Dienstag, 23. Dezember 2008 / 19:10:34
Tsunami - Touristen leiden heute noch
Bern - Knapp 17 Prozent der Schweizer Touristen, die den Tsunami überlebt haben, leiden auch heute noch an Alpträumen. Sie erleben das Unglück immer wieder, leiden an Schlafstörungen und haben Angst vor dem Reisen.
Die Betroffenen wiesen Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung auf, wie Bernd Krämer einen Bericht des «Sonntag» bestätigte. Krämer ist Oberarzt an der Psychiatrischen Poliklinik des Universitätsspitals Zürich und Leiter der noch unveröffentlichen Tsunami-Studie.
Für Schweizer Verhältnisse seien 17 Prozent überraschend viel, sagte Krämer. In der Schweiz litten rund 3 Prozent der Bevölkerung an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Zudem sei das Gesundheitssystem im Bereich Psychiatrie hoch entwickelt, sagte der Arzt.
Besser informieren und therapieren
Die Studie der Universität Zürich zeigt jedoch auf, dass 60 Prozent der Betroffenen nicht psychologisch behandelt wurden. Hier sehen Krämer und sein Forschungsteam Handlungsbedarf bei Schweizer Ärzten und Gesundheitsverantwortlichen.
Krämer sagte, dass psychische Probleme der betroffenen Touristen in die Schweiz importiert werden könnten. Dem müsse Rechnung getragen werden. Es wäre sinnvoll, aus Katastrophengebieten zurückkehrende Personen besser über posttraumatische Belastungsstörungen zu informieren. Auch neue Therapieansätze könnten helfen.
342 Betroffene nahmen an der Tsunami-Studie teil. Wie viele Schweizer insgesamt von der Tsunami-Katastrophe betroffen waren, ist schwer zu eruieren. Über 4000 Schweizer wurden in den ersten Tagen nach der Katastrophe beim Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) als vermisst gemeldet. 130 Schweizer kamen beim Unglück ums Leben.
smw (Quelle: sda)
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