Montag, 11. Juli 2011 / 17:07:42
Abhörskandal gefährdet Regierungskoalition
London - Der Abhörskandal um die eingestellte Zeitung «News of the World» könnte zur Gefahr für die britische Regierungskoalition werden. Auch den milliardenschweren Plänen von Medienmogul Rupert Murdoch in Grossbritannien droht Ungemach.
Der kleinere Koalitionspartner der konservativen Tories, die Liberaldemokraten, könnte sich in Fragen zum Skandal auf die Seite der oppositionellen Labour-Partei schlagen. Dabei geht es vor allem um die Übernahme des britischen Bezahlsenders BSkyB durch den Medienunternehmer Murdoch, dem auch «News of the World» gehörte.
Die sozialdemokratische Labour-Partei argumentiert, über die milliardenschwere Übernahme dürfe erst entschieden werden, wenn die polizeilichen Ermittlungen im Skandal um Tausende abgehörte Handys bei «News of the World» abgeschlossen seien.
Labour-Chef Ed Miliband hatte angekündigt, an diesem Mittwoch eine Parlamentsabstimmung über die Zukunft von BSkyB zu erzwingen, sollte die Regierung von Premierminister David Cameron bis dahin nicht handeln. Die Liberaldemokraten hatten dem zugestimmt.
Zudem verlangte Miliband am Montag eine sofortige richterliche Untersuchung im Abhörskandal. Dies sei notwendig, um die Vernichtung von Beweisen zu verhindern. Er warf der Regierung vor, sie verzögere die Ermittlungen absichtlich.
Clegg: Murdoch soll Übernahme überdenken
Der Chef der Liberaldemokraten, Vize-Premierminister Nick Clegg, forderte Murdoch am Montag auf, seine Übernahmepläne für BSkyB zu überdenken. «Tun Sie, was sich gehört und was vernünftig ist, und denken sie noch einmal über ihr BSkyB-Angebot nach», sagte Clegg nach einem Treffen mit den Eltern des Mordopfers Milly Dowler.
Die 13-Jährige war 2002 entführt und später tot aufgefunden worden. In der vergangenen Woche war ans Tageslicht gekommen, dass Journalisten der «News of the World» Millys Mailbox angezapft und sogar Nachrichten gelöscht haben sollen, um Platz für neue zu machen.
Neben Milly sollen die Telefone von bis zu 4000 Prominenten, Politikern, Soldatenwitwen und Opfern von Terroranschlägen und Straftaten abgehört worden sein. Ausserdem sollen Bestechungsgelder an die Polizei gezahlt und Beweismittel unterschlagen worden sein.
fest (Quelle: sda)
Artikel per E-Mail versenden
Druckversion anzeigen
Newsfeed abonnieren
In Verbindung stehende Artikel:
Murdoch sagt «Sorry»
Samstag, 16. Juli 2011 / 13:28:36