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Missbrauch in der katholischen Kirche: Papst Benedikt XVI. schweigt.

 
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Montag, 15. März 2010 / 09:15:24

Eine moralische Katastrophe: Leiden unterm Kreuz

Das Cassius-Kolleg in Berlin, das Benediktiner-Kloster in Ettal, die Regensburger Domspatzen, das Aloisius-Kolleg bei Bad Godesberg, das Maristeninternat in Mindelheim, die Wiener Sängerknaben - bekannte und unbekannte Namen, die sich jetzt wie eine Aufzählung von Folterkammern lesen. Die Kirche hat wegen der Missbrauchsfälle ein massives Glaubwürdigkeitsproblem, denn der Papst schweigt.

Mindestens 28 katholische Schulen und Internate sind mittlerweile von den Vorwürfen betroffen, insgesamt gibt es wohl mehr als 250 Opfer. Seit 2001 ist der Vatikan nach eigenen Angaben bei rund 3000 Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche aus den vergangenen 50 Jahren im Bilde. Bis auf Ostdeutschland, wo es nur wenige katholische Internate gibt, liegen mittlerweile beinahe in allen Bistümern Verdachtsfälle vor - und fast täglich kommen neue hinzu.

10 Prozent pädophile Übergriffe

In rund 60 Prozent der Fälle sei es um gleichgeschlechtliche Kontakte gegangen. Bei 30 Prozent der Beschwerden handelt es sich demnach um heterosexuelle Kontakte und in nur zehn Prozent der Fälle um pädophile Übergriffe, berichtet die «sueddeutsche.de».

Zwar verspricht der Papst Aufklärung und verurteilt die Taten entschieden, doch ob die Kirche angesichts dieser Dimension so weitermachen kann wie bisher, bleibt fraglich. Denn mit Entschuldigungen wird es nicht getan sein. Es darf zwar nicht vergessen gehen, dass die meisten Fälle viele Jahrzehnte zurückliegen, aber von einer umfassenden Opferentschädigung und -betreuung ist bisher aus Rom nichts zu hören. Es bleibt das Gefühl, die Dinge würden lediglich als innere Angelegenheit der Kirche behandelt.

Nicht genug getan

Mittlerweile ist sich die deutsche Bevölkerung einig, dass die katholische Kirche nicht genug unternehme, um die Missbrauchsvorwürfe in von ihr verantworteten Institutionen aufzuklären: 86 Prozent werfen der Kirchenführung mangelnde Bereitschaft dazu vor; nur 10 Prozent sehen ausreichendes Handeln.

Das Bekanntwerden dieser Fälle schmälert allgemein das Vertrauen der Menschen in die Bildungsarbeit der katholischen Kirche: 68 Prozent sehen dies nun kritischer, 28 Prozent vertrauen der katholischen Bildungs- und Jugendarbeit weiterhin uneingeschränkt. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid für den Nachrichtensender N24.

Dagegen sprechen in der Schweiz fünf Prozent mehr als noch vor neun Jahren der Kirche ein sehr hohes beziehungsweise ziemlich hohes Vertrauen aus, nämlich 43 Prozent (2001: 38 Prozent), wie es auf «zh.kath.ch» heisst.

Juristische Kleinarbeit

Juristische Fragen, wie die Verlängerung der Verjährungsfrist bei sexuellem Missbrauch bei Kindern nach 10 Jahren, bei Vergewaltigung nach 20 Jahren in Deutschland verstreicht, sind dabei ebenso zentral wie Fragen nach einer grundsätzlichen Reform der katholischen Kirche. Die Kirche stellt sich diesen Fragen.

Der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, sagte gegenüber der «Bild am Sonntag»: «Unsere Linie ist: Aufklärung und Aufarbeitung! Die Täter müssen sich ihrer Verantwortung stellen. Den Opfern soll Gerechtigkeit widerfahren. Wir sehen uns darin von Papst Benedikt XVI. bestärkt.»

Auch Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZDK), regte jüngst gegenüber «sueddeutsche.de» an, dass die Kirche «Konsequenzen struktureller Art ziehen und dabei reflektieren müsse, ob es kirchenspezifische Bedingungen gibt, die den Missbrauch begünstigten».

Pädophile dürfen keine Priester werden...

Benedikt XVI. hatte im Zuge des Missbrauchskandals in den USA schon 2008 einen kirchlichen Drei-Stufen-Plan vorgelegt. Demnach dürfe kein Pädophiler Priester sein, und sollte dies später bekannt werden, sei er vom Priesteramt auszuschliessen.

Die Missbrauchstaten müssten auf juristischer und politischer Ebene aufgearbeitet werden, den Opfern müsse Gerechtigkeit widerfahren und pastorale Hilfen zur Seite gestellt werden. Ebenso entscheidend seien effiziente Präventionsmechanismen, die bei der Auswahl der Seminaristen einsetzen und die Begleitung der Seelsorger einschliessen müssten.

Eine wichtige Frage bleibt aber unbeantwortet. Ab wann informiert die Kirche die Staatsanwaltschaft über Missbrauchsfälle? Eine Frage, zu der das staatliche deutsche Strafrecht bei Kindesmissbrauch bislang keine Vorschriften macht. Diese ganzen Missbrauchsfälle würden jetzt nicht hochkommen, hätte die Kirche nicht jahrzehntelang versucht, ihre schwarzen Schafe vor dem rechtsstaatlichen Zugriff zu schützen.

...und wie weiter?

Dadurch hat die Kirche ein massives Glaubwürdigkeitsproblem, denn nur darauf zu hoffen, dass es nicht wieder vorkommt, scheint angesichts dieses Ausmasses etwas weltfremd. Die Vermutung liegt nahe, dass die Probleme zum Teil hausgemacht sind. Braucht es eine längere oder gar keine Verjährungsfrist bei sexuellem Missbrauch? Ist das Zölibat schuld? War es der lockere Umgang der 68er?

Die Diskussion in Deutschland ist gespalten. Die einen machen den tabuisierenden Umgang der katholischen Kirche mit Sexualität verantwortlich, andere geisseln die 68er-Bewegung, die Unfreiheit mit Freizügigkeit bekämpfte. Fest steht, dass die meisten Straftäter nicht mehr belangt werden können und die Kirche etwas tun muss, um Vertrauen zurückzugewinnen. Der missbräuchliche Umgang mit einer selbstgerechten moralischen Interpretationsmacht müsste jetzt mehr als Lippenbekenntnisse zur Folge haben.

Falsche Worte

Vom Papst werden die richtigen Worte erwartet, doch sie fallen nicht. Schon gar nicht gegen das Zölibat, dass sich ja so gut bewährt zu haben scheint. Wenn die Kirche den Zeitgeist ewig nur als Feindbild betrachtet, wird sie scheitern. Auch nach fast zweitausend Jahren.

Die Kommunikationsstrategen im Vatikan senden genau das falsche Signal, wenn sie die Vorfälle herunterspielen und sich als besonders engagierte Kämpfer gegen den Missbrauch bezeichnen oder behaupten, sexueller Missbrauch käme in der Kirche nicht häufiger vor, als in der Familie. Den Opfern hilft das wenig.

Tino Richter/Kommentar (Quelle: news.ch)

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