Sonntag, 18. April 2010 / 22:59:23
Content-Industrie fordert Antipiraterie-Scanner
Washington/Helsinki - Die US-Content-Industrie hat sich dafür ausgesprochen, dass Technologien für den Kampf gegen Spam und Malware adaptiert werden, um der Verfolgung von Copyright-Sündern zu dienen.
Das geht aus einem gemeinsamen Kommentar von Motion Picture Association of America (MPAA), Recording Industry Association of America (RIAA) und weiteren Content-Interessensvertretern hervor, der bei der von US-Präsident Barack Obama berufenen Copyright-Koordinatorin Victoria Espinel eingebracht wurde.
In dem Schreiben, auf den die Bürgerrechtsbewegung Electronic Frontier Foundation (EFF) nun aufmerksam gemacht hat, werden unter anderem netzwerkseitige Filter und Bandbreitenbeschränkungen vorgeschlagen. Desweiteren werden auch Antipiraterie-Scanner angeregt, die auf Virenschutzlösungen basieren.
Technisch kein Problem
An der Machbarkeit des Vorschlags besteht kein Zweifel. «Es gibt keine technologische Hürde. Es wäre ein Leichtes, Computer nach verschiedenen Inhalten zu Scannen und Informationen an die 'Behörden' weiterzuleiten», meint Mikko Hyppönen, CRO beim Antivirenspezialisten F-Secure, auf Nachfrage von pressetext. Ähnliches gilt auch für netzwerkseitige Filter, die ja nicht zuletzt als Massnahme im Kampf gegen Kinderpornografie immer wieder ins Gespräch kommen.
Das ändert freilich nichts daran, dass die Idee eines Raubkopien-Scanners nicht nur bei der EFF auf wenig Gegenliebe stösst. Hyppönen gibt sich ebenfalls äusserst kritisch: «Sind MPAA und RIAA verrückt? Sollen Nutzer jegliche Privatsphäre aufgeben, damit Big Brother erfährt, ob sich ein DVD-Rip auf der Festplatte befindet?»
Scanner-Ironie
Ironischer Weise hat F-Secure gerade erst auf den angeblichen Raubkopien-Scanner einer vorgeblichen «ICPP Foundation» aufmerksam gemacht, der User mit der Drohung von Filesharing-Klagen erpresst. Dass sich die Content-Industrie tatsächlich für einen Antipiraterie-Scanner ausspricht, spielt letztendlich den Cyberkriminellen in die Hände. «Genau Stunts wie dieser sind der Grund, warum Leute so leicht auf Betrügereien wie den ICPP-Trojaner hereinfallen», meint Hyppönen.
fest (Quelle: pte)
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