Donnerstag, 16. Oktober 2008 / 06:58:12
Obama und McCain: Harter Schlagabtausch im TV
New York - Die beiden Kandidaten der US-Präsidentschaftswahl, Barack Obama und John McCain, haben sich am Mittwoch (Ortszeit) zu ihrem letzten TV-Duell getroffen. Dabei lieferten sie sich ihren bislang härtesten Schlagabtausch.
Mit scharfen Angriffen versuchte McCain in der Hofstra-Universität von Hempstead (Bundesstaat New York) seinen Rückstand in den Umfragen umzukehren.
Er warf Obama vor, ein Steuereintreiber zu sein, der einen «Klassenkampf» anzetteln wolle. Obama parierte den Angriff, indem er McCain vorwarf, in der Wirtschafts-, Steuer- und Energiepolitik lediglich die gescheiterte Politik von US-Präsident George W. Bush fortzusetzen.
McCain nutzte diese Gelegenheit, sich zum wiederholten Mal von Bush zu distanzieren: «Wenn Sie gegen Bush kandidieren wollen, dann hätten Sie vor vier Jahren antreten sollen. Ich bin nicht Bush», sagte er.
Obama erwiderte: «Ich verwechsle Ihre Politik manchmal mit jener von Präsident Bush, weil Sie in Kernpunkten der Wirtschaftspolitik ein glühender Unterstützer von Präsident Bush waren.»
Vorwürfe schmutziger Kampagnen
Beide Kandidaten beschuldigten sich gegenseitig, einen schmutzigen Wahlkampf zu führen. McCain hielt seinem demokratischen Rivalen vor, er gebe so viel Geld für negative Wahlwerbung aus, wie noch nie jemand zuvor in der US-Geschichte.
Obama erwiderte, McCains Wahlspots seien zu 100 Prozent negativ. «Diese Spots sagen mehr aus über Sie und ihren Wahlkampf als über mich», sagte er zu seinem Rivalen.
Terrorbezug bemüht
McCain versuchte erneut seinen Konkurrenten in die Nähe des Terrorismus zu rücken, in dem er auf dessen Beziehung zu William Ayers verwies. Ayers war der Mitbegründer einer Organisation, die in den 60er und 70er Jahren Anschläge aus Protest gegen den Vietnamkrieg verübte.
Obama hielt entgegen, er sei zur Zeit dieser Aktionen «acht Jahre alt gewesen». Auch später habe er nur sehr losen Kontakt zu Ayers gehabt.
Während der 90-minütigen Debatte blinzelte McCain immer wieder nervös und schien sich zu verkrampfen, wenn Obama das Wort hatte. Obama dagegen parierte McCains Angriffe scheinbar gelassen und mit strahlendem Lächeln.
Obama kurz vor Ziellinie
Erste Umfragen nach der Debatte sahen Obama deutlich vor McCain. 58 Prozent der Zuschauer bezeichneten laut einer Blitzumfrage des Nachrichtensenders CNN Obama als Sieger, nur 31 Prozent glaubten, dass der Republikaner gewonnen habe.
70 Prozent meinten demnach, Obama habe sympathischer gewirkt, nur 22 Prozent fanden McCain gewinnender. Bereits nach den ersten beiden Fernsehduellen hatten Umfragen deutliche Mehrheiten für Obama ergeben.
Obama vorne
In den verschiedenen landesweiten Umfragen führt Obama mit durchschnittlich 7,3 Prozent. Auch auf Basis der Einzelstaaten signalisieren die Meinungsumfragen inzwischen eine ausreichende Mehrheit für Obama, wie CNN berichtete.
«Es ist vorbei», kommentierte der liberale «Boston Globe» die TV-Debatte. McCain habe dem Land «nicht erzählen können, warum er Präsident werden sollte». Auch konservative Kommentatoren wie Pat Buchanan meinten, dass es nun für McCain «sehr, sehr schwer» werden würde, den Vorsprung Obamas einzuholen.
fest (Quelle: sda)
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