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Mittwoch, 9. März 2011 / 08:42:58

Öl und Fashion – über die Kunst des Geschichtenerzählens

Thomas L. Friedman brachte es diesen Montag in der New York Times auf den Punkt: «Was tun wir eigentlich, indem wir 110 Mrd. Dollar in korrupte und unbeliebte Regierungen investieren, die den jetzt gestürzten arabischen Diktaturen bis aufs Haar gleichen? Weshalb bejubeln wir die demokratischen Bestrebungen in diesen Ländern während wir in jenen die Diktatoren füttern?»

Gute Frage, die selbstverständlich keine vernünftige Antwort kriegen kann, da die herrschende Weltpolitik nicht nur voller Widersprüche, sondern zeitweise schon Wahnsinn ist.

Rhonda Garelick war letzten Sonntag, auch in der New York Times, ebenso präzise: «Obwohl wir Modemenschen ständig das Mantra vielfältiger Schönheitsideale besingen, hat sich die faschistische Beauty – blaue Augen, blonde Haare, athletische Fitness und hohe Wangenknochen – perfekt gehalten. Mehr noch: Es ist der all-American look der Werbelandschaften von den definititiv nicht-arischen Ralph Lauren und Calvin Klein.» Garelick übertitelt ihren Artikel mit «High Fascism». Würde ich dies tun, kriegte ich wohl von überall Twitter- oder Facebook-Schläge, dass Nazivergleiche out of date wären. Dabei schaut Garelick lediglich hin und erkennt Ähnlichkeiten, die dank Spielbergkitsch und Sorry-Mentalitäten oder vorgeschriebenen Kuraufenthalten von Antisemiten (wie jetzt im Fall Galliano) so entpolitisiert werden, dass sich die perfiden faschistischen Freund-Feindlogiken mit einer ganz spezifischen Warenphänomenologie verbinden und schon längst in unseren Wohnzimmern und Synapsen breitgemacht haben.

Die Wallstreet, so Spiegel-Online vorgestern, macht sich einen Milliardenspass daraus, sämtlichen Folterern dieser Welt die Möglichkeit zu offerieren, ihren «Verdienst» bei ihr gut anzulegen. UBS, CS, Goldman Sachs, Deutsche Bank, JP Morgan Chase, flankiert durch hochrangige Ex-Politiker eines Schlages von Tony Blair, sind dabei die willigen Vollstrecker. Gleichzeitig produziert die Wallstreet ein Frauenbild, welches denjenigen der Taliban in Afghanistan aufs Haar gleicht: Huren (oder Callboys) fürs Vergnügen, Ehefrauen für die Reproduktion, Mädchen fürs Internet oder als entweiblichte Kumpels im eigenen Machobetrieb (früher gab es dafür ja Kastraten...) und alles wird «Emanzipation» und feministische Wahlfreiheit (bei den Taliban das religiöse Leben) genannt.

Die Organisation girleffect.org setzt ihren feministischen Auftakt mit einer Umfrage: «Die Welt verträgt einen guten Tritt in den Hintern» – «Ich stimme zu, ich stimme nicht zu.» Eigentlich heisst es «a good kick in the pants», was aber im Englischen dasselbe Bild ist. Girleffect.com will mit ihrer Kampagne die Ausbildung und die Gesundheit von Mädchen fördern. Das Video zum «the clock is ticking» ist grafisch gut gemacht, eindrücklich und bringt die Message rüber: «Investiert in Mädchen und Ihr investiert in die Zukunft.» Das Weltbild jedoch, das mit diesen Sätzen (so spielen im Girleffect. org ausschliesslich Reichtum und Gesundheit die entscheidenden Faktoren für das Weiterkommen der Frauen) beschworen wird, bringt aber letztlich Produktionsmaschinen à la Madonna, Frauenverachtung à la Sex and the City (modern: Gossip Girl), Esstörungen für Millionen von westlichen Frauen (die statt zu denken und handeln, lieber nur ans Essen oder Nicht-Essen denken und entsprechend wenig Zeit haben, die Ich-Stärke zu entwickeln), eine grässliche Pornografisierung des Alltags, die Ausbeutung am Arbeitsplatz sowie die pharmazeutisch induzierte Gesundheitsmaschinerie für den weiblichen Reproduktionsapparat.

Krass, überzeichnet, ohne Beleg? Surfen Sie mal nur fünf Minuten zu den Themen «Frauen- und Menschenhandel», «Intimoperationen», «Schlankheitswahn», «Modeindustrie», «gleicher Lohn für Mann und Frau», «Escort», «Öl und Diktaturen», «Autogesellschaft», «Frauenbilder» etc. und Sie realisieren, dass ich ausserordentlich brav bin. Nur weil die Meisten Libyen, Wallstreet, Gesundheitsreform und Sexismus nicht in einen Erzählzusammenhang bringen, bedeutet dies nicht, dass diese vier Themen nicht eng miteinander verflochten sind. Vernetzt denken bedeutet nicht, Wissen so zu zerstückeln, dass nur Einzelinteressen die Politik gestalten dürfen. Es geht um die Ergänzung des brecht’schen Diktums: «Zuerst kommt das Fressen und dann die Moral» mit einem: «Zuerst kommt die Moral, dass erkannt wird, was wir überhaupt fressen wollen».

Es ist Zeit für die Revolution im Kopf. Beginnen Sie also mit mir, endlich die Geschichten neu zu verknüpfen. Erobern Sie mit mir das Geschichten erzählen. Denn es geht um Alles und nichts anderes als um Orientierung.

Regula Stämpfli (Quelle: news.ch)

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  • Milton Friedmans Kommentar
    Milton Friedman zur Verfehlten Hilfe an gescheiterte Korruptikratien
  • Infoseite von Girleffect.org
    Informationen zur Wohltätigkeitsorganisation girleffect.org
  • Rhonda Garelick zu Galliano und mehr
    Rhonda Garelick zu Schönheitsidealen der heutigen Mode und faschistischer Ideologie
  • Spiegel Online zu Banken und Diktatoren
    Wie sich Wallstreet den Tyrannen andient
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