteil über diese Abweichung von den Ansprüchen der Öffentlichkeit und derer konkreter Erwartungen müsste am Ende (sollten kein Amtsmissbrauch oder andere relevante Vergehen vorliegen, wonach es derzeit nicht aussieht) an der Stimmurne von jenen abgegeben werden, die Müller zuvor in sein Amt gewählt haben.

Wobei den Wählern vielleicht weniger die moralische als eher die intellektuelle Komponente zu hinterfragen empfohlen sei - denn wer es nicht mal schafft, für solche Dinge Snapchat statt Whatsapp zu benutzen (oder dort die Selbstlöschfunktion zu aktivieren), der hat - zumindest bei der jüngeren Generation - ein ernsthaftes digitales Kompetenzproblem.

Patrik Etschmayer (Quelle: news.ch)

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