Dienstag, 14. April 2009 / 13:46:10
Frühlingserwachen bei den US-Banken?
Gerade rechtzeitig zu Ostern ist in der US-Bankenbranche Hoffnung auf neues Leben nach der Finanzkrise aufgekeimt. Erste Häuser zahlen staatliche Kapitalspritzen zurück und die führenden Banken des Landes haben offenbar den «Stress-Test» der Regierung bestanden.
Die Stunde der Wahrheit schlägt nun aber nach den Feiertagen, wenn die meisten Finanzkonzerne ihre Zahlen zum ersten Quartal vorlegen.
Ein unerwartetes Ostergeschenk machte die zu den führenden US-Instituten zählende Grossbank Wells Fargo den Anlegern. Weil sie im ersten Quartal einen Rekordgewinn von 3 Mrd. Dollar einfuhr, zog die Bank stolz die Bekanntgabe erster Zahlen vor.
Freudensprünge an den Börsen
«Unser Geschäft ist gut in Schwung», sagte Chef John Stumpf. Die Börsen auf beiden Seiten des Atlantiks legten prompt einen Freudensprung hin. Einige Top-Banken hatten zuletzt ebenfalls signalisiert, dass es zu Jahresbeginn etwas besser gelaufen sei.
Den Gewinn soll es am Donnerstag auch bei J.P. Morgan Chase geben. Trotz eines heftigen Gewinneinbruchs steuert der Tanker bisher besser durch den Sturm als der grosse Rest der Branche.
Erneut tiefrote Zahlen sind dagegen laut Analysten am kommenden Freitag bei einem der grössten Verlierer der Finanzkrise zu erwarten: Der einst weltgrösste Finanzkonzern Citigroup kämpft weiter schwer, auch wenn sich Chef Vikram Pandit zuletzt optimistisch gab und der gebeutelten Aktie einen Schub bescherte.
Auch Bankenchefs zittern
Höchste Zeit. Schon lange wird über die Zukunft des erst seit gut einem Jahr amtierenden Bosses spekuliert. Pandits Schicksal hängt auch von US-Präsident Barack Obama ab. Der Staat hält nach Milliardenhilfen inzwischen bis zu 36 Prozent an der Citigroup.
Seit Obama vor zwei Wochen General-Motors-Chef Rick Wagoner absägte, müssen auch Bankenchefs zittern. Finanzminister Timothy Geithner drohte «aussergewöhnlich» hilfsbedürftigen Banken offen mit einem Chefwechsel.
Staatsgelder zurückzahlen
Die Branche nimmt die Warnschüsse aus dem Weissen Haus ernst. Wer immer kann, will erhaltene Staatsgelder alsbald zurückzahlen und so auch Washingtons Zugriff auf Strategie und Managerboni abschütteln.
Allen voran ist Goldman Sachs die im Herbst eher unwillig angenommene Staatshilfe mehr als lästig. Inzwischen spricht Chef Lloyd Blankfein nur noch vom Zurückzahlen.
Nicht alle aus dem Schneider
Aber längst noch nicht alle Banken sind so weit. Im Gegenteil: Der «Stress-Test» zur Belastbarkeit der 19 grössten Finanzhäuser ergab laut «New York Times» auch, dass eine ganze Reihe noch einen Nachschuss brauchen wird.
Von einer Erholung auf breiter Front ist die Branche weit entfernt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet nach unbestätigten Berichten, das sich die Summe von Giftpapieren bei Banken und Versicherungen im Vergleich zu früheren Schätzungen auf vier Billionen Dollar verdoppeln könnte.
So mancher Analyst bremst zudem voreilige Freude über kommende bessere Bankenzahlen. Schon bald könnten einige Finanzhäuser von einer Lockerung der Bilanzregeln profitieren. Sie bekommen mehr Spielraum etwa bei der Bewertung fauler Papiere. Banken könnten sich damit «schönrechnen», schimpfen Kritiker und warnen bereits vor der nächsten Krise.
tri (Quelle: sda)
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