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Bloggerin und Kolumnistin Yonni Meyer: Als Kunstfigur «Pony M.»: Abstimmen ohne endgültige Konsequenz und Einsatz.

 
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www.pseudodemokratie-spielchen.info, www.mediales.info

Dienstag, 6. Mai 2014 / 11:54:00

Mediales Pseudodemokratie-Spielchen

In der Schweiz versucht das Nationale Radio und Fernsehprogramm SRF dem Publikum die Demokratie näher zu bringen, indem Sie dieses drei Wochen lang über den Alltag einer von einer Bloggerin und Kolumnistin dargestellten Halb-Kunst-Figur abstimmen lässt. Fragt sich nun: wird hier Klimbim demokratisiert oder Demokratie verklimbimt?

Pizza oder Apfel? Tram oder Gehen? Naturlocken oder geglättete Haare? DNA-Test für zystische Fibrose oder nicht? Besuch in Kinderkrippe oder Altersheim? Solche Fragen kann seit Ende April die Hörer- und Seherschaft von SRF für die als «Pony M.» auftretende Bloggerin und Kolumnistin Yonni Meyer entscheiden.

Das Ziel der Aktion sei es, «Abstimmungsmuffel ihrer (Yonni Meyers) Generation aufzurütteln und zur Mitbestimmung im gesellschaftlichen und politischen Leben zu animieren.» Und zum Thema, dass die Fremdbestimmung ihres Lebens nicht wirklich viel mit Demokratie zu tun habe, kommt die Replik von Frau Meyer - oder ist es «Pony M.», die da spricht? - dass jeder Bürger, der auf der Verliererseite einer Abstimmung stehe, auch fremd bestimmt werde.

Doch da hört die Gemeinsamkeit mit der Demokratie denn auch auf. Zum Einen hat «Pony M.» kein eigenes Stimmrecht. Sie ist also 100% fremdbestimmt. Zum Anderen gibt es keinen «Einsatz» für die Abstimmenden. Was die Bloggerin tut oder lässt, was sie isst oder nicht, wie viel Strom sie verbraucht oder ob sie in ein Altersheim oder eine Krippe geht, ist von exquisiter nicht-Relevanz. Was auch für die Bloggerin gilt.

Dies sieht man zum Beispiel an der Abstimmung darüber, ob sie sich auf den Gen-Schaden für zystische Fibrose untersuchen lassen soll, um herauszufinden, wie hoch dereinst für ihre noch nicht mal konkret geplanten Kinder das Risiko sein würde. Das «Stimmvolk» hatte sich dagegen ausgesprochen doch im Dialog zu der Sache meinte die so Fremdbestimmte dazu, dass sie dereinst doch einen Test machen würde, wenn die Kinderfrage aktueller sei. Worauf einer, dem scheinbar nicht klar ist, dass Yonni Meyer und «Pony M.» nicht wirklich deckungsgleich sind, in dem Thread empört nachfragte, ob sie den Test trotz des Neins machen würde.

Auch wenn die Diskussionen durchaus interessante Punkte der Abstimmungsthemen beleuchten mögen, zeigt dieses Beispiel exemplarisch, was für eine Farce dieses Pseudo-Demokratiespielchen ist: Der Medien-Avatar eines Menschen lässt sich drei Wochen lang von anderen Menschen vorschreiben, was zu machen ist, aber eigentlich ist es völlig Wurscht, denn im Endeffekt gibt es «Pony M» nicht, während das «Interesse» der Stimmbürger in etwa so tiefgehend ist, wie jenes eines Anrufers beim European Song Contests.

Es wäre vernünftiger gewesen, das Ganze als eine gebührenfinanzierte Kunst-Performance zu deklarieren und nicht als Experiment in Sachen Demokratie. Doch das hätte dieser Medien-Gaudi nicht die gewünschte Relevanz verschafft, die sie braucht, um entsprechend national und medial aufgebalsen zu werden. Die Idee sei nicht zuletzt aus dem Resultat der Masseneinbürgerungsinitiative entstanden und daraus, dass damals die Jungen kaum abgestimmt hätten. Zwar ist diese Behauptung schon kurz nach deren Äusserung durch Vox-Abstimmungsguru Longchamp unter Beschuss geraten und zur Makulatur erklärt worden, aber als «wichtige» Motivation scheinbar immer noch gut genug.

Wie dem auch sei: Mit Demokratie hat «Ich, die Mehrheit» nichts zu tun. Demokratie soll ein Recht zur Selbstbestimmung sein. Demokratie hat mit Verantwortung sich selbst und allen anderen Gegenüber zu tun. Demokratische Entscheide haben Konsequenzen - zum Teil auf Jahrzehnte hinaus. All das fehlt hier. Vollkommen. Doch vielleicht nehmen viele Leute die Demokratie mittlerweile gleich ernst wie dieses «Salat oder Samosa»-Gevote über eine Frau, die es so nicht gibt und wenn das erst die Mehrheit ist, haben wir auch die Demokratie, wie wir sie verdienen.

Patrik Etschmayer (Quelle: news.ch)

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