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Ist entweder ignorant oder lügt einfach gerne: Senator Jim Inhofe, Prominenter «Klimaskeptiker» in den USA

 
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Montag, 25. Juni 2012 / 11:50:31

Trolle und ihre Antreiber

Praktisch jedesmal wenn hier etwas zur Klimveränderung geschrieben wird, kann man davon ausgehen, dass im Forum ein paar Trolle auftauchen werden, die, bar jeglicher wissenschaftlicher Grundlagen, alles verleugnen und auch den Autor und die zitierten Wissenschaftler ad personam angreifen. Als Schreiber stellt man sich unweigerlich die Frage: Aus welcher Höhle kommen die eigentlich?

Und als nächstes stellt man sich die Frage, ob es die Verschwendung einiger CO2-Äquivalente wert wäre, diese Höhle mit einem grossen Bulldozer zuzuschütten. Doch das hätte vermutlich keinen Sinn, denn hinter diesem völlig unwissenschaftlichen Gebrülle zu einer sehr wissenschaftlichen Angelegenheit stehen nicht primär Individuen, die aufgrund der Auseinandersetzung mit dem Thema auf eigene Gedanken gekommen wären, sondern Menschen, die in der Propaganda von Grosskonzernen und Lobbyisten Trost und Bestätigung finden: Trost, dass es sicher nicht (so) schlimm kommen wird und Bestätigung, dass ihr Lebensstil richtig ist.

Und diese frohe Botschaft, der sie nachlaufen, wird in den USA von diversen konservativen Think-Tanks und Stiftungen verkündet, welche aus der überwältigenden Masse einer immer überzeugenderen Datensammlung zum Thema Klimawandel jene Brösel raus picken, die noch nicht - vielfach, weil Wissenschaftler diese Faktoren eben erst gefunden haben - ausreichend analysiert sind und als grosse Fragezeichen hinauf stilisieren.

Dass es dabei nicht um die kritische Evaluation von Daten und Methoden geht, sondern um Propaganda, wird spätestens klar, wenn die Methoden dieser Lobbyisten kurz betrachtet werden. Es scheint noch harmlos, wenn der Lobbyist und Fox News Kommentator Steve Milloy Belohnungen für Leute auslobt, Vorträge von Klimawissenschaftlern mit Zwischenrufen zu stören (obwohl diese Methode ja auch schon ein SA-Gschmäckle hat). Doch wenn dieser Milloy, der früher für die Tabakindustrie gegen die Wissenschaft kämpfte, die Methoden, die damals zum Verschleiern des Zusammenhangs von Rauchen und Krebs angewendet wurden, nun auch wieder (einfach durch das Internet multipliziert) in der Klimadebatte benutzt, zeigt das, wie gross das Interesse an einer Fakten-basierten Debatte auf dieser Seite des Zaunes ist.

Und die Armee der vielfach gläubigen «Klimaskeptiker» (dies lässt sich sehr einfach aus Umfrageergebnissen folgern, die evangelikale Religiosität, Hass auf die Wissenschaft und rechtskonservative Gesinnung in engem Zusammenhang sehen), ist durchaus unchristlich, wenn sich irgend ein Wissenschaftler öffentlich nicht in ihrem Sinne äussert, selbst wenn dieser eigentlich zum eigenen Lager gehört, wie Katharine Hayhoe, eine Wissenschaftlerin an der Texas Tech University, die konservativ und evangelikale Christin ist.

Sie war vom ebenfalls konservativen Politiker Newt Gingrich gebeten worden, in einem Kapitel für ein neues Buch die Fakten der Klimawissenschaft zu untersuchen. Als sie nicht die gewünschten Folgerungen lieferte, wurden ihre 100 Seiten aus dem Buch gestrichen. Als sie sich darüber in einem Tweet beklagte, wurde sie mit unbegründeten Klagen (wegen angeblichem Missbrauch von Arbeitszeit) und Drohmails zugeschüttet - sogar ihrem kleinen Kind wurde mit der Guillotine gedroht. Sehr zivilisiert.

Einige Wissenschaftler werden so lediglich von der Arbeit abgehalten und belästigt, andere ziehen sich aus Angst ganz aus ihrem Beruf zurück. Hass, Drohungen, Klagen (die bisher alle abgeschmettert wurden, aber trotzdem einen grossen Stress bringen) sind Waffen in einem Kampf, der von wenigen grossen Geldspendern - wie den berüchtigten Öl-Milliardärsbrüder Koch - geführt wird, die Millionen in diese Propagandaaktionen stecken. Und wo Geld fliesst, sind auch die Opportunisten (wie auch schon bei der Tabak- und Pestizid-Debatte), die ihre Talente mit Freude verkaufen. Dass ihre wissenschaftliche Kompetenz dabei gleich null ist, schadet nicht, denn so können Sie ihre Botschaft ohne Skrupel und mit grosser Selbstüberzeugung verkaufen... Wie heisst es so schön? Ignorance is bliss! (Was sich, um zum Beginn zurück zu kommen, auch immer in den Foren zeigt.).

Und die Ignoranz geht bei den Politikern weiter, wie beim in den USA prominenten Senator Jim Inhofe, der bei seinen Reden ständig lügt (oder eben ignorant ist) und unter anderem behauptet, in den 1930ern sei es wärmer als heute gewesen (falsch), Klimaforscher würden mehr für Propaganda als Skeptiker ausgeben (falsch) und dass in seinem Staat Oklahoma 2011 die Dürre nicht speziell schlimm gewesen sei (es war die schlimmste seit 1921). Doch seine grössten Spender wollen diese Botschaft und diese Politik, die fleissig versucht, Wissenschaftler zu knebeln und öffentliche Mittel für Grundlagenforschung zu kürzen, in Washington sehen.

Doch geht es wirklich ums Klima? Wer die darin verwickelten Protagonisten sieht, wird (mehr oder weniger) erstaunt feststellen, dass viele der Beteiligten in den USA auch bei der Evolutionsdebatte mitmischen. Und dies deutet auf ein viel generelleres Problem: Es geht hier um einen Kampf gegen die Wissenschaft... oder besser gesagt, gegen eine Wissenschaft die nicht politischen oder weltanschaulichen Ideen, sondern dem Schaffen von Erkenntnis gewidmet ist.

An nicht wenigen Orten ist es schon gelungen, Wissenschaft mit Kommerz und Politik zu ersetzen. In der Medizin wird es aus kommerziellen Gründen vermieden, neue Antibiotika zu erforschen. Viel lieber werden von den Pharmagiganten neue Schmerzmittel und Psychopharmaka in der 100sten Variante auf den Markt geschoben, während die Forschung an Universitäten immer stärker auch von den Industriegiganten gesteuert wird. Wissenschaft um der Wissenschaft willen ist fast nicht mehr zu finden.

Die Geowissenschaften wurden hingegen noch lange vom Industriellen Establishment geschätzt, denn sie halfen nicht zuletzt dabei, Erdöl und Kohle zu finden. Doch Unterdessen haben sich auch die Geologen mit ihren Erkenntnissen über prähistorische Klimaschwankungen auf die scheinbar falsche Seite begeben.

Die Hexenjagd, die nun betrieben wird, findet ihre Begründung vor allem darin, dass neue Erkenntnisse zwangsläufig etablierte Weltbilder, Strukturen und Abläufe in Frage stellen und auch etablierte Methoden, die dabei helfen, viel Geld zu verdienen. Dass die Wissenschaftler dabei nur die Botschafter einer unter vielen Mühen erforschten Realität sind, spielt dabei keine Rolle - die Aggression der Gegner, die persönlichen Drohungen, Verunglimpfungen und Versuche, sie zum Schweigen zu bringen, belegen dies nachdrücklich.

Dass unterdessen in den US-Schulen (nach der Evolutionslehre) auch die Klimaforschung aus den Lehrplänen verbannt werden soll, ist ein weiterer Hinweis darauf, dass die Suche nach Wissen mit Glaube und Ideologie ersetzt werden soll.

Doch die immer offensichtlicheren Fakten scheinen unterdessen selbst viele jener zu überzeugen, die bisher die Futtertröge der Trolle gefüllt haben. Anders lässt es sich kaum erklären, dass Exxon und andere Ölgiganten ihre Anti-Klima-Budgets in den letzten Jahren stark gekürzt haben und auch andere US-Firmen ihre Unterstützung reduzierten oder gar einstellten.

So ist es durchaus möglich, dass auch die Höhlen der Trolle dereinst ganz von selbst einstürzen und deren Bewohner verstummen werden. Doch der Schaden, den sie und ihre Antreiber bis dahin womöglich angerichtet haben, indem sie notwendige Massnahmen verhinderten und verzögerten, könnte unglaublich gross sein - eine Trophäe, auf welche die Troll-Kinder (denn diese und jene aller anderen wird es vor allem betreffen) stolz sein können.

Patrik Etschmayer (Quelle: news.ch)

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