Dienstag, 18. November 2008 / 17:31:51
Noch keine Forderungen der Piraten bekannt
Mogadischu - Der von Piraten gekaperte saudiarabische Supertanker ist vor der somalischen Hafenstadt Harardere vor Anker gegangen. Die 330 Meter lange «Sirius Star» war am Vortag vor der ostafrikanischen Küste überfallen worden.
«Wir können bestätigen, dass das Schiff vor der somalischen Küste bei Haradheere liegt», sagte am Dienstag ein Sprecher der 5. Flotte der US-Marine. Die Reederei Vela ging davon aus, dass alle 25 Besatzungsmitglieder wohlauf seien.
Forderungen der Piraten sind noch nicht bekannt. «Gegenwärtig wartet Vela auf weitere Kontakte mit den Piraten, die das Schiff in ihrer Gewalt haben», erklärte das Unternehmen. Vela International ist die Reederei des staatlichen Ölunternehmens Aramco in Saudi-Arabien.
Die Piraten seien «eine gut ausgerüstete und stark organisierte Gruppe», teilte ein Regierungsberater der benachbarten halbautonomen Region Puntland mit.
Zwei Millionen Barrel Öl an Bord
Mit dem Überfall auf das 330 Meter lange Schiff erreichte die Piraterie vor den Küsten Somalias nach Ansicht von Experten eine
Der Wert der «Sirius Star» Wert wird auf rund 120 Millionen Euro geschätzt. Da es laut der Reederei Vela International mit zwei Millionen Barrel (159 Liter) Rohöl voll beladen ist, kommen noch einmal etwa 80 Millionen Euro dazu.
Der nach modernsten Massstäben konstruierte Doppelhüllentanker war erst im März in Südkorea vom Stapel gelaufen und gehört der saudiarabischen Erdölfördergesellschaft Aramco. Seine Ladung entspricht rund einem Viertel der täglichen Röhol-Förderung in Saudi-Arabien oder dem Tagesverbrauch Frankreichs.
Piraten erweiterten Aktionsradius
Der Tanker, gross wie drei Fussballfelder, ist nach Angaben der US-Marine das grösste jemals gekaperte Schiff. US-Admiral Michael Mullen zeigte sich vor allem überrascht von dem Aktionsradius der Piraten.
Die in Bahrain stationierte 5. US-Flotte hatte am Montag gemeldet, dass der Tanker rund 450 Seemeilen südöstlich von Mombasa überfallen worden sei. Nie zuvor hätten somalische Piraten in der jüngeren Vergangenheit ein Schiff so weit draussen im Meer geentert, versicherte Mullen.
Unter den 25 Geiseln sollen Briten, Kroaten, Saudi-Araber und Philippiner sein. Der Kapitän und ein Offizier stammen aus Polen, wie das Aussenministerium in Warschau mitteilte. Ein Reederei-Sprecher sagte, es sei ein Krisenstab zur Befreiung der Seeleute eingerichtet worden.
92 Angriffe seit Jahresbeginn
Piraten griffen in diesem Jahr laut dem International Maritime Bureau in London mindestens 92 Schiffe vor Somalias Küste an, eine Verdopplung gegenüber 2007. 14 Schiffe sollen sich mit insgesamt mehr als 260 Besatzungsmitgliedern noch in den Händen von Entführern befinden darunter einen ukrainischen Frachter mit 33 Panzern und weiterer Militärtechnik.
Das Schiff ist noch immer in ihrer Gewalt, genauso wie insgesamt rund 200 Seeleute. Den Reedern bleibt meist nichts anderes übrig, als Lösegeld für die Freigabe von Schiffen und Mannschaften zu bezahlen.
Auch im Falle des Supertankers gehen Experten davon aus, dass Lösgeld gezahlt werden wird. Zwar hat der Westen Kriegsschiffe in die Region entsandt, um der Piraterie auf dem vielbefahrenen Seeweg Einhalt zu gebieten. In dem grossen Seegebiet ist es aber nicht leicht, die kleinen Schnellboote der Piraten ausfindig zu machen. Ausserdem hindern ungeklärte rechtliche Fragen die Kriegsschiffe am Durchgreifen.
fest (Quelle: sda)
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