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Montag, 3. November 2008 / 11:22:52

Der doppelte Maverick

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Die US-Wahlen sind zwar erst vorbei, wenn die Stimmen ausgezählt sind, aber die Chancen für Barack Obama, Präsident zu werden sind gross und nicht einmal der wirklich lustige Auftritt von John McCain in der Comedy-Sendung «Saturday Night Life» dürfte daran noch viel ändern. Doch dieser Auftritt wirft ein Licht darauf, was McCains Problem war.

Zum einen natürlich einmal ein Gegner, der es wie kaum ein anderer schafft, Wähler und vor allem Wahlkampfspender zu mobilisieren. Obama steht dabei für ein abstraktes Konzept «Wandel», das er aber sehr glaubwürdig zu präsentieren vermag. Es ist dieser Glaube an einen Wandel und die Verzweiflung über ein scheinbar verkommenes, korruptes System, dass die Wähler zu Obama treibt.

McCain steht hingegen – daran lässt sich nichts ändern – für jene Partei, die mit der Misere am engsten in Verbindung gebracht wird. Zwar hat er sich in der Vergangenheit immer wieder von der Bush-Regierung distanziert, aber dies ändert nichts daran, dass er ein Vertreter dieser Partei ist.

Dies zeigte sich denn auch im Wahlkampf. Nachdem er überraschenderweise zum Kandidaten gekührt worden war, hatte er am Anfang noch betont, dass er einen fairen und auf die Themen bezogenen Wahlkampf wünsche. Doch dann übernahmen jene Leute, die ihn einst selbst in einem Wahlkampf gegen George W. Bush niedergemacht hatten, das Ruder seiner Kampagne. Mit faszinierenden Resultaten - vorausgesetzt, man hält auch Flugzeugabstürze für faszinierend.

Über Monate hinweg durchforsteten die Wahlkampfhelfer von McCain Obamas Vergangenheit nach dunklen Flecken und selbst die flüchtige Bekanntschaft mit einem Ex-Links-Extremen, der mit Obama und diversen anderen Politikern in einem Stiftungsrat sass, wurde zu einem Terroristen-Kontakt hoch stilisiert. Doch an Obama selbst blieb nichts kleben. Nur wer Obama ohnehin nicht mochte, griff diese müde Story auf.

Oder Joe der Klempner Wurzelbacher, der als Beleg für die sozialistischen oder gar kommunistischen Absichten Obamas, die Reichen härter ran zu nehmen und dafür den Mittelstand zu schonen, hinhielt und zur temporären Wahlkampfikone hochstilisiert wurde. Allerdings verzapfte der Klempner in Interviews so viel Schrott, dass er vermutlich genau so viele Wähler vertrieb wie anlockte.

Das grösste Ei, dass McCain vom republikanischen Wahlkampfteam gelegt wurde, war aber zweifellos Sarah Palin, die Flinten-Diva aus dem hohen Norden. Nach ihrem Überraschungsauftritt beim Parteitag, als sie dank einer perfekt vorbereiteten Rede zur Sensation avancierte, demontierte sie sich in der Folge mit erschütternder Konsequenz bei hilflosen Interviews, mit hasserfüllten Äusserungen, eklatanten Kompetenzlücken und Geschichten von Machtmissbrauch und Vetternwirtschaft in Alaska.

Nicht wenige Amerikaner schreckt der Gedanke, einen alten, womöglich kranken Präsidenten mit einer offenbar total überforderten Vizepräsidentin zu wählen. Da scheint ein junger Präsident mit einen Dampfplauderer als Vize (Joe Biden war vermutlich Obamas grösster Fehler), die bessere Option. Und jene Wähler, die Palins bärbeissigem Scharm erlegen sind, hätten ohnehin für McCain gestimmt – sie war definitiv kein Gewinn.

Der McCain-Wahlkampf ist rückblickend ein gewaltiges Durcheinander, dessen einzige stringente Linie – jene zu seiner Erfahrung in der Sicherheitspolitik – vom Tsunami an den Finanzmärkten weggewaschen wurde. So war es verblüffend zu sehen, wie souverän und ironisch sich der alte Haudegen in der Comedy-Show, in der zuvor Sarah Palin bei einem Auftritt abgesoffen war, über seinen eigenen, erratischen Wahlkampf lustig machte und die verschiedenen Stadien vom «Maverick» (Aussenseiter, Ausreisser); zum «umgekehrten Maverick» der einfach alles Mitmacht, was man ihm vorschlägt; bis zum «doppelten Maverick», der völlig ausrastet und alle Leute verängstigt, kommentierte.

Eine solche Souveränität kann nur aus einer gewissen Distanz erwachsen – eine Distanz die vor allem dann existiert, wenn man nicht selbst den Wahlkampf bestimmt hat, sondern jene Neokonservativen, die schon für Bush tätig waren und als ihren finalen Akt versuchten, eine weibliche Version ihres Lieblingspräsidenten auf dem Vize-Posten zu installieren. Wenn McCain verliert, verliert vor allem das System Bush. Dass dazu der Aussenseiter, der Bush immer wieder die Stirn geboten hat, mit verliert, mag bedauerlich sein, ist aber letztendlich nur logisch.

von Patrik Etschmayer (Quelle: news.ch)

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