Mittwoch, 10. September 2008 / 08:05:19
Lehman mit neuem Milliarden-Verlust
New York - Neue Hiobsbotschaft von der Wall Street: Die von der Finanzkrise schwer getroffene US-Investmentbank Lehman Brothers rutscht immer tiefer in die roten Zahlen.
Die Bank erlitt in ihrem dritten Geschäftsquartal einen Verlust von 3,9 Mrd. Dollar. Im Vorquartal hatte sie einen Verlust von 2,8 Mrd. Dollar eingefahren. Im Vorjahresquartal hatte die viertgrösste US-Investmentbank noch einen Gewinn von 887 Mio. Dollar erwirtschaftet.
Den Verlust begründete die Bank mit Abschreibungen in Höhe von 7,8 Mrd. Dollar. Die Zahlen schockten selbst Experten, die lediglich mit einem Verlust von 3,43 Mrd. Dollar gerechnet hatten.
«Dies ist eine der schwersten Zeiten in der Geschichte des Unternehmens», sagte Lehman-Chef Richard Fuld am Mittwoch. Die Dividende wird nun radikal zusammengestrichen.
Verkauf von Konzernteilen
Um an dringend benötigtes frisches Kapital zu kommen, veräussert die Bank nun auch ihr Tafelsilber: Lehman will mehr als die Hälfte der Investmentsparte verkaufen.
Zudem muss sich die Bank von Immobilien im Wert von mehreren Milliarden Dollar trennen. So werden Immobilien in Grossbritannien im Wert von 4 Mrd. Dollar an den Vermögensverwalter BlackRock verkauft.
Darüber hinaus plant der Konzern, grosse Teile seines Immobiliengeschäfts in ein Tochterunternehmen auszulagern. Auch Stellen werden gestrichen. Lehman baute nach eigenen Angaben bereits rund 1500 Stellen ab.
Sollte Lehman kein frisches Kapital bekommen, droht dem Institut das gleiche Schicksal wie Konkurrent Bear Stearns, der im Frühjahr von der US-Notenbank Fed gestützt und vom Konkurrenten JPMorgan Chase übernommen werden musste.
Publikation vorgezogen
Lehman hatte die Publikation der Quartalszahlen kurzfristig um eine Woche vorgezogen. Zuvor hatte die südkoreanische Korean Development Bank Gespräche über einen Einstieg bei Lehman beendet. Die Koreaner hatten ursprünglich eine Beteiligung von bis zu 5,3 Mrd. Dollar erwogen.
In New York brachen die Lehman-Aktien wegen entsprechender Gerüchte am Dienstag um 46 Prozent ein. Damit wurden auf einen Schlag 4,4 Mrd. Dollar an Börsenwert vernichtet. Seit Februar verloren die Titel der Bank 88 Prozent. Am Mittwoch tendierte das Papier vorbörslich deutlich im Minus, drehte dann aber ins Plus.
Auch UBS und CS leiden
An der Schweizer Börse lagen die Aktien der Grossbanken UBS und Credit Suisse nach Bekanntgabe der Lehman-Zahlen um rund 2 Prozent im Minus. Wegen der Sorgen um die Zukunft von Lehman Brothers hatte es zuvor bereits an den asiatischen Börsen Verluste gegeben.
Anleger befürchten, dass die Krise trotz der Rettungsaktion der US-Regierung für die angeschlagenen Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac noch nicht ausgestanden ist.
fest (Quelle: sda)
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