Mittwoch, 18. Januar 2012 / 16:01:00
Schwere Vorwürfe gegen den Unglücks-Kapitän
Rom - Der Kapitän des havarierten Kreuzfahrtschiffes «Costa Concordia» hat nach Einschätzung der zuständigen Untersuchungsrichterin schwere Fehler gemacht.
Francesco Schettino habe ein «unbesonnenes Manöver» durchgeführt, als er der Insel Giglio «viel zu nah kam», teilte das Gericht in Grosseto am Mittwoch mit.
Ausserdem habe der Kapitän nach der Kollision mit einem Felsen vor der toskanischen Insel den Schaden am Schiff «unterschätzt» und dadurch eine Alarmmeldung verzögert. Weil keine Fluchtgefahr bestehe, wurde der Kapitän unter Hausarrest gestellt. Er darf sein Haus nicht verlassen und nur mit Familienangehörigen Kontakt haben.
Als Schettino den Luxuskreuzer verlassen hatte, habe er «keinen ernsthaften Versuch» unternommen, «zumindest wieder in die Nähe» der «Costa Concordia» zu kommen, wo die Evakuierung noch voll im Gange war, erklärte das Gericht nach der ersten Vernehmung des Kapitäns.
Dass er zuvor nach dem Aufprall mit einer improvisierten Wende versucht habe, den Hafen von Porto Giglio zu erreichen, «entbindet ihn nicht von seiner Verantwortung», teilte das Gericht in einer schriftlichen Stellungnahme mit.
Fehler eingeräumt
Schettino selbst hatte am Dienstag vor Gericht Fehler eingeräumt, als er die Insel für einen ausserplanmässigen Schwenker ansteuerte. «Es ist etwas schief gelaufen, denn ich habe zu spät gelenkt», zitierte ihn der «Corriere della Sera».
«Ich bin auf Sicht gefahren, denn ich kannte den Meeresboden.» Er sei die Route «schon drei- oder viermal abfahren, aber dieser Felsen hat mich überrascht», meinte Schettino.
Laut Tageszeitung «La Stampa» sagte der Kapitän: «Ich habe das Schiff gesteuert. Der Pilot neben mir betätigte das Steuer und ich habe die Anweisungen gegeben. An einem Punkt hätten wir nach rechts steuern müssen, um die Felsen zu umschiffen, aber diesen Punkt haben wir verpasst.»
Die «Costa Concordia» hatte am Freitagabend mit mehr als 4200 Menschen an Bord vor der Küste der Toskana Felsen gerammt und war havariert. Bislang wurden elf Todesopfer geborgen. Rund 20 Menschen gelten als vermisst.
bert (Quelle: sda)
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