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Fehim Dragusha, 26 Jahre, ist seit gut zwei Monaten Imam der Islamischen Gemeinschaft El-Hidaje in St. Gallen/Winkeln.

Eingang zur Moschee: Die Islamische Gemeinschaft El-Hidaje zählt etwa 300 Mitglieder.

Imam Fehim Dragusha im Gebetsraum der Moschee.

 
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Montag, 26. Oktober 2009 / 12:13:23

«Wir haben nicht mal Geld für ein Minarett»

Ob Burka, Schwimmunterricht oder die Arbeitsplätze von Muezzins: die Schweiz steckt mitten im Kulturkampf. Im Zuge der Anti-Minarett-Initiative und der Diskussionen um die Plakate der Initianten äussert sich der Imam der Islamischen Gemeinschaft in St. Gallen, Fehim Dragusha, im Interview mit news.ch.

Wie viele Mitglieder zählt die Islamische Gemeinschaft St. Gallen? Wie viele davon sind Schweizer?

Dragusha: Die Islamische Gemeinschaft zählt 300 Mitglieder, von denen etwa 40 Schweizer sind. Der Rest ist albanischer Herkunft aus Mazedonien, Kosovo und aus Preshava.

Fühlen sich die Mitglieder wohl in der Schweiz?

Dragusha: Die meisten sind mit ihrem Leben in der Schweiz zufrieden. Sie haben gute Jobs, sind krankenversichert, ihre Kinder geniessen eine gute Ausbildung.

Können Sie die Aufregung um die Minarette nachvollziehen?

Dragusha: Nein. Ein Minarett ist ein Symbol für eine islamische Gemeinde; es ist keine Provokation oder ein Angriff auf die Gesellschaft. Ein Minarett ist dazu da, Menschen, Reisende oder Touristen darüber zu informieren, dass es dort eine Moschee gibt, die man besuchen kann und wo man beten kann, wenn man das Bedürfnis dazu hat. Aus diesem Grund sagen Minarette lediglich: Hier gibt es einen Ort für Muslime, an dem man sich versammeln und beten kann. Es ist daher sicher keine Rakete, wie die Initianten der Initiative glauben machen wollen.

Wie viele Minarette braucht eine Moschee?

Dragusha: Eines würde genügen, obwohl wir dafür gerade überhaupt kein Geld übrig haben, aber wir denken später darüber nach, eines zu bauen.

Was halten Sie von der Anti-Minarett-Initiative der SVP?

Dragusha: Sie ist eine Bedrohung für alle Religiösen in der Schweiz im Allgemeinen und für die Muslime im Speziellen. Die SVP will die Gefühle der Muslime testen und vergisst doch, dass es in jeder Moschee auch Schweizer Bürger hat. Die Plakate sollten verboten werden, weil sie gegen die Religionsfreiheit der Schweiz stehen: Die Kampagne sollte nicht unsere Mütter, Frauen, Schwestern und Töchter beleidigen indem man sie als traurige Verschleierte zeigt. Meiner Meinung nach will die SVP ihre Macht ausdehnen, aber wir haben das Recht dagegen zu klagen. Andere haben schon Angst, ihren Job wegen dieser schmutzigen Kampagne zu verlieren.

Wie gefährlich ist der Islam?

Dragusha: Es ist ein grosses Missverständnis den Islam als eine gefährliche Religion anzusehen. Islam ist vom Wort Salaam, d.h. Frieden, abgeleitet. Es gibt keinen Grund, sich vor dem Islam zu fürchten. Nur, wenn sich jemand der Gewalt hingibt, geht Gefahr vom Islam aus, nämlich dann, wenn die Medien dies in Zusammenhang mit der Religion sehen und nicht mit der Person.

Muss der Islam sich modernisieren?

Dragusha: Der Islam ist eine moderne Religion. Er lehrt uns, unsere Eltern und unsere Nachbarn zu respektieren, und er erlaubt uns nicht, jemanden zu betrügen. Für viele klingt das naiv. Ja, es ist naiv, weil wir unsere Koranverse nicht ändern, nur um Alkohol trinken zu können oder Prostitution zu erlauben

Unterdrückt er die Frau?

Dragusha: Im Islam hat die Frau keine finanziellen Verpflichtungen, die Fürsorge liegt beim Mann, beim Bruder oder beim Vater. Der Islam hob die Stellung der Frau und garantiert ihre Rechte – er erwartet auch, dass Frauen ihren Status behaupten. Westliches Gerede von der Liberalisierung der Frau ist nichts als eine verkappte Form von Ausbeutung des weiblichen Körpers.

Wie stehen Sie zur Trennung von Kirche und Staat?

Dragusha: Religion ist eine Lebensweise. Die Hinduisten besuchen Tempel verschiedener Götter, die Christen feiern die Sonntagsmesse und die Auferstehung von Jesus Christus und im Islam zelebrieren wir die Feiertage unseres Propheten und befolgen die Regeln des Korans. Der Staat ist eine territorial souveräne Einheit, der den verschiedenen Kulturen einheitliche Regeln vorgibt. Kann es Harmonie geben, auch wenn es zwischen diesen Kulturen Differenzen gibt? Ja, wenn wir untereinander die Toleranz aufbringen, des anderen Religion zu respektieren.

Sollten daher alle Migranten eine Landessprache sprechen? Auch Imame?

Dragusha: Sprachen zu lernen ist für jeden ein Muss, der sich in der Schweiz oder irgendwo sonst in der Welt niederlassen will. Sprache ist ein Teil der Kultur und dieses Lernen verbindet die Menschen – besonders hier in der Schweiz. Folglich muss auch der Imam Deutsch sprechen, so dass wir bei der Predigt des Freitags-Gebets die Menschen auch erreichen – speziell die Jüngeren. Auch ich werde einen Intensivkurs besuchen und ab April die Predigt in Deutsch halten.

Wird die Anti-Minarett-Initiative vom Volk angenommen?

Dragusha: Ich glaube stark, dass so etwas nicht passieren wird. Die Regierung unterstützt die Minderheitenrechte und ihre religiösen Rituale. Wenn das das Verständnis der SVP vom Islam ist, wie kann sie dann eine führende Rolle in der Schweiz einnehmen?

Was wünschen Sie sich von der Schweizer Politik?

Dragusha: Ich wünsche mir, dass wir, die Imame, die Gelegenheit haben an öffentlichen Schulen zu unterrichten. Ich bin mir bewusst, dass nicht alle Imame Deutsch können. Aber für den Unterricht der albanischsprachigen Bevölkerung dürfte das ausreichen.

Was werden Sie tun, sollten die Plakate in St. Gallen doch noch hängen?

Dragusha: Wir haben nichts vorbereitet, weil wir von den Schweizerinnen und Schweizern erwarten, dass sie etwas gegen die Beschädigung des guten Schweizer Ansehens unternehmen. Die Plakate lösen das Problem mit den Minaretten nicht.

Tino Richter (Quelle: news.ch)

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