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Würde Libertarismus den Weg in die Freiheit oder zu neuem Feudalismus ebnen?

 
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Mittwoch, 22. Mai 2013 / 15:55:30

Der libertäre Traum

Libertäre, fast schon anarchische Gedanken werden im Angesicht des etatistischen Versagens in der EU immer populärer. Und jeder, der sich schon mit Steuerformularen, idiotischen Vorschriften und lahmen Behörden rum geschlagen hat, hat sich mindestens für kurze Zeit eine Axt gewünscht, mit der man das Staatsgebüsch gnadenlos hätte niederhacken können.

Die Frage ist nur, würde das eigentlich klappen? Das Kredo ist ja jenes, dass, wenn alle Leute eigenverantwortlich und nur für sich handeln würden, alles besser wäre. Der Staat und die staatlichen Vorschriften schadeten nur mehr als sie nützen und eine Demokratie sei in ultima Ratio nichts als eine Tyrannei der Vielen über die Wenigen.

Man kann diesem Gedankengang ganz gut folgen. Und endet an einem ziemlich interessanten Ort, wenn man dies tut. Denn der Libertarismus ist genau so wie der Kommunismus eine Idee, welche die Natur der Menschen nicht so anerkennt, wie sie eben zu sein scheint - dies basierend auf gewissen Erfahrungswerten aus 10'000 Jahren Zivilisationsgeschichte. (Wobei der Autor das libertäre Denken so interpretiert, wie es ihm immer wieder präsentiert wird).

So wird scheinbar davon ausgegangen, dass der Mensch als erstes und vor allem ein Individuum ist, das am besten alleine zurecht kommt. Doch bereits hier gibt es einen Haken. Schon bevor der Mensch sich zum Homo Sapiens entwickelte, sprich Urmensch war, war er kein Individualist sondern existierte in Familienverbänden, die nur durch Kooperation bei der Jagd und Vorratssammlung überleben konnten. Der Drang zum individuellen Überleben stand auch damals schon im Konflikt mit den Interessen der Gemeinschaft, doch die Vorteile des Verbandes in einer sehr feindlichen Umwelt waren so gross, dass ein Verstoss aus der Familie oder dem Stamm praktisch einem Todesurteil gleichkam.

Mit der Erfindung der Landwirtschaft und der Sesshaftwerdung der Menschen wurden die Konflikte zwischen individuellen Wünschen und kollektiven Interessen immer stärker und die Bindungen immer abstrakter. Es wurde möglich, Besitz für sich und seine Nachkommen anzuhäufen und gleichzeitig notwendig, dieses und jenes der anderen Stammesmitglieder gegen aussen zu verteidigen. Alleine war dies aussichtslos, besser organisierte (sprich vergemeinschaftete) Stämme konnten andere erobern, auf diese Weise mehr Ressourcen für sich beanspruchen und so wiederum den Einflussbereich ausweiten. Der Weg zu den Nationen war geebnet und, auch wenn diese mit wenigen Ausnahmen auf Feudalismus und Tyrannei aufbauten, es waren diese so erfolgreich, dass sie in Europa, Südamerika und weiten Teilen Asiens zum Standardmodell wurden.

Die Komplexität eines Staatsgebildes und der Wunsch der Mächtigen, dieses beherrschbar und die Macht bei sich zu halten, brachte immer mehr und detailliertere Gesetze hervor, mit denen versucht wurde und wird, das Leben der Bürger zu regulieren. Dabei geht es aber nicht nur um einen Machtkampf von oben nach unten sondern auch um laterale Duelle, wie zum Beispiel jenem zwischen dem Adel und dem aufsteigendem Bürgertum, sprich den Kapitalisten von der Rennaissance bis hin zum endgültigen Abstieg der Feudalisten und ihrer Strukturen im ersten und zweiten Weltkrieg.

Dass der Feudalismus ein Modell ist, das zurecht in die Klatschzeitschriften verbannt wurde, wo die Royals der Welt ein ständiges Heim neben Anzeigen für Haarwuchsmittel und Inkontinezhosen gefunden haben, wird kaum wer bestreiten. Dass es aber ausgerechnet der Libertarismus ist, der dafür kämpft, dass sich ein neuer Feudalismus nicht nur etablieren, sondern dann auch halten könnte, ist hingegen von fast schon exquisiter Ironie.

Trotz gegenteiliger und lautstarker Behauptungen verschiebt sich die Vermögensverteilung bereits seit Jahren immer weiter nach oben. Wer weniger als 100 Millionen Dollar sein eigen nennt, muss derzeit gar nicht mehr versuchen, auf eine überregionale Reichen-Liste zu kommen. Und ein Grossteil dieser Vermögen wurde nicht von den Reichen selbst erworben, sondern ist das Resultat von vererbtem Vermögen und der Tatsache, dass die Vermögenden es durch politischen Einfluss schaffen - dies ganz im Sinne des angeblich allen zu gute kommenden Egoismus - die Rechtsprechung und die Schaffung neuer Gesetze in ihrem Sinne zu beeinflussen. Nicht zuletzt durch mediales Dauerfeuer (der von ihnen gehaltenen Medienkonzerne) schaffen sie auch den Eindruck, dass mit Reichtum nicht vor allem Verantwortung, sondern der Anspruch, alles machen zu dürfen, einhergeht und die fraglichen Privilegien nur durch die gesellschaftliche Position verdient zu haben.

Ungleichheit ist für eine Gesellschaft Sprengstoff und der Wunsch der libertären Kräfte, Steuern, Abgaben und alle anderen Massnahmen der Umverteilung zu eliminieren, fördern diese. Der Versuch staatliche Bildung zu eliminieren und durch Alternativen zu ersetzen, bei denen qualitativ hochwertige Angebote nur wohlhabenden Eltern zugänglich sind, das Bestreben die Sicherheit von Lebensmitteln nicht mehr durch den Staat sicherstellen zu lassen und eine Gesellschaft zu schaffen, in denen das Recht auf eine minimale Gesundheitsversorgung nicht gegeben ist, sind alles Punkte, welche dafür sorgen würden, dass eine immer rigidere Teilung der Gesellschaft unvermeidliche Tatsache würde.

Denn die Grundrechte auf Bildung, Essen, das einen nicht krank macht und ein anständiges Gesundheitssystem (unter vielen anderen) können nur durch einen Staat, der gewisse Mittel und Möglichkeiten hat, gewährt werden. Eine der grössten Errungenschaften der jungen Nationalstaaten war es wohl, den Analphabetismus auszumerzen und nationale Systeme und Normen zu etablieren, welche es allen Schichten ermöglichte, gesellschaftlich aufzusteigen und zwar aufgrund von Fleiss, Ehrgeiz und dem Willen, nach oben zu kommen.

Die meisten, die nun in Europa und den USA behaupten, ihnen sei nichts geschenkt geworden und deshalb solle mit ihren Steuern ebenso wenig niemand anderem etwas geschenkt werden, erhielten vom Staat unentgeltlich ihre Schulbildung, wurden gratis geimpft, gingen als Kinder zum Arzt, ohne dass ihre Eltern etwas dafür berappen mussten und erlitten wegen staatlichen Hygiene- und Lebensmittelinspektoren keine verheerenden Durchfall- und Infektionserkrankungen, die in der dritten Welt immer noch tausende Kinder töten oder physisch und psychisch verkrüppeln. Sie konnten dank dem staatlichen Gewaltmonopol (auch Polizei genannt), sicher in die Schule gehen, ohne überfallen zu werden. Auf gut Deutsch: Sie konnten den privilegierten Ort, an dem sie nun sind, nicht zuletzt deswegen erreichen, weil ihnen eine Startbasis gegeben wurde. Natürlich darf man das bestreiten, aber ein Blick in die eigene Familienchronik ist da vielfach erhellend: wenn es überhaupt Aufzeichnungen gibt, finden sich da 100 Jahre zurück meist Tagelöhner, Knechte und Kleinbauern, Menschen, deren heutige soziale Entsprechung am unteren Rand der Gesellschaft verortet wird. Ihre gegenwärtige Position wurde ihnen erst durch den «unfairen» Staat ermöglicht.

Die total libertäre Gesellschaft wäre eine, wo das Recht aus der Macht der Individuen hergeleitet würde. Klanstrukturen würden den Zugang zu Ressourcen bestimmen. Der «Tyrannei der Mehrheit» stünde in solchen Strukturen eine Tyrannei der Wenigen gegenüber. Die Freiheit zu handeln braucht auch immer das Rahmenwerk, zu handeln. Wem der Zugang zu Information, Nahrung, Medizin und Bildung verwehrt ist, weil diese Güter für ihn unerschwinglich sind, kann auch kaum in einer solchen Gesellschaft aufsteigen. Die absolute Freiheit, die erreichbar sei, wenn nur erst mal der Staat nicht mehr im Weg steht, ist eine Illusion, denn es braucht keinen - beschränkt kontrollierbaren - Staat, um Unfreiheit zu bekommen. Die extrem ungleiche Verteilung der Güter, die Willkür der durch Gewalt und Besitztum gehaltenen Macht ist genug, um praktisch all jene am Boden zu halten, die sich dort befinden und jene hinunter zu stossen, die den Mächtigeren gefährlich erscheinen.

Genau wie der Kommunismus ist der Libertarismus eine Utopie, die an der Natur des Menschen scheitern muss, an der Dualität unseres Wesens, das einerseits ein Individuum sein will, andererseits auf der ständigen Suche nach Gemeinschaften ist, welche dem Individuum mehr Macht, mehr Ressourcen und mehr Möglichkeiten bescheren könnten.

Es ist am Ende denn vor allem die Frage, welches System das geringste Mass an Tyrannei verursacht. Und die Demokratie scheint da immer noch das kleinste aller Übel zu sein, auch wenn derzeit sehr viele auf sehr hohem Niveau unzufrieden sind.

Patrik Etschmayer (Quelle: news.ch)

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