Mittwoch, 18. Januar 2012 / 12:25:00
Kapitän der Costa Concordia «ins Rettungsboot gefallen»
Rom - Die Suche nach Eingeschlossenen in dem havarierten Kreuzfahrtschiff «Costa Concordia» vor der toskanischen Insel Giglio ist zum Schutz der Helfer erneut unterbrochen worden. Das Wrack sinkt weiter ab.
Dadurch seien die notwendigen Sicherheitsbedingungen nicht gegeben, sagte der Sprecher der Rettungseinheiten, Luca Cari, am Mittwoch. 28 Menschen aus sieben Ländern gelten als vermisst.
Der Kapitän der «Costa Concordia» sorgte mit einer neuen Begründung für sein vorzeitiges Verlassen des Unglücksschiffes für Aufsehen. Laut italienischen Medienberichten machte Francesco Schettino ein technisches Problem dafür verantwortlich, dass er die Evakuierung an Bord nicht koordiniert hat.
«Ich wollte nicht abhauen, sondern habe Passagieren geholfen, ein Rettungsboot ins Wasser zu lassen», sagte der 52-Jährige demnach vor einer Richterin. Als der Absenkmechanismus blockierte und plötzlich aber wieder ansprang, «bin ich gestrauchelt und lag plötzlich zusammen mit den Passagieren im Boot».
Daraufhin habe er nicht mehr auf das Schiff zurückkehren können, weil sich dieses schon zu sehr in Schräglage befunden habe. Die Zeitungen «Corriere della Sera» und «La Repubblica» zweifeln diese Version der Ereignisse an, vor allem weil sich in dem Rettungsboot auch der zweite Offizier und der dritte Offizier befunden hätten.
Chaotische Rettungsmassnahmen
Der schwer belastete Kapitän des Unglücksschiffes kehrte nach seiner dreistündigen Vernehmung bei der Richterin in seinen Heimatort Meta di Sorrento zurück. Die Richterin hatte den Haftbefehl gegen ihn in einen Hausarrest umgewandelt.
Staatsanwalt Francesco Verusio, der Schettino nach der Havarie hatte festnehmen lassen, äusserte Unverständnis über diesen Entscheid. Dem Kapitän wird mehrfache fahrlässige Tötung, Havarie und Verlassen des Schiffes während der Evakuierung vorgeworfen. Ein Gesprächsprotokoll belegt völlig chaotische Rettungsmassnahmen.
Dem 52-Jährigen drohen bei einer Verurteilung bis zu 15 Jahre Haft. Das 290 Meter lange Schiff mit mehr als 4200 Menschen an Bord hatte am Freitagabend nach einer Kursänderung des Kapitäns einen Felsen vor der Insel Giglio gerammt und war leckgeschlagen.
bert (Quelle: sda)
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