Kulturreport

Kultur gemischt
Bühne
Kino
Musik
Literatur
Ausstellungen
Fernsehen

Shopping

Filmplakate
Musikposter
Starposter
DVDs
Videos
Soundtracks
Lomographie
Sterntaufe
3D-Bilder
Books

Impressum

© 2024 by
VADIAN.NET

Kulturnews für Ihre eigene Website
Andreas Fischlin ist Professor für Systemökologie an der ETH Zürich.

 
.info/.ch Domains - Jetzt registrieren!

Möchten Sie zu diesen Themen eine eigene Internet Präsenz aufbauen? Registrieren Sie jetzt komfortabel attraktive Domainnamen!


www.klimaverhandlungen.info, www.schicksalsjahre.info, www.kommenden.info, www.jahre.info

Dienstag, 10. Januar 2012 / 09:15:00

Klimaverhandlungen: Die kommenden Jahre sind Schicksalsjahre

Was haben die Klimaverhandlungen von Durban gebracht? Viele Stimmen - insbesondere Umweltverbände - lamentierten vor Weihnachten schwarzmalerisch, dass das 2°C-Ziel nun nicht mehr erreichbar wäre, da das in Durban beschlossene neue internationale Klimaschutzabkommen erst ab 2020 in Kraft treten könne.

Das sei zu spät, um einen gefährlichen Klimawandel noch abwenden zu können. Einige wenige amerikanische Industrievertreter behaupteten hingegen, dass keinerlei Anlass zu Besorgnis bestünde, da die Welt auf dem jetzigen Kurs problemlos das 2°C-Ziel erreichen könne. Was trifft zu?

Die Situation nach den Klimaverhandlungen in Durban

Als Wissenschaftsvertreter nehme ich seit Jahren an den internationalen Klimaverhandlungen teil. Ich schätze, gestützt auf neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, beide der genannten Positionen als falsch ein. Ja, die Klimakonferenz von Kopenhagen 2009 war eine Entgleisung. Doch die Konferenz von Cancun 2010 hat den Verhandlungszug wieder auf die Geleise zurückgestellt. Und Durban 2011 hat den Zug wieder in Fahrt gebracht. Zudem erst noch in der richtigen Richtung: Das erstrebenswerte Ziel, die Erderwärmung auf 2°C gegenüber vorindustriellen Verhältnissen zu begrenzen, wurde nochmals fest verankert.

Wieso sollte es also nicht möglich sein, dass der Zug das gewünschten Ziel erreicht? Und wer behauptet, die Verhandlungen seien gescheitert, weil sie mehr hätten erreichen sollen, verlangt das Unmögliche und läuft Gefahr, wieder wie in Kopenhagen 2009 bloss nach den Sternen zu greifen, statt etappenweise wirklich realisierbare politische Ziele anzustreben.

Wie sind die Aussichten, das 2°C-Ziel einzuhalten?

Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, notabene mit Beteiligung der ETH Zürich (Rogeli et al., 2011) (>siehe Weiterführende Links), haben gezeigt, dass für ein wahrscheinliches Einhalten des 2°C-Ziels (≥66%) weltweit die Treibhausgasemissionen bis spätestens 2020 ihren Zenit überschritten haben sollten (>siehe Weiterführende Links, Blogbeitrag 07.12.2011). Handeln wir rasch, könnten wir also spätere drastische und teure Reduktionen vermeiden. Der Beschluss von Durban stützt dies: Er verlangt adäquat, bis 2015 ein neues Abkommen zu verabschieden. Dieses soll alle Länder, also auch die USA und China, miteinbeziehen und nach der anschliessenden Ratifizierung durch die 194 Mitgliedstaaten ab 2020 in Kraft treten. Ein äusserst anspruchsvolles, doch bei entsprechenden Anstrengungen erreichbares Ziel. Und die weltweiten Treibhausgas-Emissionen müssen nicht notwendigerweise weiter ansteigen, denn die Aussicht auf ein strenges Regime ab 2020 sollte schon im Vorfeld Wirkung zeigen - und damit rückt die Einhaltung des 2°C-Zieles wieder in greifbarere Nähe.

Natürlich droht das 2°C-Ziel mit jedem Jahr ohne bindenden Beschluss weiter in die Ferne zu rücken. Es ist aber immer noch erreichbar. Das stimmt mich zuversichtlich, insbesondere, wenn bei den internationalen Klimaverhandlungen die abzusehenden Schwierigkeiten gezielt angegangen werden: Vieles hängt nach wie vor von den USA ab und davon, dass die durch das bisherige Abseitsstehen der USA verursachte Blockade aufgebrochen werden kann. Ich hoffe, dass die Mehrheit der Amerikaner ihre ureigensten Interessen endlich wahrnimmt und griffigen Schutz vor einem gefährlichen Klimawandel verlangt.

Neues Klimaabkommen per 2015 verlangt volle Aufmerksamkeit

Was mir jedoch Sorgen macht, ist, dass aus wissenschaftlicher Sicht grösste Dringlichkeit angesagt ist (>siehe Weiterführende Links, Blogbeitrag 29.11.2011). Demgegenüber kontrastiert - als ob wir alle Zeit hätten - das Ausmass öffentlicher Aufmerksamkeit an nie enden wollenden klimawissenschaftlichen Scheindisputen, wie beispielsweise dem Einfluss der Sonne oder anderen Detailfragen. Lesen Sie dazu auch den Blogbeitrag (>siehe Weiterführende Links, Blogbeitrag 10.11.2011), der das schön zeigt. Dabei verdient das neue Klimaabkommen per 2015 unsere volle Aufmerksamkeit. Wie viel wirklich erzielbare Emissionsreduktionen soll ein Land erbringen? Ein griffiges Abkommen erfordert von allen Beteiligten eine sorgfältige Beantwortung dieser schwierigen Frage in wenigen Jahren. Beispielsweise dürfen da Fragen zur Anpassung oder zum wissenschaftlichen Hintergrund ruhig noch etwas warten. Schliesslich geht es ja bloss darum, eine «No-Regret-Versicherung» gegen gefährlichen Klimawandel abzuschliessen.

Bleibt uns also genügend Zeit? Wenn wir den Fuss rasch und energisch dazwischenhalten, ja. Mit dazwischen meine ich, zwischen die für Jahrtausende zuschlagende Türe zu einer noch einigermassen erträglichen Zukunft ohne gefährlichen Klimawandel. Die kommenden Jahre bis 2015 sind Schicksalsjahre. In diesem Sinne ein Gutes Neues Jahr!

Prof. Andreas Fischlin (Quelle: ETH-Zukunftsblog)

  • Artikel per E-Mail versenden
  • Druckversion anzeigen
  • Newsfeed abonnieren
  • Links zum Artikel:
  • Fünf vor zwölf für das 2-Grad-Klimaziel?
    Blogbeitrag vom 29.11.2011, Prof. Reto Knutti
  • Skeptische Forscher bestätigen globale Temperaturkurve
    Blogbeitrag vom 10.11.2011, Prof. Stefan Brönnimann
  • 2-Grad-Klimaziel wäre erreichbar
    Blogbeitrag vom 07.12.2011, Doktorand Joeri Rogelj
  • Nature Climate Change Publikation
    Emission pathways consistent with a 2 °C global temperature limit
  • In Verbindung stehende Artikel:


    Schweiz zufrieden mit Ergebnis der Berliner Klimakonferenz
    Dienstag, 17. Juli 2012 / 19:38:31
    [ weiter ]
    Merkel warnt vor Folgen der Erderwärmung
    Montag, 16. Juli 2012 / 18:06:23
    [ weiter ]
    Trolle und ihre Antreiber
    Montag, 25. Juni 2012 / 11:50:31
    [ weiter ]
    Arktis-Klima kurz vor Kippe
    Mittwoch, 1. Februar 2012 / 09:33:00
    [ weiter ]
     
    .info Domain
    Jetzt registieren! www.firma.info oder www.produkt.info [ weiter ]


     
    kulturreport.ch ist ein Projekt der VADIAN.NET AG. Die Meldungen stammen von news.ch, der Schweizerischen Depeschenagentur (SDA) und weiteren Presseagenturen. Diese Nachrichten-Artikel sind nur zum persönlichen Gebrauch bestimmt. Vervielfältigung, Publikation oder Speicherung der Daten in Datenbanken, jegliche kommerzielle Nutzung sowie die Weitergabe an Dritte sind nicht gestattet. Wir liefern auf Anfrage auch vollautomatisiert Kultur-News an Ihre eigene Website. kulturreport.ch (c) copyright 2024 by VADIAN.NET AG