Kulturreport

Kultur gemischt
Bühne
Kino
Musik
Literatur
Ausstellungen
Fernsehen

Shopping

Filmplakate
Musikposter
Starposter
DVDs
Videos
Soundtracks
Lomographie
Sterntaufe
3D-Bilder
Books

Impressum

© 2024 by
VADIAN.NET

Kulturnews für Ihre eigene Website
Verunglückter belgischer Reisebus: Inoffiziell auf Drittweltniveau

 
.info/.ch Domains - Jetzt registrieren!

Möchten Sie zu diesen Themen eine eigene Internet Präsenz aufbauen? Registrieren Sie jetzt komfortabel attraktive Domainnamen!


www.belgisation.info, www.politisch.info, www.ungluecke.info, www.weshalb.info

Mittwoch, 14. März 2012 / 08:59:19

Belgisation: weshalb Unglücke auch politisch sind

Ein belgischer Reisebus fährt in der Schweiz 28 Menschen zu Tode, darunter 22 Kinder. Meine erste, spontane Reaktion als Mutter ist: Oh, nein! Wie grauenhaft! Meine zweite: Erstaunt mich nicht. Ein belgischer Reisebus - mit Betonung auf belgischer.

Die Frage ist nun: Was hat das mit Belgien zu tun? Weshalb sage ich: «Typisch, ein belgischer Reisebus?» Das ist unwissenschaftlich, rassistisch, spontan verständlich, aber politisch nicht korrekt. Wirklich?

Wir leben jeden Tag mit Unfällen und Unglücken. Die Zeitungen sind voller Schreckensmeldungen, so dass wir als normale Menschen nur noch mit Apathie reagieren können. Alle Unfälle werden wie Schicksalsschläge kommentiert. Der Busfahrer hatte vielleicht einen Sekundenschlaf, die Betreiber von Fukushima waren nicht genug ausgebildet, die belgische Müllabfuhr beim letzten Dioxin-Skandal wurde nicht kontrolliert usw. Niemand macht sich daran, die Struktur von Unfällen und Schicksalsschlägen zu untersuchen, es sei denn unterbelichtete Wissenschaftler, die jedes menschliche Versagen auf ein hormonelles Zusammenspiel zurückführen wollen.

Weshalb will das niemand mehr? Weshalb werden Unfälle individualisiert, dem sogenannten «menschlichen» Versagen zugeordnet? Weil dies den wirklich Verantwortlichen gerade richtig kommt. So ist nur irgendein XY schuldig, aber nicht ein System, welches Busfahrer nicht bezahlt, deren Ruhezeiten nicht kontrolliert und deren Gefährt je nach korrupten Beziehungen, nie auf verkehrstechnisch gutem Stand hält.

Dieses Muster ist mittlerweile Perfektion. Öltanker verpesten unsere Meere bis zu unserer Enkelgeneration? Kein Thema. Der bulgarische, nicht ausgebildete Kapitän unter griechischer Flagge war schuld. Wie wäre es, die Schuld in den fehlenden internationalen Regeln zu sehen? Nö. Internationale Regeln gelten nur dann, wenn Lohndumping-Freihandel, Korruption und Geldwäsche global organisiert werden können.

Verkehrsunfälle sind nur bedingt individuell, sondern strukturell. Sie hängen mit Preisen, Ausbildung, Infrastruktur etc. zusammen. Nur will dies die Verkehrslobby, die Lastwagenlobby, die Reisebusfahrerlobby nie zugeben. Bezogen auf den Busfahrer mit belgischem Nummernschild bedeutet dies: Die Ausbildung, die Kontrolle, die Fahrtechniken, die Ausstattung der Reisebusse sind in Belgien auf dem Niveau eines Drittweltlandes und drunter. Selbstverständlich nicht offiziell, aber inoffiziell. Denn Vorschriften müssen implementiert und von Zeit zu Zeit überprüft werden.

Stellen Sie sich vor: Belgien hatte anderthalb Jahre keine Regierung und niemand merkte es. Niemand hat sich auch wirklich beklagt: das Business as usual ging für die Hauptstadt der Europäischen Union weiter. Jeder normale Menschenverstand schreit hier: Aua. Wie geht das? In Europa? In einer Demokratie? Doch die Experten beruhigen uns und meinen: Kein Problem, wir wursteln einfach weiter wie bisher.

Unfälle, Verkehrstote? Eigentlich erstaunlich, wie wenig passiert, bedenkt man, wie die Europäische Union jedem Land seine ganz eigene Korruption erlaubt und inmitten einer Stadt sitzt, deren Bau-Miss-Wirtschaft jedem Menschen sofort ins Auge springt. «Bruxellisation» heisst der Begriff, den Stadtplaner brauchen, um die Katastrophe einer Stadtplanung, die Menschen verachtet, die baufälligsten Gebäude mit grässlicher Architektur, verkehrte Strassenführung, kurz alles falsch macht, was man in einer Stadt falsch machen kann.

Vielleicht sollte man für die europäische Verkehrsinfrastuktur auch einen Begriff «Belgisation» einführen, um festzuhalten, dass aus einem Land, in welchem alles möglich ist und nie auch nur ein einziger Verantwortlicher seine Strafe absitzen muss, ein Land, welches den europäischen Präsidenten stellt, nichts wirklich Gutes kommen kann ausser der Schokolade, Moules et Frites sowie ein gewisser surrealer Humor.

Deshalb darf ich wirklich und real rufen: «Typisch. Ein belgischer Reisebusfahrer» ohne die Pauke der politisch Korrekten über meinem Kopf geschlagen zu kriegen. Denn dieses «typisch» verweist auf die Verantwortung der Politik und der Politiker, statt immer die einzelnen Menschen zu prügeln.

PS: Ein belgischer Zusammenhang, der übrigens nie vergessen werden sollte: Der Richter, welcher den Kindervergewaltiger und -mörder Dutroux bei lebenslänglich nach ein paar Monaten in den 1990er begnadigte und freiliess, wurde von der europäischen Kommission und dem europäischen Parlament wenig später zum europäischen Richter befördert. Vive la Belgique!

Regula Stämpfli (Quelle: news.ch)

  • Artikel per E-Mail versenden
  • Druckversion anzeigen
  • Newsfeed abonnieren
  • In Verbindung stehende Artikel:


    Kolumne der Politologin Regula Stämpfli war nicht beleidigend
    Donnerstag, 25. Oktober 2012 / 11:56:00
    [ weiter ]
    Walliser Ermittler können Kinder in Belgien noch nicht befragen
    Dienstag, 27. März 2012 / 18:49:42
    [ weiter ]
    Zwei Kaffeemaschinen im LKW
    Mittwoch, 21. März 2012 / 15:50:16
    [ weiter ]
    Alle 28 Todesopfer zurück in der Heimat
    Freitag, 16. März 2012 / 12:22:00
    [ weiter ]
    Staatstrauer in Belgien
    Freitag, 16. März 2012 / 09:42:00
    [ weiter ]
    Erste Kinder zurück in Belgien
    Freitag, 16. März 2012 / 07:19:00
    [ weiter ]
    Gedenkgottesdienst für Opfer des Busunglücks
    Donnerstag, 15. März 2012 / 20:56:00
    [ weiter ]
    Carunfall: Kein Alkohol im Spiel
    Donnerstag, 15. März 2012 / 17:56:00
    [ weiter ]
    Papst betet für die Opfer des tragischen Unglücks
    Donnerstag, 15. März 2012 / 13:38:00
    [ weiter ]
    Belgien trauert um tote Kinder
    Donnerstag, 15. März 2012 / 09:34:00
    [ weiter ]
    Belgischer Bus war nicht zu schnell
    Mittwoch, 14. März 2012 / 19:42:00
    [ weiter ]
    Widmer-Schlumpf spricht Beileid aus
    Mittwoch, 14. März 2012 / 13:47:00
    [ weiter ]
    Schwerer Verkehrsunfall im Wallis fordert 28 Tote
    Mittwoch, 14. März 2012 / 07:16:00
    [ weiter ]
    Dutroux-Urteil: Erleichterung in Belgien
    Freitag, 18. Juni 2004 / 15:54:08
    [ weiter ]
     
    .info Domain
    Jetzt registieren! www.firma.info oder www.produkt.info [ weiter ]


     
    kulturreport.ch ist ein Projekt der VADIAN.NET AG. Die Meldungen stammen von news.ch, der Schweizerischen Depeschenagentur (SDA) und weiteren Presseagenturen. Diese Nachrichten-Artikel sind nur zum persönlichen Gebrauch bestimmt. Vervielfältigung, Publikation oder Speicherung der Daten in Datenbanken, jegliche kommerzielle Nutzung sowie die Weitergabe an Dritte sind nicht gestattet. Wir liefern auf Anfrage auch vollautomatisiert Kultur-News an Ihre eigene Website. kulturreport.ch (c) copyright 2024 by VADIAN.NET AG