Mittwoch, 18. August 2010 / 17:00:51
Extremereignisse als Warnzeichen
Wassermangel in England, Überflutungen in Osteuropa, Hitze und Brände in Russland und intensive Regenfälle in Pakistan und China — dies sind die meteorologischen Schlagzeilen der letzten Tage. Vor einem Jahr wären sie von allen Zeitungen als Menetekel¹ des Klimawandels reisserisch verkauft worden.
Heute sind die Medien zurückhaltender. Einzelne Extremereignisse können nicht dem Klimawandel zugeordnet werden, wird nun wissenschaftlich korrekt berichtet. Auffällig ist aber auch, dass die Artikel zur Klimaänderung spärlicher erscheinen. Ist das öffentliche Interesse am «global warming» bereits am Schwinden?
Schweiz muss Aufholjagd betreiben
Das Ziel, die globale Erwärmung nicht über 2 Grad Celsius ansteigen zu lassen, wurde in Kopenhagen anerkannt. Es ist auch ein wichtiges Element der Schweizer Klimapolitk. Doch was bedeutet dies überhaupt? Welche Veränderungen und welche Auswirkungen müssten wir in der Schweiz erwarten? Diese Fragen müssen wir uns stellen.
Klar ist, dass die Herausforderungen nach wie vor riesig sind. Damit die Temperaturen nicht um mehr als 2 Grad Celsius ansteigen, sind kolossale Anstrengungen nötig. In der Schweiz haben wir schon Mühe, unsere Ziele zu erfüllen, die wir uns für die laufende «Kyoto-Periode» gestellt haben. 2009 sank der CO₂-Ausstoss nur um ein (!) Prozent. Die CO₂-Emissionen aus Treibstoffen erhöhten sich sogar seit 1990 in der Schweiz um 12,8 Prozent. Sicher keine Meisterleistung. Damit wir unser Ziel, zehn Prozent weniger CO₂-Ausstoss bis 2012 noch erreichen, müssen wir eine gewaltige Aufholjagd betreiben.
Extremereignisse und warme Meere
Und ähnlich sieht es global gesehen aus. Die Treibhausgase steigen kontinuierlich an. Eines ist sicher: Wenn die Erde sich erwärmt, wird die Anzahl an Extremereignissen steigen. «Hochwasser, Gluthitze und Eiseskälte sind normal», titelte die NZZ am Sonntag gestern. «Mit Sicherheit kann man aber schon jetzt sagen dass die wärmere Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann. Und wenn all diese Feuchtigkeit konzentriert über einem Gebiet abgeladen wird, dann ist die Katastrophe programmiert», stellte der bekannte Meteorologe Thomas Bucheli im erwähnten Artikel fest.
Bemerkenswert sei auch, dass der Indische Ozean im vergangenen Monat bis zu 1,5 Grad wärmer gewesen sei als im langjährigen Mittel. Auch das Mittelmeer sei gemäss der amerikanischen Wetterbehörde im vorigen Monat bis zu 3,5 Grad wärmer als normal gewesen. Die Atmosphärenphysik lehrt uns, dass warme Meere gute Feuchtigkeitsspender sind und auch die Ursache für tropische Wirbelstürme wie Hurrikane und Taifune.
Ständerat muss mutige Entscheide fällen
Es ist nicht jedes Extremereignis ein Menetekel für den Klimawandel, aber der Klimawandel wir zu einer Häufung von Extremereignissen führen. Der Ständerat, der demnächst die Behandlungen zu der Klimapolitik «Post-Kyoto» aufnehmen wird, tut sehr gut daran, mutige Entscheide zu fällen.
¹Ein Menetekel ist ein Warnzeichen oder ein Anzeichen drohender Gefahr.
Kathy Riklin (Quelle: ETH-Zukunftsblog)
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