Montag, 10. November 2008 / 09:49:55
Afrika kein Kontinent? - Palin unter Beschuss
Washington - Kann es sein, dass ein Anwärter auf eines der höchsten politischen Ämter der Supermacht USA nicht weiss, dass Afrika kein Land, sondern ein Kontinent ist?
Kann es sein, dass die Republikanerin Sarah Palin nicht wusste, dass die Nordamerikanische Freihandelszone Nafta eben die nordamerikanischen Staaten USA, Mexiko und Kanada umfasst?
Zumindest eben das behaupten republikanische Wahlkampfmanager, die zwei Tage nach der bitteren Niederlage von John McCain ihre Wunden lecken und Schuldige suchen.
«Sie hat keine der wichtigen politischen Debatten der vergangenen zehn Jahre mitbekommen», klagte ein namentlich nicht genannter McCain-Berater nach Informationen des Nachrichtensenders CNN.
Und die Behauptungen über unfassbare Wissenslücken der Gouverneurin von Alaska verbreitete ausgerechnet Carl Cameron, Chefkorrespondent des stockkonservativen US-Senders Fox News. Camerons republikanische Quellen schilderten Palin als unzuverlässige «Diva», eitel und beratungsresistent.
Reihe von Peinlichkeiten
Ganz sicher ist Palin in einer dummen Situation: Sie gilt vielen Republikanern als Sündenbock für die bittere Niederlage McCains. Tatsächlich hatte die 44-Jährige gerade mal auf dem Parteitag der Republikaner und kurze Zeit danach die Parteibasis begeistert - dann gab es nur noch eine schier endlose Kette von Peinlichkeiten und Pannen.
Auch wenn sie vom Vorwurf des Amtsmissbrauchs in Alaska freigesprochen worden war, blieb ein schaler Geschmack über Mauscheleien und Machenschaften in dem nördlichsten US-Bundesstaat.
Nachdem die streng konservative Palin sich in einem CBS-Interview mit stammelnden, unsicheren Antworten unerwartete Blössen gegeben hatte, wurde sie zur Zielscheibe aller populären Comedy-Shows.
Als sich dann noch herausstellte, das Palin über 150'000'Dollar für Edel-Klamotten ausgegeben hatte, war auch ihr gepflegtes Image als bodenständige, volksnahe Frau und Mutter ruiniert.
Schliesslich liess sich die fünffache Mutter auch noch von kanadischen Komikern foppen, die sie erfolgreich in ein angebliches Telefongespräch mit Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy lockten.
Keine Rede am Wahlabend
Am Wahlabend stand sie eisern lächelnd auf der Bühne des Hotelsaals in Phoenix neben McCain, als dieser in einer viel gewürdigten Rede seine Niederlage erklärte und sehr respektvolle Worte für Obamas historischen Sieg fand.
US-Medien zufolge konnte McCain im letzten Moment verhindern, dass Palin selbst eine Rede hielt - was einem Vize traditionell nicht zusteht, zumal viele Republikaner Palins Patzer und oft schrille Art fürchten gelernt haben. Sie sei sehr uneinsichtig gewesen, berichtete CNN, schliesslich habe sie in den Händen ein Blatt mit der vorbereiteten Rede gehabt.
Es gibt in der republikanischen Partei aber keineswegs nur Feinde Palins, deren Mitarbeiter auch bestreiten, dass sie Afrika oder Nafta nicht kenne. Viele sehen in der Frau, die sich als Reformerin in Alaska und im Kampf gegen Vetternwirtschaft Respekt verschafft hat, die Präsidentschaftskandidatin 2012.
von Laszlo Trankovits, dpa (Quelle: sda)
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