Donnerstag, 26. März 2009 / 16:26:00
Geithners Spiel um Politik und Wirtschaft
Der Finanzminister der USA drückt der US-Wirtschaft auch immer seinen Stempel auf: man kann seine Unterschrift auf jeder Dollarnote sehen.
In guten Zeiten mag das der einzige offensichtliche Eindruck sein, den die jeweiligen Finanzminister hinterlassen. Der Posten hat ein niedriges Profil und wird in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen.
Geithner macht mächtig Eindruck
Anders Timothy Geithner: er macht mächtig Eindruck, als Anwalt der amerikanischen Wirtschaft in der schlimmsten Krise seit der Grossen Depression in den 30er Jahren.
Er ist eine der Schlüsselfiguren in Obamas Kabinett, der massgebliche Sprecher für wirtschaftliche Belange – und gleichzeitig auch die grösste Zielscheibe für Kritik und Kontroversen.
In dieser Woche, als der Dow-Jones-Index drastisch nach oben geschnellt ist, wurde er erstmals von der Investment-Branche als jemand wahrgenommen, der offenbar auf dem richtigen Weg ist. Geithner ist ein ehemaliger hoher Beamter der U.S. Federal Reserve Bank. Er ist ein schmaler, leiser Karriere-Beamter mit einer vorsichtigen, zögernden Haltung.
Und er begann seinen neuen Job ausgesprochen schlecht. Der Finanzminister ist Amerikas oberster Steuereintreiber, und Geithner übernahm den Posten, nachdem er zugeben musste, den Staat um Steuern betrogen zu haben. Kürzlich hat seine Behörde die für die politische Administration desaströse Entscheidung gefällt, Boni in Millionenhöhe an gescheiterte Manager des Finanzriesen AIG auszuzahlen.
Präsident Obama bestätigt Geithner im Amt
Präsident Obama bestätigt Geithner im Amt und spricht ihm sein Vertrauen aus, aber die Republikaner fordern seinen Rücktritt und die Wall Street hat keine Gelegenheit ausgelassen, gegen ihn zu stimmen.
Der Dow ist stetig gefallen seit Obama im Amt ist und sogar immer noch mehr, jedes Mal wenn Geithner seine wirtschaftlichen Pläne vorlegte. In jüngster Zeit scheint der Markt wieder noch oben zu gehen und diese Woche haben die Investoren die neue Regierung sogar gelobt für die Initiativen gegenüber den Banken, schlechte Investitionen abzustossen. Der Dow stieg um fast 500 Punkte an nur einem Tag.
Das sind gute Nachrichten für die Amerikaner, aber nicht die Nachrichten, die sie hören wollen. Die meisten Wähler kennen sich in den komplexen Zusammenhängen von Wirtschaft und Politik nicht gut genug aus. Geithner scheint ein ernstes Spiel zu spielen, bei dem es um viel Geld geht und dessen Regeln sie nicht verstehen.
Die Leute warten einfach darauf, dass sie wieder gewinnen: ihre Häuser, ihre Ersparnisse, ihre Jobs zurückgewinnen.
Jonathan Mann - POLITICAL MANN
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Er moderiert das wöchentliche Politmagazin «Political Mann» auf CNN International. Der Text steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung.
Kolumne von Jonathan Mann (Quelle: CNN-News)
Artikel per E-Mail versenden
Druckversion anzeigen
Newsfeed abonnieren
Links zum Artikel:
CNN International
In Verbindung stehende Artikel:
Finanzdepartement: Steuer-Verhandlungen mit den USA
Dienstag, 7. April 2009 / 07:01:52