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Ab 50 zur Lohnguillotine: FDP-Präsident Müller hat noch mit 61 Ideen.

 
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Mittwoch, 3. Juli 2013 / 15:12:17

Ab 50 zum Alteisen!

FDP-Präsident Philipp Müller versucht mit aller Kraft, sich von seinen Wählern zu entfremden. Nachdem der 61jährige mit der Ablehnung des Bankendeals schon Treuhänder und Bankangestellte verprellt hat, entfremdet er nun die über 50-Jährigen, indem er verlauten lässt, deren Lohn solle sinken, damit sie wieder besser anstellbar seien.

Diese Bemerkung machte Müller vor dem Hintergrund der Tatsache, dass immer mehr Leute der Generation 50+, wenn sie es nicht in die oberen Kader geschafft haben, von Firmen vor die Türe gesetzt, mit jüngeren und billigeren Arbeitskräften ersetzt werden und in der Folge kaum mehr vermittelbar sind.

Müller begründete seine Idee mit der Tatsache, dass ab 50 die Arbeitnehmer weniger Geld benötigten, da dann die Kinder aus dem Haus seien und diese Belastungen wegfielen. Es ist nicht ganz klar, in welchem Land Herr Müller lebt, aber in der Schweiz, in welcher der Kolumnist residiert, hat es immer mehr 40-50 Jährige frisch gebackene Väter und Frauen, die auch zwischen Mitte und Ende dreissig noch Kinder - nicht selten ihr erstes - bekommen.

Wenn diese Eltern ihre Kinder nicht spätestens beim Beginn derer Pubertät auswildern (gut, wer könnte es ihnen verdenken), so haben sie, während sie in ihren 50ern sind, eine Familie mit unterstützungspflichtigen Kindern daheim. Von geringeren finanziellen Belastungen kann nicht die Rede sein.

Müller hat in seiner kurzen Analyse des Problems also im besten FDP-Stil eine falsche Argumentation vorgebracht, wobei er eher nebenbei auch eine zutreffende Bemerkung machte: Die mit dem Alter ansteigenden BVG-Sätze sind eigentlich absurd und machen junge Arbeitskräfte billiger, als sie ohnehin schon sind und ältere im Verhältnis teurer, als sie sein müssten. Doch liegt es wirklich nur am Geld?

Das Problem besteht auf jeden Fall: Immer mehr ältere Arbeitnehmer verlieren ihre Stelle und bekommen meist nicht einmal eine Chance für ein Bewerbungsgespräch. Die Begründung - die den Personalabteilungen meist aus der Nase gezogen werden muss - ist jeweils das Alter des Bewerbers.

Dabei spielt das geforderte Gehalt meist keine grosse Rolle, denn ein 55-Jähriger der eine Arbeit sucht, ist meist zu Kompromissen bereit. Es geht um andere Dinge. Vielfach wird das Argument vorgebracht, dass ältere Bewerber mit den neuen Technologien nicht umgehen könnten. Doch da an fast allen Arbeitsplätzen Facebook und Twitter ohnehin verboten sind und Tablets sogar von Katzen bedient werden können, kann es das nicht wirklich sein. Vor allem, wenn es um Kundenkontakte, Erfahrungen mit Mitarbeitern und «real-world»-Anwendungen geht, ist Erfahrung eigentlich nicht zu schlagen.

Vermutlich ist die Abneigung von Firmen gegen ältere Mitarbeiter verschiedenen Dingen geschuldet: Ein Teil den höheren Kosten, ein Teil den Schwierigkeiten, die manche ältere Menschen haben, neue Abläufe zu lernen und die Handhabung neuer Techniken zu verinnerlichen. Doch ebenso wenig wird in Firmen geschätzt, dass sich Menschen ab einem gewissen Alter nicht mehr jeden Mist mitmachen, den sich irgend ein Vorgesetzter, der wieder mal das Rad neu erfinden wollte, ausgedacht hat. Ältere Mitarbeiter sind vielfach unbequemer und weniger unterwürfig als Neulinge. Und sie wissen aus Erfahrung, dass demonstrativ vorgetragene Dynamik von Vorgesetzten meist eine tiefgehende Unfähigkeit hinter einer Wand von Modewörtern verbergen soll.

Kommt noch dazu, dass ältere Menschen vielfach nicht mehr ganz so belastbar wie Jüngere sind und häufiger ernsthaft krank werden: Risikofaktoren, die bestimmt in vielen Zeilen von Personalabteilungs-Spreadsheets sauber mit Zahlen gewichtet und mit roter Farbe hinterlegt wurden.

Doch noch viel mehr als die vordergründigen Ursachen für die Verachtung der Älteren durch die Wirtschaft sind die wahren Gründe in einem Paradigmenwechsel der Firmenkultur zu suchen: Viele Firmen sehen sich nicht mehr als Teil der Gesellschaft, sondern als Akteure, welche die Gesellschaft möglichst effektiv ausnützen müssen. Sie sehen Mitarbeiter nicht mehr als Menschen sondern als reine Kostenfaktoren und die Organisation einer Firma als Mittel, die Humanität der Angestellten zu eliminieren und nicht möglichst positiv einzusetzen.

Die Konsequenzen aus diesem Hochamt der Entmenschlichung sind klar: Wer nicht geformt, geschubst, gemolken, beliebig verschoben und ausgenützt werden kann, wer nicht die maximale Leistung bei minimalem Widerstand bringt, wer nicht in diese Klischees der Personal- und Marketingabteilungen passt, der muss gehen.

Dieser ökonomischen Logik folgend gehören Menschen ab 50, die noch nicht ihre erste Million gemacht haben, aufs Alteisen und dem Staat so auf die Tasche geschmissen, während die gleichen Kreise nach weniger Abgaben schreien und die von ihnen selbst üppig mit Kunden belieferten Sozialwerke am liebsten eliminieren würden. Sozialwerke übrigens, die vielfach ihr Möglichstes tun, um die Alten so schnell wie möglich loszuwerden, indem sie diese von Wiedereingliederungsprogrammen ausschliessen (da nicht geeignet) und gleichzeitig Renten verweigern (nicht genug krank).

Die Reduktion des Problems durch den «Wirtschaftstparteiführer» Müller auf einen Nebenschauplatz ist da bezeichnend, während seine Klientel das Problem fleissig weiter befeuert und unterdessen sogar - gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz - vom Staat sekundiert wird. Vielleicht sollte Müller es sich überlegen, selbst mit auf den Alteisenhaufen zu steigen und seine Partei gleich mitzunehmen... alt genug sind ja beide.

Patrik Etschmayer (Quelle: news.ch)

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