Donnerstag, 27. November 2008 / 11:44:18
Die wahre Gefahr für den Westen
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Ob der ganzen Weltwirtschaftskrise ist das letzte schlagzeilenträchtige Thema, das bis Ende letzten Jahres die Medien in diesem Jahrzehnt bis anhin beherrscht hatte, fast vergessen gegangen: Der islamistische Terrorismus. Sicher, man hat immer wieder über damit zusammenhängende Dinge lesen und hören können: Irak, Afghanistan, Pakistan und zuletzt auch von Somalia. Aber trotzdem: Seit der Boden unter den Banken rausgebrochen ist, waren Al Qaida und seine McTerrors nur noch Spaltenfutter.
Doch das Terror-Seelandeunternehmen, das gestern einen Angriff auf die indische Metropole Mumbay (Bombay) führte, dabei über hundert Leute tötete und Hotels besetzte, hat zumindest für den Moment wieder die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit fest in der Hand. Auch wenn nun die Terrorziele Schritt für Schritt von Sondereinheiten geräumt werden, ist die Botschaft an die ganze Welt klar: «Wir schlagen zu, wann wir wollen und niemand ist sicher!»
Dabei ist es gut möglich, dass es sich bei dem Angriff lediglich um eine Attacke auf die Friedensgespräche zwischen Indien und Pakistan handelt und die internationale Botschaft nur ein willkommenes, doch sehr einflussreiches, Nebenprodukt ist.
Wenn Barack Obama sein Amt als neuer US-Präsident antritt, wird er gigantischen Aufgaben gegenüber stehen. Zum Beispiel der Tatsache, dass die USA ein riesiges Defizit hat und zugleich ein gewaltiges Konjunkturpaket finanzieren muss. In dieser extremen Lage sind Möglichkeiten, Kosten einzusparen, sehr begehrt. Eine wäre es, das wahrhaft imperiale Netz an Militärstützpunkten auf der ganzen Welt radikal zu stutzen und gewisse Vorhaben (wie den vermutlich eh nicht funktionierenden Raketenschutzschild in Osteuropa) auf undefinierte Zeit zu verschieben.
Solche Absichten gegen die Interessen des Pentagon durch zu bringen, ist schon in normalen Zeiten äusserst schwierig. Doch sollte dieser Angriff auf Mumbay nur ein Auftakt gewesen sein, wird der US-Militärapparat wieder einen Anlass finden, nach mehr zu verlangen und jedes Ansinnen nach weniger abzuschmettern – und dies mit der vollen Unterstützung der Bevölkerung.
Jedoch geht die grösste Gefahr für die USA nicht von anderen Militärmächten oder gar Terroristen aus, sondern von der finanziellen und budgetären Katastrophe, in die sie von der Bush-Regierung in den vergangenen 8 Jahren geführt worden sind. Und es sind nicht nur Budget und Handelsbilanz. Da die Sparquote der US-Bürger zuletzt sogar negativ war, können die Staatsschulden nur im Ausland finanziert werden... vor allem in China und den Golfstaaten.
Die Schlagzeilen über Terrorismus-Gefahren und neue Feinde werden mit Sicherheit vom Militär, Militär-Zulieferern und deren Verbündeten in der Politik gierig aufgenommen und verstärkt werden – dies alles, um sicher zu stellen, dass weiterhin mehr und mehr Geld fliessen wird.
Dabei wird es für Obama schwierig werden, die Aufmerksamkeit auf die wahre Gefahr für die USA und die mit diesem Land immer noch so eng verstrickte Weltwirtschaft zu lenken: Den drohenden Staatsbankrott dieser Nation.
Einer Nation, die seit Jahren auf Pump gelebt hat, beizubringen, dass dies gefährlicher ist, als ein Terrorfürst in einer Höhle in Afghanistan, wird die grösste Aufgabe von Obama sein. Wenn es den Terroristen und anderen Feinden des Westens gelingt, die Paranoia am Kochen zu halten, so dass es die USA nicht schaffen, sich endlich zu sanieren, wird ihnen der Sieg über den verhassten Westen einfach so in den Schoss fallen – die Gesetze der finanziellen Logik würden ganz von selbst dafür sorgen.
von Patrik Etschmayer (Quelle: news.ch)
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